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Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Titel: Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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verschiedenfarbigen Figuren und Felder begannen wie wild auf und ab zu hüpfen, und es kostete ihn unendliche Überwindung, die einzelnen Figuren und ihre komplizierten Stellungen zueinander zu erkennen. Er konnte kaum mehr denken. Er hatte die Falle, in die Sarims Königin gelaufen war, sorgsam aufgebaut und das zweifache Schach und den Schmerz, den es bedeutet hatte, bewußt in Kauf genommen. Wenn de Laurecs Königin fiel, hatte er gewonnen. Selbst wenn seine Konzentration weiter sank, war seine rein zahlenmäßige Überlegenheit groß genug, die wenigen verbliebenen weißen Figuren einfach vom Brett zu fegen.
    »Bleibst du dabei?« fragte Sarim lächelnd..
    Howard starrte ihn aus brennenden Augen an. »Warum sollte ich nicht?«
    »Nun...« Der Puppet-Master kam ein paar Schritte näher und blieb unmittelbar neben der weißen Königin stehen. »Vielleicht siehst du dir die Figur erst einmal genauer an.« Er lächelte, hob die Hand und berührte die schimmernde Metallbrust der menschengroßen Statue. Ein leises Klicken erscholl, und ein Teil des bizarren Gesichtsvisiers schob sich summend zur Seite. Dahinter kam ein bleiches, angstverzerrtes, menschliches Gesicht zum Vorschein.
    Howard schrie auf. »Ophelie!« Für einen Moment flammte der Zorn so heftig in ihm auf, daß er sogar den Schmerz und die Schwäche hinwegfegte. »Sarim!« brüllte er. »Du Ungeheuer. Du hast versprochen –«
    »Was habe ich versprochen?« unterbrach ihn de Laurec eisig. »Ich habe versprochen, dir eine Chance zu geben. Die hast du bekommen. Besiege mich, wenn du kannst.« Er kicherte böse. »Du brauchst nur diese Königin zu schlagen, und du hast praktisch gewonnen. Ich gebe zu, daß du der bessere Spieler bist. Also – bleibt es bei deinem Zug?«

    * * *

    »Sie hätten nicht hierherkommen sollen, Mister Craven«, sagte Balestrano. Er sprach leise, fast ohne Betonung und sehr langsam, als müsse er jedes einzelne Wort genau überlegen, wie man es bei alten Männern häufig antrifft. Aber der Blick seiner Augen strafte den Eindruck von Alter und Gebrechlichkeit Lügen. So wie beim ersten Mal, als ich dem Oberhaupt des Templerordens begegnet war, spürte ich die Macht, die dieser Mann ausstrahlte, mit fast körperlicher Wucht.
    »Wer is das?« schnappte Rowlf. »Kennste den Alten, Robert?«
    Ich nickte, machte eine rasche, besänftigende Geste in Rowlfs Richtung und trat einen Schritt auf Balestrano zu.
    »Was... was wollen Sie hier?« fragte ich stockend. Ich hatte die Überraschung, ausgerechnet Jean Balestrano an diesem Ort zu treffen, noch immer nicht überwunden. »Wir haben nichts mit Ihnen und Ihrer Sekte zu schaffen, Balestrano. Mischen Sie sich nicht ein.«
    Der alte Templer seufzte. Ein Ausdruck von Trauer erschien in seinem Blick, den ich mir im ersten Moment nicht zu erklären vermochte. »Sie werden verletzend, Robert«, sagte er leise. »Sie wissen sehr wohl, daß unser Orden keine Sekte ist. Und nicht wir mischen uns ein, sondern Sie sind es, der sich in Dinge einmischt, mit denen er absolut nichts zu schaffen hat. Was wollen Sie hier?«
    »Wir suchen jemanden«, antwortete Rowlf grob.
    »Monsieur Gaspard, nehme ich an«, sagte Balestrano. »Aber ich muß Sie enttäuschen. Er ist nicht mehr hier.«
    »Nicht mehr hier?« wiederholte ich. »Wo ist er? Was haben Sie mit ihm gemacht, Balestrano?«
    »Gemacht?« Der Tempelritter lächelte wieder sein sonderbar mildes Lächeln, schüttelte den Kopf und machte eine Bewegung mit der Linken, die den ganzen Laden einschloß. »Wir haben nichts mit ihm gemacht, Robert«, sagte er sanft. »Ich habe lediglich dafür gesorgt, daß er für eine Weile die Stadt verläßt, nachdem er Howard unsere Nachricht hat zukommen lassen.« Er lächelte weiter, aber etwas in diesem Lächeln änderte sich plötzlich; sein Blick wurde hart.
    »Womit wir beim Thema wären«, fuhr er fort. »Ich nehme an, Sie beide sind hier, um nach Bruder Howard zu suchen.«
    Rowlf wollte auffahren, aber ich brachte ihn mit einer beruhigenden Geste zum Schweigen und trat einen weiteren Schritt auf Balestrano zu. Die Schatten hinter ihm bewegten sich. Stoff raschelte, dann klirrte hinter und neben mir Metall. Wir waren nicht allein. »Nicht Bruder Howard, Balestrano«, sagte ich betont. »Wir suchen unseren Freund Howard. Ich hoffe, der kleine Unterschied ist Ihnen klar.«
    Balestrano seufzte. »Robert, Robert«, murmelte er kopfschüttelnd. »Ich weiß einfach nicht, was ich mit Ihnen machen soll. Auf der einen Seite

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