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Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Titel: Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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wie eine nasse Hand ins Gesicht, und vor dem Hintergrund der unablässig zuckenden Blitze wirkte das Haus, vor dem wir angehalten hatten, wie eine billige Theaterkulisse. Der zweite Wagen kam knarrend wenige Schritte neben uns zum Stehen. Die Räder versanken fast eine Handbreit tief in dem sumpfigen Morast, in den der stundenlange Regen den Weg verwandelt hatte, und als sich die Tür öffnete und Rowlf – gefolgt von vier schweigenden Männern in dunklen Wettermänteln – ins Freie sprang, spritzte Wasser hoch.
    Balestrano hob die Hand, und zwei seiner Begleiter huschten lautlos an uns vorbei, öffneten das schmiedeeiserne Tor, das die brusthohe Gartenmauer vor uns durchbrach, und glitten hindurch. Eine, halbe Minute später kam einer von ihnen zurück und nickte stumm. Erst dann gingen wir los. Mein Mißtrauen regte sich stärker. Wenn dieses Haus einem von Balestranos Brüdern gehörte – wozu dann diese überflüssigen Sicherheitsmaßnahmen?
    Lautlos näherten wir uns dem Haus. Der Regen strömte immer dichter, und die Blitze zuckten jetzt so dicht hintereinander, daß der parkgroße Garten des Anwesens fast taghell erleuchtet war. Die Luft knisterte von elektrischer Spannung, und der Donner rollte so mächtig, als lieferten sich über uns zwei himmlische Heerscharen ein Artillerieduell.
    Balestrano blieb stehen, als wir uns der Tür bis auf drei Schritte genähert hatten. Einer seiner Begleiter eilte voraus und streckte die Hand nach dem löwenköpfigen Türklopfer aus, kam aber nicht dazu, ihn zu benutzen, denn in diesem Moment glitt das gewaltige Tor wie von Geisterhand bewegt nach innen. Balestrano ging los, als wäre so etwas das Selbstverständlichste von der Welt, und auch seine Begleiter folgten ihm ohne das geringste Zögern. Wohl oder übel mußten auch Rowlf und ich das sonderbare Haus betreten, obgleich mir alles andere als wohl dabei in meiner Haut war.
    Es war nicht nur die Tatsache, daß ich um Howards oder etwa um mein Leben fürchtete. Diese Art der Angst kannte ich. Aber die Furcht, die ich jetzt spürte, war anderer Art. Es war, als spüre etwas in meiner Seele die Anwesenheit einer Gefahr, die meinen normalen menschlichen Sinnen noch verschlossen war.
    Nun, was das anging – ich besaß noch ein paar mehr als die üblichen fünf Sinne. Während ich zwischen Balestrano und Looskamp durch die hohe, von elektrischem Licht beleuchtete Empfangshalle ging, versuchte ich den logischen Teil meines Denkens auszuschalten und mich auf die tiefer liegenden, animalischen Schichten meines Bewußtseins zu konzentrieren; auf die Teile des menschlichen Geistes, die mich zu dem befähigten, was die allermeisten Menschen mit Worten wie Zauberei und Magie bedacht hätten, nur weil sie nicht in der Lage waren, die wirkliche Natur dieser Kräfte zu erfassen.
    Aber der Erfolg war gleich Null. Dieses Haus war... tot. Ich spürte die Anwesenheit von Leben, aber es waren nur Rowlf und Balestrano und seine Männer. Dann, nach Sekunden, fühlte ich einen weiteren, menschlichen Geist. Ich konnte seine Gedanken nicht lesen – das habe ich nie gekonnt und wollte es auch nicht können – aber ich spürte den Schmerz und die Verzweiflung, die ihn erfüllten. Und dann erkannte ich ihn.
    Ich blieb so abrupt stehen, daß der hinter mir gehende Templer die Bewegung zu spät registrierte und in mich hineinrannte. »Howard«, sagte ich. »Howard ist hier, Rowlf.«
    »Das wissen wir, Craven«, sagte Balestrano scharf, ehe Rowlf antworten konnte. »Begehen Sie jetzt keine Dummheit. Wenn Sie versuchen, Ihrem Freund zu helfen –«
    »Werde ich auch zu Schaden kommen, ich weiß«, unterbrach ich ihn wütend. »Warum haben Sie mich hergebracht, Balestrano? Glauben Sie im Ernst, ich sehe tatenlos zu, wie Sie meinen Freund abschlachten?«
    »Ich fürchte, Sie haben keine andere Wahl, mein Junge«, sagte er sanft. »Dies hier sind Dinge, die Sie nichts angehen.«
    »Das werden wir sehen«, zischte ich.
    Seltsamerweise antwortete Balestrano nicht mehr, sondern sah mich nur eine Sekunde lang mit sehr sonderbarem Blick an, ehe er sich abrupt abwandte und schnell weiterging.
    Wir durchquerten die Halle, und Balestrano öffnete eine niedrige Tür an ihrem gegenüberliegenden Ende. Ein schmaler, nur von einer einzelnen elektrischen Lampe erhellter Gang nahm uns auf. Ich betrachtete die sonderbare Lichtquelle neugierig, während ich hinter dem alten Templer durch den Korridor schritt. Natürlich hatte ich schon von elektrischem Licht gehört

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