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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Unendlichkeit hallte.
    Und ich spürte, wie er beantwortet wurde...
    Etwas Großes, Mächtiges und unglaublich Böses näherte sich der Höhle.
    Shadows Warnung erfolgte im gleichen Moment, in dem auch ich das Geräusch hörte.
    Es war wie das Zerreißen einer gewaltigen Leinwand, hell und boshaft und so intensiv, daß es wie ein Schmerz in meine Gedanken schnitt. Instinktiv warf ich den Kopf in den Nacken, sah nach oben – und fühlte eisigen Schrecken in mir auffahren.
    Dreißig Yards über mir, dicht unter der Decke des Felsendomes, zerriß die Wirklichkeit.
    Es sah aus wie eine klaffende Wunde in der Welt, ein schwarzer, zerfranster Riß, aus dem Dunkelheit wie ein verpesteter Hauch hervorquoll. Dahinter regte sich etwas Gewaltiges, Glitzerndes, Großes.
    Es war eine Spinne.
    Ihr Leib war so groß wie der eines Kalbes, und jedes einzelne ihrer zehn mächtigen, behaarten Beine hatte die Dicke eines kräftigen Männerarmes. Ein Dutzend faustgroßer, gefühlloser Kristallaugen starrte voller Bosheit auf mich herab. Für die Dauer eines einzelnen, quälend langen Herzschlages hockte sie reglos am Rand der Spalte und starrte mich an, dann brach sie mit einem gewaltigen Satz vollends aus dem finsteren Riß hervor, landete geschickt auf einer der flimmernden Energielinien und raste mit unbeschreiblichem Tempo heran.
    Das Tor! Robert! UM GOTTES WILLEN – DAS TOR!!!
    Was folgte, war wie ein Vorgeschmack auf die Hölle. Die Zeit schien stehenzubleiben und gleichzeitig rasend schnell zu vergehen. Ich sah alles zugleich und nahm trotzdem nichts davon wirklich wahr: Shadow schrie auf, bückte sich nach Lady Audley und breitete mit einer kraftvollen Bewegung die Schwingen aus. Die Spinne raste auf wirbelnden Beinen heran, die Kraftlinien des Energiegewebes wie ein überdimensionales Spinnennetz benutzend. Der Kristall in meiner Hand verwandelte sich in eine Sonne, und das Tor vor meinem inneren Auge schwang weiter auf.
    Ein dumpfes Knirschen lief durch den Boden.
    Der Obelisk wankte. Ich sah das Energienetz wie unter einem Schlag erzittern, bemerkte einen Schatten aus den Augenwinkeln und griff mit meiner geistigen Macht hinauf, zertrennte die Fäden und knüpfte neue Verbindungen. Die Spinne wirbelte heran, wurde von Strängen, die plötzlich anders verliefen, abgelenkt und verfehlte mich um Haaresbreite. Ein wütendes Zischen drang an mein Ohr, dann streifte etwas widerlich Weiches meine Wange, und die Riesenspinne verschwand in der Tiefe. Aber ich wußte, daß ich sie nur für Sekunden los war.
    Shadow schwebte wie eine gigantische weiße Taube auf mich zu. Ihre Schwingen zerteilten die Luft, zerrissen die Fäden des bizarren magischen Netzes und fegten mich um ein Haar von der Spitze des Obelisken herunter. Keuchend langte sie neben mir an, legte Lady Audley nicht gerade sanft auf den Boden und beugte sich vor. Ihre Hand schloß sich um meine, die den Kristall hielt.
    Das Tor sprang mit einem peitschenden Schlag vollends auf, und dann griff irgend etwas Dunkles, Formloses, Wirbelndes nach Lady Audley, Shadow und mir und riß uns in das Nichts zwischen den Welten.

    * * *

    Die Kammer war klein, fensterlos und nur von einer einzelnen, rußenden Kerze erhellt. Howard war nicht wieder gefesselt worden, aber zwischen ihm und dem offenen, halbrunden Eingang hockte ein gutes Dutzend katzengroßer, schwarzer Ratten und verfolgte jede einzelne seiner Bewegungen voller Mißtrauen. Der Gedanke an Flucht war vollkommen aussichtslos.
    Howard kaute lustlos an dem Bissen halbverschimmelten Brotes, das man ihm gebracht hatte. Es schmeckte widerlich, und wenn er den Fehler beging, daran zu denken, was er da kaute, stieg sofort bittere Übelkeit aus seinem Magen empor. Aber es hatte ihn schon verwundert, daß man ihm überhaupt zu essen brachte. Zumindest, dachte er trübsinnig, hatten sie nicht vor, ihn verhungern zu lassen.
    Howard wußte längst nicht mehr, wie lange er schon in diesem Universum ohne Licht und Himmel war. Fünf Tage, sechs, sieben – er hatte ein halbes Dutzend Mal geschlafen und hatte ebensooft zu essen bekommen, aber er wußte, daß das nicht unbedingt ein verläßliches Maß war.
    Zweimal waren Menschen in seine improvisierte Zelle gekommen, um sie vom gröbsten Schmutz zu reinigen und die Abfallgrube in ihrem hinteren Teil zu leeren, und einmal hatte man ihm sogar Wasser gebracht, damit er sich waschen konnte. Das war alles gewesen.
    Sein Arm schmerzte, und seine linke Hand fühlte sich taub an und war

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