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Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Titel: Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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setzte sich seine Königin in Bewegung, erreichte das Feld, auf dem Howards Turm stand und zerschlug ihn mit einem einzigen Hieb ihrer gewaltigen Metallarme. Das riesige Eisengebilde stürzte polternd in sich zusammen. Irgendwo im Inneren der Konstruktion blitzte es auf; ein faustgroßer feuriger Ball hüpfte auf Howard zu, prallte dicht vor seinen Füßen vom Boden ab und rollte an seinem Bein entlang bis zur Schulter hinauf. Howard brach in die Knie und kämpfte sekundenlang mit verzweifelter Anstrengung gegen die Bewußtlosigkeit.
    Seine Lage war aussichtslos. Er hatte gespielt wie nie zuvor in seinem Leben, trotz der Schmerzen und der Verzweiflung, die wie ein Gift in seinen Gedanken tobte, und de Laurecs Figuren regelrecht vom Brett gefegt, bis ihm nur noch der König und die Dame verblieben waren. Trotzdem würde er verlieren, denn der Puppet-Master setzte seine Dame immer rücksichtsloser ein. Während der letzten halben Stunde hatte die weiße Königin Howards Figuren nacheinander geschlagen. Und mit jedem Spielstein, der ausschied, biß ein neuer, quälender Schmerz in seinen Leib. Keine der Wunden war wirklich gefährlich; aber sie alle zusammen würden ihn umbringen, wenn das Spiel noch lange dauerte.
    »Sieh endlich ein, daß du keine Wahl mehr hast«, sagte Sarim. »Du hast noch den Springer und einen Turm. Den Turm nehme ich dir beim übernächsten Zug, Und damit hast du verloren. Es sei denn, du schlägst meine Königin.« Sarim kicherte. »Aber das wirst du nicht tun, nicht wahr?«
    Howard hatte nicht mehr die Kraft, zu antworten. Sein Blick suchte die weiße Königin und saugte sich an dem blassen Mädchengesicht hinter dem Stahlvisier fest, und in seiner Brust flammte ein neuer, viel tiefer gehender Schmerz auf. Er wußte, daß de Laurec die Wahrheit sprach. Die Dame würde seinen Turm schlagen, und nur mit seinem König und einem einzelnen Springer konnte er das Spiel nicht mehr gewinnen. Wäre dies ein normales Spiel gewesen, hätte er versuchen können, Sarims König zu schlagen und so zumindest ein Remis herauszuholen. Aber nicht einmal das konnte er.
    »Turm A6 auf E6«, murmelte er. »Schach.«
    Seine Figur führte den Zug gehorsam aus. Ein dünner Blitz zuckte aus ihrer Vorderseite und traf den weißen König.
    De Laurec lachte hämisch und stellte seine Dame zwischen Howards Turm und den bedrohten König.

    * * *

    Das Gewitter war mit voller Kraft losgebrochen, ehe wir die halbe Strecke zu Sarim de Laurecs kleinem Chalais hinter uns gebracht hatten, und es war das schlimmste Gewitter, an das ich mich zu erinnern vermochte. Meine Taschenuhr beharrte darauf, daß es sieben Uhr und somit schon längst Tag war. Aber der Himmel sagte das Gegenteil. Das Firmament hatte sich schwarz verfärbt und spannte sich wie eine gewaltige Kuppel aus geschmolzenem Teer von Horizont zu Horizont, aber der Himmel schien zu brennen. Die Blitze zuckten so rasch hintereinander zu Boden, daß es manchmal minutenlang hell war; dann wieder bewegten sich die beiden Kutschen durch absolute Finsternis, die vom Klatschen des strömenden Regens und den Geräuschen der Kutschen und Pferde erfüllt war. Es war ein Alptraum.
    Obwohl wir fast eine Dreiviertelstunde unterwegs gewesen waren, hatten wir kaum ein Dutzend Worte miteinander gewechselt; und zu allem Überfluß hatten die Templer Rowlf und mich getrennt. Er war in den zweiten, gut fünfzig Meter hinter uns fahrenden Wagen verfrachtet worden, nachdem zwei von Balestranos Brüdern seine Hand verarztet hatten.
    Ohnehin war es eine sehr sonderbare Fahrt gewesen. Obwohl sich die beiden Templer, die Balestrano und mich begleiteten, keine Mühe machten, irgendwie anders als drohend auszusehen und einer von ihnen sogar mit einem Dolch herumspielte, spürte ich, daß diese Männer nicht meine Feinde waren. Balestrano hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß wir seine Gefangenen waren. Aber wenn, dann zu unserem eigenen Schutz. Ich glaubte ihm. Ich habe stets gespürt, ob mein Gegenüber mich belog oder die Wahrheit sprach, und ich war selten einem so ausgeprägten Gefühl von Wahrheit begegnet wie bei Balestrano. Die ganze Situation war absurd; gelinde ausgedrückt. Diese Männer waren zusammengekommen, um meinen besten Freund zu töten, und sie machten nicht einmal einen Hehl daraus. Und trotzdem waren sie nicht meine Feinde.
    Ich atmete innerlich auf, als wir nach einer Ewigkeit anhielten und Balestrano mir wortlos bedeutete, den Wagen zu verlassen. Der Regen klatschte mir

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