Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
du bist es, der den Steuerkristall berührt, sondern ich. Entspanne dich. Denke an nichts.
    Ich versuchte es. Aber wer einmal versucht hat, ganz bewußt an nichts zu denken, der weiß, wie schwer das ist. Zudem war ich aufgeregt und vollkommen erschöpft. Hinter meiner Stirn tobte das Chaos.
    Robert, drängte Shadow. Konzentriere dich. Sie kommen!
    Ich versuchte es. Aber es blieb bei einem Versuch. Statt der Leere, die ich hinter meiner Stirn schaffen wollte, sah ich die bizarrsten Bilder und Schreckensvorstellungen. Grimassen tauchten auf und zerflossen wieder, Hände schienen nach mir zu greifen und verwandelten sich in schwarze Ströme reiner Furcht, und plötzlich verschwanden die Farben, verschwanden die Höhle und der Obelisk, und alles wurde grau und düster und –
    Es war diese Farbe, die mich zurück in die Wirklichkeit riß. Es war das gleiche Gefühl, das ich oben im Haus gehabt hatte, Sekunden, ehe der Angriff der Killerratten erfolgte, und plötzlich begriff ich, daß es nicht mein eigenes Unterbewußtsein war, das mir einen bösen Streich spielte, sondern ein weiterer, rein geistiger Angriff des Obelisken, eine Attacke auf einer Ebene, gegen die ein normaler Mensch machtlos war.
    Aber zumindest in dieser Hinsicht war ich kein normaler Mensch, sondern Robert Craven, der Sohn und Erbe Roderick Andaras – der Hexer.
    Und ich tat das, was ich von Anfang an hätte tun sollen.
    Meine Gedanken formten Worte und Formeln, die ich irgendwann einmal gelernt und schon wieder vergessen geglaubt hatte, griffen hinaus in die Dimension der Magie und taten Dinge, die ich wohl begreifen, niemals aber wirklich in Worte fassen konnte. Unsichtbare Energieströme wurden umgelenkt, die Schnittlinien der Wirklichkeit verschoben sich, dann schien irgend etwas hinter meiner Stirn hörbar einzurasten.
    Als ich die Augen öffnete, waren die Farben noch immer verschwunden, aber es war nicht mehr der Atem Shub-Nigguraths, den ich fühlte. Die Welt bestand nur noch aus Schwarz und Weiß und allen nur denkbaren Schattierungen dazwischen, dazu waren Hell und Dunkel umgekehrt, so daß ich den Obelisken plötzlich als grellweiße Säule vor einem dunklen Hintergrund sah, meine Hand dunkel vor dem Nachtschwarz des Kristalls, nach dem sie ausgestreckt war. Ein Netz grellleuchtender Energielinien durchzog die Höhle wie ein gewaltiges Spinnennetz. Dort, wo sich die normalerweise unsichtbaren Kraftströme kreuzten, schienen winzige grelle Sterne zu pulsieren.
    Entschlossen führte ich die Bewegung zu Ende.
    Ich hatte Kälte und das glatte Gefühl von Diamant erwartet, aber der Kristall war so heiß wie glühende Kohle. Der Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen, aber ich biß die Zähne zusammen, schloß die Faust nur um so fester um den Stein und konzentrierte mich mit aller Macht auf Shadow.
    Ihr Bild erschien in meinem Geist, aber es war sonderbar unscharf und matt, als läge ein unsichtbarer Schleier darüber. Ich verdoppelte meine Anstrengungen.
    Der Schleier zerriß, und plötzlich sah ich ihr Gesicht so deutlich, als wäre es nur Zentimeter von mir entfernt.
    Und ich sah, daß es von Angst verzerrt war.
    Gib acht! schrie ihre Stimme. Du bist in Gefahr! Öffne das Tor! Um Gottes willen, Robert – öffne das Tor!!
    Das Dumme war nur, daß ich keine Ahnung hatte, wie ich das bewerkstelligen sollte. Trotzdem versuchte ich es.
    Instinktiv dachte ich an ein Tor. Vor meinem geistigen Auge entstand das Bild eines mächtigen, aus eisenbeschlagenen Eichenbohlen gefertigten Burgtores, verschlossen von einem gewaltigen Riegel und dem Staub von Jahrhunderten. Mit aller Macht versuchte ich, dieses Bild zu ändern. Ich wollte das Tor offen sehen.
    Ein fast unmerklicher Ruck ging durch das Bild. Der Stein in meiner Hand wurde noch heißer, und irgendwo, tief unter der Ebene meines bewußten Denkens, glaubte ich ein zorniges Fauchen zu hören. Ich spürte, daß ich auf dem richtigen Wege war. Wieder konzentrierte ich mich auf das Bild eines Tores, und diesmal war der Riegel verschwunden und einer der beiden gewaltigen Flügel ganz leicht geöffnet. Ein Streifen intensiven blauen Lichtes drang zwischen den beiden Torhälften hervor.
    Das zornige Fauchen in meinen Gedanken verwandelte sich in einen wütenden Schrei, und ich verstärkte meine Anstrengung noch mehr.
    Langsam, ganz, ganz langsam, schwang das Tor auf.
    Plötzlich änderte sich der gedankliche Wutschrei, wurde zu einem gequälten Wimmern und dann zu einem Hilferuf, der hinaus in die

Weitere Kostenlose Bücher