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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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auf die Knie herab. Demütig senkte er das Haupt, stützte die Handflächen auf den Oberschenkeln auf und schloß die Augen.
    Ein Zittern lief durch die schwarze Masse. Langsam, als hätte sie kaum noch die Kraft dazu, bildete sie einen schwarzen, nervendünnen Strang aus, der tastend wie eine blinde Schlange auf den Knieenden zukroch, seine Hand berührte und ohne sichtbaren Widerstand in seine Haut drang.
    Der Mann zuckte zusammen. Ein leiser, wimmernder Schmerzlaut kam über seine Lippen. Aber er versuchte nicht, die Hand zurückzuziehen.
    Sekundenlang geschah nichts mehr. Dann verstärkte sich das Pulsieren und Beben der schwarzen Masse, und gleichzeitig begann der Knieende zu zittern. Der schwarze Ball vor ihm zuckte und wogte jetzt immer stärker, und schließlich kam Rhythmus in seine Bewegung; aus dem konvulsivischen Zucken und Zittern wurde ein schnelles, rasendes Pumpen.
    Und der Körper seines Opfers begann in sich zusammenzufallen wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich.
    Howard schloß mit einem Stöhnen die Augen, aber was er nicht verschließen konnte, waren die Ohren. Die Geräusche, die er hörte, waren schrecklich genug, ihm zu verraten, was weiter geschah. Das furchtbare Schmatzen und Saugen wurde lauter, steigerte sich zu einem Geräusch, das sich wie eine glühende Messerklinge in sein Denken zu graben schien, und verklang dann; ganz allmählich nur.
    Als er die Augen wieder öffnete, war der Mann verschwunden. Nur seine Kleider lagen noch da und ein unregelmäßig geformter, feuchter Fleck auf den steinernen Mosaikfliesen.
    Der schwarze Ball hatte sich verwandelt. Aus der formlosen Masse war ein grotesker, aufgedunsener Balg geworden, aus dem mißgestaltete Tentakeln und dünne, wie abgerissen wirkende Stränge wuchsen. Ein auf furchtbare Weise deformiertes, pupillenloses Auge, groß wie eine Männerfaust, starrte ihn an, darunter schnappten zwei lippenlose mit rasiermesserscharfen Zähnen bewehrte Mäuler.
    »Thuuuuul«, summte die Menge. »Thuuuuuul.«
    Es war ein Laut, den Howard nie, nie wieder vergessen sollte.

    * * *

    Ich fiel. Rasend schnell stürzte ich in die Tiefe, schneller, tausendmal schneller, als es normal gewesen wäre, mich immer wieder überschlagend, hilflos mit Armen und Beinen um mich schlagend und schreiend. Ich wurde gezogen, stürzte nicht einfach, sondern fühlte mich von einer unsichtbaren, unglaublich starken Macht gezogen. Angst, ungeheure, jeden Rest logischen Denkens hinwegfegende Angst schlug über mir zusammen: Ich schrie, brüllte aus Leibeskräften und spürte, wie sich mein rasender Sturz noch beschleunigte.
    Dann tauchte ein heller Fleck in der wirbelnden Schwärze auf, zerfloß, formte sich neu, zerfloß wieder und wurde zu einem schmalen, in mildem weichem Licht schimmernden Gesicht. Shadows Gesicht.
    Illusion, Robert, flüsterte ihre Stimme. Es ist nicht real. Lauf weiter.
    Ihre Worte zerbrachen den Bann.
    Von einer Sekunde auf die andere war das Gefühl des Sturzes fort, der Abgrund, die Leere und die schreckliche lichtlose Unendlichkeit verschwunden; ich fand mich auf den Knien liegend wieder, keine drei Schritte von der Stelle entfernt, an der Shadow wartete. Ein intensives Schwindelgefühl ließ mich stöhnen.
    »Lauf weiter, Robert! Lauf doch!«
    Shadows Worte drangen nur wie durch einen dichten dämpfenden Schleier an mein Bewußtsein. Trotzdem waren sie von fast hypnotischem Zwang. Ich sprang auf, taumelte einen Schritt, fiel wieder auf die Knie und stemmte mich abermals hoch. Der Obelisk schien Meilen entfernt zu sein, obgleich ich wußte, daß es in Wahrheit nicht mehr als ein Dutzend Schritte waren. Aber ich konnte plötzlich nicht mehr richtig laufen. Irgend etwas schien meine Beine festzuhalten, unsichtbare Hände, die sich in mein Fleisch krallten und feurige Bahnen aus Schmerz durch meine Muskeln jagten.
    Ich sah an mir herab und schrie vor Entsetzen auf. Der steinerne Boden war an zahllosen Stellen geborsten. Dünne, mit einwärts gebogenen Dornen bewachsene Ranken waren aus dem Fels gebrochen und hatten sich um meine Beine und den Stockdegen geschlungen, und noch während ich versuchte, mit dem unglaublichen Anblick fertig zu werden, krochen mehr und mehr der dünnen, zitternden Strünke heran, tasteten nach meinen Beinen und wickelten sich wie stählerne Fesseln darum.
    Mit verzweifelter Kraft riß ich meinen rechten Fuß los und tat einen Schritt. Die Ranken zerrissen, aber auf meiner Haut blieben blutige Striemen zurück, und aus dem

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