Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers
Balestrano. »Wäre es diesem jungen Narren nicht gelungen, den Eliminator zu vernichten, dann wärest du der nächste gewesen, den er besucht hätte. Aber nun seid ihr ja alle freiwillig gekommen. Das erleichtert mir die Sache. Ihr werdet sterben.«
»Und dann?« fragte Balestrano, so ruhig, als hätte er die Drohung in de Laurecs Worten gar nicht gehört. »Was hättest du davon? Es würden andere kommen. Du kannst nicht alle töten.«
»Wer sagt, daß ich das vorhabe?« fragte de Laurec lächelnd. »Ich werde der einzige sein, der der Heimtücke Cravens entgeht. Nicht, ohne ihn vorher zu töten, versteht sich.«
»Du Verräter!« brüllte Looskamp. »Damit kommst du nicht durch!«
»O doch, Bruder Looskamp«, murmelte Balestrano dumpf. »Ich fürchte, er könnte es.«
De Laurec verbeugte sich spöttisch. »Euer Zutrauen ehrt mich, Bruder«, sagte er. »Um so mehr, als Ihr recht habt. Wenn dies alles hier vorbei ist, dann werde ich der neue Herr der Templerloge sein. Und ich fürchte, es wird ein paar... Veränderungen geben. Zum ersten werden wir diesen lästigen Necron und seine närrischen Anhänger vernichten. Dann sehen wir weiter.«
»Du Narr«, murmelte Balestrano. »Du hast nichts verstanden. Der Orden der Tempelherren war niemals eine Bruderschaft des Schwertes. Du wirst keinen Erfolg haben, wenn du versuchst, ihn dazu zu machen.«
»Überlaßt das getrost mir«, sagte de Laurec lakonisch.
»Bringt ihn um!« kreischte Looskamp. »Nehmt eure Waffen und erschlagt diesen Verräter endlich, Brüder!« Drei, vier Männer aus Balestranos Begleitung zogen auch unverzüglich ihre Schwerter und machten Anstalten, seiner Aufforderung zu folgen.
De Laurec schürzte nur abfällig die Lippen und klatschte wieder in die Hände. Neben dem Schachfeld erhob sich ein gutes Dutzend der eisernen Kreaturen und näherte sich klappernd und scharrend der Treppe, und auch aus dem Gang, durch den wir gekommen waren, ertönten plötzlich metallisch klingende Laute. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, mich herumzudrehen. Ich wußte, was hinter uns war. Und auch die Templer schienen zu begreifen, wie sinnlos es wäre, gegen diese seelenlosen Maschinen kämpfen zu wollen. Einer nach dem anderen blieb wieder stehen, während die Maschinen rasselnd durch den Saal glitten und die Treppe hinaufzuscheppern begannen. Schließlich bildeten sie an beiden Seiten der Galerie eine undurchdringliche Mauer und blieben weiter stehen.
»Nun, wo die Verhältnisse geklärt wären«, sagte de Laurec spöttisch, »werdet ihr gestatten, daß ich erst einmal eine Angelegenheit zu Ende bringe, ehe ich mich der nächsten zuwende.« Er kicherte, ging wieder zu seinem Feld zurück und winkte mit der Hand.
»Auf, Bruder Howard«, sagte er spöttisch. »Zeig unseren Gästen, wie meisterlich du das königliche Spiel beherrschst.«
Howard stöhnte. Vergeblich versuchte er, sich auf die Füße zu stemmen, brach wieder zusammen und murmelte etwas, das ich nicht verstand. Aber sein letzter verbliebener Offizier – ein Springer – setzte sich rasselnd in Bewegung und bedrohte de Laurecs König. Der Puppet-Master machte nicht einmal den Versuch, dem drohenden Schach zu entgehen, sondern zog seine Dame über das Feld, um Howards Springer zu jagen.
Trotz der aberwitzigen Situation, in der wir uns befanden, schlug mich das Spiel rasch in seinen Bann. Ich hatte ein paarmal den Größenwahn aufgebracht, mit Howard Schach zu spielen, und wußte, wie gut er war – und er bewies seine Meisterschaft auch jetzt, trotz des erbärmlichen Zustandes, in dem er sich befand. Immer wieder entgingen sein König und der Springer den Nachstellungen der weißen Dame, und immer wieder brachte er das Kunststück fertig, de Laurecs König mit nur einem Offizier vor sich herzutreiben. Aber auf Dauer würde es ihm nichts nutzen. Selbst der beste Schachspieler der Welt kann einen König nicht nur mit seinem eigenen König und einem Springer Matt setzen. Es ist unmöglich. Trotzdem spielte er mit einer Meisterschaft, die jeden anderen Gegner nach spätestens zehn Minuten total entnervt hätte.
De Laurec nicht. Im Gegenteil. Je mehr ihn Howard vor sich hertrieb, desto amüsierter wirkte er. Und er spielte – gelinde ausgedrückt – wie der letzte Trottel. Schließlich besaß er den Nerv, seine Dame direkt neben Howards König zu plazieren und kichernd »Schach« zu rufen.
Mein Unterkiefer klappte vor Unglauben herunter, als sich Howard unter einem elektrischen Blitz
Weitere Kostenlose Bücher