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Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Titel: Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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»Schach!«
    Sarim fluchte, starrte mich einen Moment haßerfüllt an und wirbelte dann herum. »König E5 auf E6«, sagte er. »Das nutzt dir nichts mehr, Howard. Gib auf.«
    »Springer C6 auf D4« erwiderte Howard. »Schach.«
    De Laurec fluchte noch lauter, ballte die Fäuste und starrte zu mir herauf, als wolle er mich mit Blicken töten. »König E6 auf E7«, sagte er. »Was soll das, Howard? Du bekommst mich nicht.«
    »Nein?« fragte Howard kalt. Von seiner Schwäche war nichts mehr geblieben. Hoch aufgerichtet stand er da und starrte abwechselnd de Laurec und seinen König an. Aber seine Stimme bebte, als er weitersprach. »Vielleicht habe ich dich schon, Bruder. Auf diesen Zug bist du schon vor zehn Jahren immer wieder hereingefallen. Wie ich sehe, hast du nichts dazugelernt.« Er hob die Hand und deutete auf seinen Springer.
    »Springer D4 auf F5, Sarim. Schach und Gardez.«
    Seine Figur führte den Zug gehorsam aus, und de Laurec stieß einen gellenden Wutschrei aus, als zwei dünne, knisternde Blicke aus den Augen des Stahlpferdes schossen und seinen König und seine Dame gleichzeitig trafen. Von draußen ertönte ein ungeheuerlicher Donnerschlag, wie um seine Worte zu unterstreichen.
    »Damit kommst du nicht durch, Howard«, kreischte Sarim. »Du betrügst! Es war nicht vereinbart, daß dir irgend jemand helfen darf.«
    »Dein Zug!« sagte Howard kalt. De Laurec starrte ihn eine endlose Sekunde lang an. Dann lächelte er wieder. »Was glaubst du, gewonnen zu haben?« fragte er schließlich. »Ich gebe zu, daß ich beim nächsten Zug meine Dame verliere – aber damit steht das Spiel allerhöchstens unentschieden. Es war ausgemacht, daß du gewinnen mußt.«
    »Du betrügst«, stellte Howard fest. »Ich hätte es mir denken können. Du hast schon immer gerne betrogen.«
    »Schweig!« brüllte de Laurec. »Es spielt keine Rolle mehr, ob ich betrüge oder nicht. Ihr werdet so oder so sterben.« Er kicherte, hob den Arm und deutete auf seinen König. »E7 auf E8«, sagte er. »Nimm dir die Dame, wenn es dir Freude bereitet. Du verlierst trotzdem.«
    Howard schlug seine Dame. Die gewaltige Stahlkreatur verging in einem grellen Blitz, der auch Howards Springer zerfetzte, aber de Laurecs Reaktion bestand in einem abfälligen Verziehen der Lippen.
    »Bravo, Howard«, sagte er kalt. »Mein Kompliment. Du hast phantastisch gespielt. Aus diesem Grunde gewähre ich dir sogar eine weitere Gnade – du darfst noch leben und zusehen, wie deine Freunde sterben – allen voran dieser Narr Craven.«
    Und in diesem Moment erwachten die riesigen Schachfiguren abermals zum Leben.
    Ich hörte einen Schrei, wirbelte herum und sah, wie Looskamp auf Händen und Füßen die Treppe hinaufzukriechen begann, verfolgt von einem Ding, das wie der Alptraum eines Eisenskorpiones aussah. Auch von der anderen Seite her rückten die gigantischen Killermaschinen heran.
    Die Templer wichen zurück, zogen ihre Schwerter blank und bildeten einen dicht geschlossenen Kreis um Balestrano und mich. Nicht, daß es etwas nutzen würde. Eine einzige dieser Maschinen mußte reichen, uns alle zu töten. Und wir standen gleich dreißig dieser stählernen Monster gegenüber. Langsam, aber unaufhaltsam, rückten sie näher.
    »Jetzt sterbt ihr«, kreischte de Laurec. »Ihr habt euch zu früh gefreut. Der Sieg ist mein!«
    Ich starrte den näherrückenden Maschinen entgegen, schätzte hastig die Zeit ab, die mir noch blieb, und warf einen letzten Blick in die Halle hinunter. De Laurec sah mich direkt an. Vielleicht wäre dies der richtige Moment für eine theatralische – oder auch nur hämische – Bemerkung gewesen, aber dazu fehlte mir die Zeit.
    Ich stieß Balestrano und den Templer, der vor ihm stand, zur Seite, sprang den Schachmördern entgegen und riß beide Arme in die Höhe. Meine Lippen formten Worte, die ich vor Jahren auswendig gelernt und schon fast wieder vergessen hatte, und mein Geist tat Dinge, die ich selbst nicht wirklich verstand und die ich im Grunde niemals hatte können wollen.
    Aber sie wirkten.
    Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, eins mit dem tobenden Gewitter draußen über dem Land zu sein, keinen Körper mehr zu haben, sondern nur noch aus pulsierender, berstender Kraft und Licht und Hitze zu bestehen, dann –
    Ein unglaublicher Donnerschlag ließ das Gebäude erzittern.
    Die elektrische Beleuchtung erlosch. Knallend zerbarsten die Glühbirnen, und einer der Kronleuchter brach aus seiner Halterung und stürzte zu

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