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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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der er saß, und das unstete Flackern in seinen Augen hatte zwar nachgelassen, war aber nicht ganz erloschen. Er hatte sich wieder gefangen; äußerlich.
    »Es muß eine logische Erklärung geben«, sagte er. »Vielleicht waren die Ratten krank. Oder irgend etwas hat sie in Panik versetzt.« Seine Stimme zitterte ein wenig, während er diese Worte sprach, und es war ein Ton darin, der sie zu einem verzweifelten Flehen werden ließ. »Die Wissenschaft hat sogar einen Namen für ein solches Verhalten«, fuhr er fort. »So etwas ist schon vorgekommen; mehr als einmal.«
    Howard, der auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz genommen hatte und die Luft in Cohens Büro mit seinen schwarzen Zigarren verpestete, nickte. »Massenhysterie«, bestätigte er. »So etwas gibt es –«
    »Sehen Sie!« sagte Cohen triumphierend, und Howard fügte, im gleichen ungerührten Tonfall, hinzu:
    »Bei Menschen, Cohen. Tiere haben nicht das Bewußtsein, das nötig ist, sie in eine Massenhysterie zu versetzen. Fragen Sie einen Anthropologen, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Cohen fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und begann, einen Bleistift in kleine Stücke zu zerbrechen.
    »Aber ganz gleich, was es ist, Cohen«, fuhr Howard fort, »müssen wir der Sache auf den Grund gehen. Sie haben gehört, was Robert gesagt hat. Wir müssen diese Albinoratte finden.«
    »Wie stellen Sie sich das vor?« schnappte Cohen. »Soll ich zu meinen Vorgesetzten gehen und sagen, daß ich Männer brauche, um ein intelligentes Tier aufzuspüren, das eine Rattenarmee unterhält, mit der es einen Angriff auf London vorbereitet?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Howard mit einem dünnen Lächeln. »Erzählen Sie ihnen einfach, was passiert ist. Berichten Sie ihnen die Tatsachen, mehr nicht. Erzählen Sie, daß eine große Masse von Ratten am hellichten Tage unsere Kutsche angegriffen und einen ihrer Leute getötet und alle anderen verletzt hat. Sie haben Dutzende von Zeugen.«
    Cohen starrte ihn an, legte den zerbrochenen Bleistift aus der Hand und begann seinen Füllfederhalter auseinanderzuschrauben. Tinte lief an seiner Hand herab, während er die Bakelitkappe zerkrümelte. »Das ist verrückt.«
    »Stimmt«, bestätigte Howard. »Aber ich fürchte, wir haben keine andere Wahl. Wir müssen diese Ratte finden, von der Robert gesprochen hat. Glauben Sie mir – ich weiß, wann es der Junge ernst meint und wann er Scherze treibt. Diesmal hat er es verdammt ernst gemeint.«
    »Craven ist verschwunden«, gab Cohen zu bedenken. »Und niemand –«
    »Niemand«, unterbrach ihn Howard mit leicht erhobener Stimme, »nimmt Ihnen die Verantwortung ab, wenn morgen hunderttausend Ratten über die Bewohner dieser Stadt herfallen und unschuldige Frauen und Kinder töten, Cohen.«
    Cohen schluckte, warf den Füllfederhalter auf den Schreibtisch und riß mit fahrigen Bewegungen Blätter von seinem Tischkalender, um sie zu kleinen Bällen zusammenzupressen und davonzuschnippen. »Sie... übertreiben«, sagte er schließlich.
    »Möglich«, antwortete Howard. »Vielleicht greifen sie auch nicht offen an, sondern beschränken sich darauf, ein paar wehrlose Kinder in ihren Betten anzufallen oder die Kranken in den Hospitälern.«
    Cohens Gesichtsfarbe hatte jetzt einen deutlichen Stich ins Grünliche. »Und wenn alles nur falscher Alarm war?« fragte er, während er mit Daumen und Zeigefinger die Nieten aus seiner ledernen Schreibunterlage zog und zusammendrückte.
    »Erfährt niemand etwas davon«, sagte Howard. »Sie brauchen nur das artenuntypische Verhalten der Ratten vorzubringen, Cohen. Sagen Sie, daß Sie Angst haben, sie könnten tollwütig sein, meinetwegen.«
    Er beugte sich vor, schnippte seine Zigarrenasche in das Chaos auf Cohens Schreibtisch und blies dem Captain eine blaue Qualmwolke ins Gesicht. »Wir müssen diese Bestie erwischen, Cohen, ehe wirklich ein Unglück geschieht. Ich würde vorschlagen, daß wir etwas unternehmen. Vielleicht«, fügte er nach einer winzigen Pause hinzu, »ehe Sie Ihr Büro endgültig verwüstet haben.«
    Cohen blinzelte, blickte auf seine tintenverschmierten Hände herab und sah mit einem Male sehr betroffen aus. Aber dann nickte er. »Sie haben recht, Lovecraft. Vielleicht bin ich verrückt geworden, aber wenn auch nur die geringste Chance besteht, daß Sie und Craven die Wahrheit sagen, muß ich etwas tun.«
    Er überlegte einen Moment, dann stand er auf. »Und ich weiß schon den richtigen Mann, der uns

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