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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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streiften. Fast, als versuchte sie, einen möglichst großen Abstand zwischen sich und den Obelisken zu bringen.
    Noch einmal sah ich zu dem schwarzen Monument hinüber. Es war nicht nur dieses sonderbare, helligkeitsvernichtende Licht, was ihn so unheimlich aussehen ließ. Das Gebilde strahlte Haß und Bosheit aus wie einen düsteren Atem. Es war materiegewordener Haß.
    Und plötzlich glaubte ich zu wissen, wo wir waren. Wenn ich die zahllosen Um– und Irrwege, zu denen uns das Höhlensystem gezwungen hatte, in Abzug brachte, mußten wir uns eine knappe Meile von St. Aimes entfernt haben. Ich war sicher, daß über der Höhle, dort, wohin die Spitze des Obelisken wie ein ausgestreckter Zeigefinger wies, das Hünengrab lag.
    »Das Tor?« flüsterte ich.
    Shadow atmete hörbar ein, wandte den Kopf und sah mich ernst an. Dann nickte sie. »Wir sind genau darunter«, sagte sie. »Es ist der einzige Weg.«
    »Du kannst es öffnen?«
    Shadow nickte, schüttelte gleich darauf den Kopf und griff mit einer fahrigen Geste in ihr gelocktes Silberhaar. Irgend etwas blitzte rot darunter, dann war es verschwunden. »Nein«, sagte sie. »Ich... könnte es. Aber ich kann mich dem Obelisken nicht nähern. Ich bin jetzt schon viel zu dicht bei ihm. Du mußt es tun.«
    »Ich?« Vor Schrecken ließ ich beinahe Lady Audley fallen. Allein der Gedanke, mich dieser schwarzen, steingewordenen Scheußlichkeit nähern zu sollen, bereitete mir Übelkeit. »Das kann ich nicht.«
    »Ich zeige dir den Weg«, sagte Shadow. »Ich werde dir helfen. Du mußt nur tun, was ich dir sage. Mehr nicht. Aber du mußt dich beeilen. Es ist gefährlich.«
    Der letzte Satz – fand ich – war ausgesprochen überflüssig.
    Behutsam legte ich Lady Audley zu Boden, richtete mich wieder auf und rückte den Stockdegen unter meinem Gürtel zurecht. Der Obelisk schien finsterer geworden zu sein. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich spürte, wie meine Handflächen feucht wurden.
    »Das TIER hat das Tor verschlossen und mit einem magischen Schutz versehen«, erklärte Shadow, »nachdem es diesen Weg benutzt hatte, um zu fliehen. Jeder, der jetzt versuchen würde, es zu benutzen, würde sterben. Aber es gibt einen Weg, es wieder zu öffnen.«
    »Was muß ich tun?« fragte ich.
    Shadow deutete mit einer Kopfbewegung zur Spitze des steinernen Giganten. »Nur dort hinaufsteigen und den Steuerkristall berühren«, sagte sie.
    »Nur dort hinaufklettern«, wiederholte ich sarkastisch. »Wenn es nicht mehr ist...« Dann begriff ich erst, was sie gesagt hatte. »Welchen Steuerkristall?«
    Wieder deutete Shadow nach oben. Diesmal war der Ausdruck auf ihren Zügen eindeutig Sorge. »Sein... Gehirn«, sagte sie stockend. »Es ist das falsche Wort, aber es kommt der wahren Bedeutung am nächsten. Es befindet sich unter der Spitze des Obelisken. Alles, was du tun mußt, ist hinaufzuklettern und es mit der Hand zu berühren. Alles andere mache ich.«
    Ihre Worte erinnerten mich auf unangenehme Weise an etwas, das ich vor nicht einmal allzu langer Zeit mit einem größenwahnsinnigen Magier erlebt hatte im Herzen des gewaltigen menschenverschlingenden Labyrinths von Amsterdam.
    Ich verscheuchte den Gedanken.
    »Es ist nicht so schwer, hinaufzukommen, wie es aussieht«, sagte Shadow.
    Ich schenkte ihr einen bösen Blick, knurrte: »Für jemanden, der fliegen kann, sicher nicht«, und machte mich auf den Weg. Aber Shadow hielt mich noch einmal zurück.
    »Warte«, sagte sie. »Du mußt dich beeilen. Und noch etwas.« Sie zögerte, lächelte nervös und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Irgendwie ließ sie diese Geste plötzlich sehr viel menschlicher erscheinen.
    »Der Wächter«, sagte sie.
    »Wächter?« Das Wort gefiel mir nicht.
    »Es ist das falsche Wort«, sagte sie – zum wiederholten Mal – »aber... du mußt vorsichtig sein. Es ist verboten, sich dem Obelisken zu nähern. Er wird sich wehren.«
    Ihre Worte ließen mir einen eisigen Schauer über den Rücken laufen. Sie sprach von diesem schwarzen Monstrum, als lebe es.
    »Du läufst zu seinem Fuß und steigst hinauf«, fuhr sie fort, leise, aber mit einem so großen Ernst in der Stimme, daß ich es nicht wagte, sie zu unterbrechen. »Lauf weiter, Robert. Ganz egal, was du zu sehen oder zu hören glaubst, lauf weiter. Du darfst an nichts anderes denken und nicht stehenbleiben. Ich werde dich schützen, so gut ich kann. Und jetzt geh. Sie kommen bereits näher.«
    Ich fragte mich lieber nicht, wen sie mit

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