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Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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schauderte und wandte rasch den Blick vom Fenster.
    »Wir sind da«, antwortete er. »Sieh.« Seine Hand wies hinaus. Die beiden grell-weißen Lichtbahnen der Scheinwerfer waren nicht mehr leer. An ihrem Ende, nur noch wenige hundert Yards entfernt, hatte glitzernder schwarzer Fels das Wogen der Wassermassen abgelöst; eine gewaltige, scheinbar endlos weit in die Höhe strebende Wand aus Lava und Sedimentgestein, mit Algen und Tang und großen Büschen sonderbar farbloser Tiefseepflanzen bewachsen.
    Nemo betätigte ein paar weitere Schalter. Im ersten Moment war keine Reaktion zu bemerken, aber dann änderte sich etwas im bis dahin gleichmäßigen Pochen der Maschinen; das Schiff schwankte einen Moment und fand dann in sein gleichmäßiges Gleiten zurück. Aber es war langsamer geworden. Sehr viel langsamer.
    Im Zentrum des Lichtscheines, dort, wo sich die beiden gewaltigen Strahlen kreuzten, erschien eine Öffnung. Zuerst schien es nur ein Spalt, aber als die NAUTILUS näherkam, erkannte man, daß es sich in Wahrheit um einen gewaltigen, klaffenden Riß im Felsen handelte, den Beginn eines Stollens, der so tief in den Fels hineinführte, daß sich das Licht der Scheinwerfer verlor, ohne auf ein weiteres Hindernis zu stoßen.
    Die NAUTILUS verlor rasch an Geschwindigkeit. Als sie den Anfang des Tunnels erreicht hatte, war das gewaltige Schiff kaum mehr schneller als Fußgänger. Trotzdem drosselte Nemo seine Geschwindigkeit noch weiter, bis der gigantische stählerne Hai nahezu reglos auf der Stelle schwebte.
    »Du willst es wirklich tun?« Obwohl die Stimme noch immer fremd und verzerrt klang, hörte Nemo deutlich den Unterton von Sorge, der darin mitschwang. Trotzdem hantierte er fast eine Minute weiter an seinen Kontrollen, bis er sicher war, daß sich das Schiff nicht mehr bewegte und reglos vor der Felswand hing, mit seinen gewaltigen Schrauben den Druck der Strömung ausgleichend. Das Pochen der Maschinen klang jetzt fast wütend.
    Nemo wandte sich um und sah zu der Gestalt neben sich hoch.
    Der Anblick, der sich ihm bot, hätte ihn nicht erschrecken dürfen, aber er tat es. Der Mann trug einen Unterwasserpanzer, einen der wuchtigen, vollkommen luftdicht abgeschlossenen Anzüge, wie sie auch er selbst und seine Männer benutzten, wenn sie die NAUTILUS unter Wasser verlassen mußten. Der einzige Unterschied war der wulstige Kautschukschlauch, der aus dem Rücken des Anzuges hervorwuchs und die gepanzerte Gestalt wie eine bizarre Nabelschnur mit einem Ventil in der Wand verband.
    Nein, es war nicht der Anzug, der Nemo erschreckte; auch nicht das bärtige, ausgemergelt wirkende Gesicht mit den brennenden Augen hinter der runden Sichtscheibe des Helmes. Es war das Wissen, warum der Mann diesen Anzug trug, hier, in der Zentrale der NAUTILUS, warum er Luft aus einem speziellen Tank atmete und warum seine verbrauchte Luft durch ein versiegeltes Rohr direkt ins Meer hinausgeblasen wurde. Nemo fröstelte. Es verging fast eine Minute, bis er merkte, daß er noch nicht auf die Frage geantwortet hatte.
    »Uns bleibt keine andere Wahl«, murmelte er, »Ich täte es nicht, hätten wir mehr Zeit, aber so...« Er sprach nicht weiter, sondern ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen, aber der Mann in der Tiefseemontur schien auch so zu wissen, was er sagen wollte, denn er nickte, kam mit einem sonderbar schwerfälligen, tapsigen Schritt näher und stützte die gepanzerten Handschuhe auf der Kante von Nemos Kontrollpult auf.
    »Ob er es geschafft hat?« murmelte er.
    »Robert?« Nemo zuckte mit den Achseln, lächelte plötzlich und nickte. »Sicher. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was du mir über ihn erzählt hast...« Er schüttelte den Kopf und starrte einen Moment auf den Schacht, der wie ein gigantisches steinernes Maul in der Wand vor der NAUTILUS klaffte. »Er erinnert mich an seinen Vater«, murmelte er. »Die beiden sind sich ähnlicher, als ich dachte.« Plötzlich runzelte er die Stirn, drehte sich in seinem Stuhl herum und blickte das Gesicht hinter dem Taucherhelm an.
    »Warum hast du mir verboten, ihm die Wahrheit zu sagen?«
    Der Mann in der Tiefseemontur schwieg einen Moment. Dann lächelte er, aber es sah aus wie eine Grimasse. »Es ist das beste so, Nemo«, sagte er. »Glaube mir. Was hätte es genutzt, ihm alles zu erklären? Er hätte nur versucht, mir zu helfen, und wertvolle Zeit vergeudet.«
    Nemo schwieg, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte sehr deutlich, was er von den Worten seines

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