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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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verschiedensten Häfen verbracht, um aus sehr vielen Sprachen einige Brocken aufzuschnappen – aber die Gestalt reagierte nicht auf eines seiner Worte.
    Schließlich hob Lawrence schweren Herzens den linken Arm, stieß die Faust zweimal hintereinander rasch nach oben und senkte sie wieder.
    Eines der Buggeschütze stieß ein ohrenbetäubendes Donnern und eine meterlange, funkensprühende Flammenzunge aus, und eine halbe Sekunde später explodierte dicht vor dem hochgereckten Bugspriet der DAGON die See.
    Der Warnschuß war so knapp plaziert, daß Lawrence für einen Moment fürchtete, er hätte die DAGON getroffen. Aber das Schiff jagte ungerührt weiter.
    »Das war die letzte Warnung!« schrie Lawrence. »Der nächste Schuß ist gezielt. Sie haben genau eine Minute Zeit, die Segel zu streichen und beizudrehen!«
    Erschöpft ließ er sein Sprechinstrument sinken, fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und warf einen raschen Blick nach rechts und links. Seine Männer standen an den Geschützen, wohin sie geeilt waren, als er das Schiff in Gefechtsbereitschaft versetzen ließ, und er wußte, daß sie seinem Befehl Folge leisten würden, wenn er die DAGON wirklich unter Beschuß nehmen würde. Aber ihre Gesichter wirkten bleich und verkrampft, und Lawrence las die gleiche Angst in ihren Augen, die er auch selbst verspürte.
    Viele von ihnen waren altgediente Marinesoldaten und hatten auf zahlreichen Kriegsschauplätzen ihren Mann gestanden, aber keinem war je etwas wie die DAGON begegnet. Und auch in Lawrence sträubte sich etwas bei dem Gedanken, das Feuer auf diesen Giganten eröffnen zu sollen. Er wußte nicht, ob er es wirklich tun würde, wenn der Kapitän dieses bizarren Schiffes auch seine letzte Warnung mißachtete.
    Die Minute war längst um, aber Lawrence wartete weiter. Selbst, wenn man dort oben sofort auf den Warnschuß reagierte, würde es bei einem solchen Riesenschiff wohl seine Zeit dauern, bis irgend etwas von dieser Reaktion sichtbar wurde. Eine weitere Minute verstrich, dann noch eine und noch eine und noch eine, und schließlich begriff Lawrence, daß das Schiff nicht anhalten würde. Dann...
    Es begann beinahe unsichtbar. Etwas an der DAGON veränderte sich, ohne daß Lawrence gleich zu sagen vermochte, was. Irgend etwas geschah mit den Schatten, und mit einem Male schien der Nebel wieder dichter zu werden und die Umrisse des Schiffes aufzulösen.
    Es dauerte endlose Sekunden, bis Lawrence begriff, was wirklich vorging. Der Nebel blieb, wie er war – aber die DAGON begann zu verblassen!
    Ihre Konturen wurden schwächer. Die gewaltigen, erdfarbenen Segel schienen mit einem Male durchsichtig zu werden, so daß der sternenübersäte Nachthimmel dahinter sichtbar wurde, dann begannen ihre Umrisse zu zerfließen, als nage der Nebel wie unsichtbare Säure an dem Schiff und löse es auf.
    Und dann verschwand sie. Von einer Sekunde auf die andere war die DAGON verschwunden wie ein Spuk, und mit ihr der unheimliche Nebel. Nur noch die Nacht und das Meer und die KING GEORGE waren da.
    Und ein hundert Fuß tiefes und zehnmal so langes Loch in der Meeresoberflache, wo das Geisterschiff gewesen war.
    Kapitän Lawrence hatte nicht einmal mehr genug Zeit, zu erschrecken, ehe die Wassermassen mit einem urgewaltigen Krachen über der Lücke zusammenschlugen, die die DAGON hinterlassen hatte.
    Der Sog erfaßte die KING GEORGE wie eine unsichtbare Riesenfaust, drückte sie zehn, zwanzig Yards tief unter die Wasseroberfläche und zermalmte sie.

    * * *

    Der Salon der NAUTILUS hatte sich drastisch verändert. Aus dem gepflegten Etablissement, das mehr in ein Pariser Luxushotel paßte als in ein Unterwasserschiff, war ein Chaos geworden, in dem nichts mehr an dem Platz war, an dem ich es das letzte Mal gesehen hatte. Selbst die Fußbodenplatten waren herausgerissen worden, so daß ich aufpassen mußte, wo ich hintrat, wollte ich mir nicht noch ein gebrochenes Bein einhandeln. »Gemütlich haben Sie es, Nemo«, sagte ich.
    Nemo lächelte, deutete auf einen Stuhl und machte eine einladende Bewegung mit der Hand. Ich folgte der Geste, wandte mich jedoch sofort wieder um, um nach Howard und Rowlf zu sehen, die gleich hinter mir den Salon betreten hatten.
    Die beiden standen vor der gegenüberliegenden Wand, wo es neben einem weiteren, jetzt jedoch geschlossenen Schott zwei tassengroße Ventile gab, an die Rowlf jetzt mit geübten Bewegungen einen spiralförmig gewundenen Schlauch anschloß, dessen

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