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Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mit einem »wer« – es war ein Wesen, dessen ureigenstes Element das Wasser war. Ich durfte keinen offenen Kampf riskieren, umso weniger, als es hier nicht allein um mein Leben ging. So strampelte ich noch einige Sekunden weiter wie wild mit den Beinen, warf mich herum und schlug wie in Agonie ins Wasser, bis ich meine Bewegungen immer langsamer und müder werden ließ. Schließlich hörte ich ganz auf, mich zu regen.
    Ich muß eine ziemlich perfekte Wasserleiche abgegeben haben, als ich diesmal zur Oberfläche hinauftrieb, denn der unheimliche Angreifer beschränkte sich darauf, mich beinahe sanft an den Beinen zu berühren und ganz sachte herabzuziehen. Es war ein unbeschreiblich ekelhaftes Gefühl – seine Hände fühlten sich schwammig und weich und kalt wie die eines Toten an, aber ich beherrschte mich weiter und ließ mich treiben, Arme und Beine pendelnd wie eine Leiche. Daß meine rechte Hand wie zufällig zum Gürtel glitt und am Griff des zweischneidigen Tauchermessers hängen blieb, schien meinem Gegner nicht einmal aufzufallen.
    Langsam sanken wir tiefer, ins eiskalte klare Wasser des Sees hinaus. Obwohl über mir Nacht und das Wasser so schwarz wie Tinte war, konnte ich plötzlich sehen, und der Anblick war so phantastisch, daß ich für einen Moment sogar die Gefahr vergaß, in der ich schwebte.
    Unter mir, eine viertel Meile westlich und zahllose Yards tiefer, lag eine Stadt.
    Oder das, was einmal eine Stadt gewesen war. Ich sah zerbrochene Säulen, niedergestürzte Wände und kühn geschwungene Bögen, zerfallene Arkadengänge und die Reste bizarrer, ehedem sicherlich riesiger Gebäude, und alles war von einem unheimlichen, blaßgrünen Schimmer überlagert, ein Licht, das nicht von dieser Welt war und das mir trotzdem auf grausige Weise bekannt vorkam. Und dann...
    Es war nur ein Augenblick, nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber ich war vollkommen sicher, einen Menschen zu sehen. Eine Frau, jung, schlank, dunkelhaarig, vollkommen nackt und ohne irgendwelche technische Gerätschaften, die ihr das Atmen ermöglichten! Elegant wie ein riesiger blasser Fisch tauchte sie hinter einer zerborstenen Säule auf und verschwand gleich darauf im Inneren eines noch halbwegs erhaltenen Gebäudes.
    Fünfhundert Fuß unter Wasser.
    Ein unsanfter Ruck an meinem rechten Bein riß mich abrupt in die Wirklichkeit zurück. Vorsichtig, um nicht durch eine Bewegung, die eine Wasserleiche kaum hätte ausführen können, aufzufallen, drehte ich mich herum und starrte an mir herab. Ich war nicht einmal sehr überrascht, als ich sah, was mich da gepackt und in die Tiefe gezerrt hatte.
    Es war kein Mensch, sondern ein Wesen, das den gräßlichen Shoggoten-Monstern ähnelte, mit denen es Spears und ich in den Abwässerkanälen Aberdeens zu tun bekommen hatten. Aber anders als sie wirkte es weitaus eleganter, irgendwie... fertiger.
    Sein Körper war größer als der eines ausgewachsenen Menschen, aber wo die Bestien, die Spears und mich attackiert hatten, halbfertige verkrüppelte Beinchen und einen Larvenschwanz trugen, hatte es gewaltige, flossenbewehrte Froschbeine. Sein Schwanz war abgefallen, und dicht unter dem riesigen, zahnbewehrten Maul wuchsen zwei muskulöse Arme hervor, mit denen es mich wie einen Sack hinter sich herschleifte, dicht über den mit Lavatrümmern übersäten Seeboden und auf einen klaffenden, finsteren Riß zu.
    Es kostete mich mehr als nur Überwindung, weiterhin den Toten zu spielen, als die Bestie plötzlich meinen Fuß losließ, sich umdrehte und ich ihren Schädel sehen konnte. Er wirkte gewaltig, abstoßend und monströs – und dort, wo bei den Monstern in Aberdeen eine schwarze konturlose Fläche gewesen war, grinste mich die diabolische Karikatur eines menschlichen Gesichtes an: ein gigantisches, gefletschtes Maul unter einem doppelt senkrechten Nasenschlitz, darüber zwei beinahe faustgroße, gelbleuchtende Augen hinter durchsichtigen Nickhäuten. Und jetzt, als es näher kam, sah ich auch noch mehr Unterschiede zu den mir bekannten Shoggoten-Monstern. Sein Leib war nicht glatt, sondern seltsam gerippt und in der Mitte eingeengt, und es gab sogar die Andeutung eines Halses! Es sah aus, wie...
    Der Gedanke war so gräßlich, daß ich mich weigerte, ihn zu Ende zu denken. Mit einer Bewegung, die seinem plumpen Äußeren Hohn sprach, schob sich die Bestie ganz über mich und streckte die Arme aus. Ihr schwarzer, aufgedunsener Leib senkte sich wie ein ekeliger Ballon auf mich herab. Eine

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