Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer
sein Gesicht »Du Schwein!« keuchte er. »Du verdammter englischer Bastard!«
»Hören Sie endlich auf!« sagte ich schweratmend. Ich begann die Anstrengung des kurzen Kampfes bereits zu spüren. Mein Puls raste. Ich würde nur noch Augenblicke durchhalten. »Hören Sie auf, Roosfeld!« sagte ich noch einmal. »Oder Sie zwingen mich, Sie ernsthaft zu verletzen. Sie... Sie sind kein Gegner für mich. Ich kann es mir nicht leisten, Sie zu schonen.«
Roosfeld kreischte vor Wut, warf sich nach vorne und stolperte über mein blitzschnell vorgestrecktes Bein. Aber seine Hand umklammerte mein Gelenk und riß mich ebenfalls von den Füßen. Ich fiel, sah Roosfeld auf mich herabstürzen und rollte mich blindlings zur Seite. Roosfeld verfehlte mich, aber seine Faust traf meine Rippen und trieb mir die Luft aus den Lungen.
Der Schmerz brachte mich an den Rand der Bewußtlosigkeit. Mit einer Bewegung, die nur noch von meinen Reflexen und nicht mehr von bewußtem Denken gesteuert wurde, sprang ich auf die Füße, torkelte zwei, drei Schritte weit und drehte mich herum, als ich Roosfelds wütenden Schrei hinter mir vernahm.
Der Niederländer schlug meine schützend hochgerissenen Hände beiseite und schmetterte mich gegen die Wand. Ich brachte mich mit einer instinktiven Drehung aus seiner Reichweite und trat nach seinem Knie.
Ich traf. Roosfeld ging zu Boden, robbte auf mich zu und versuchte meine Füße zu packen.
Ich trat ihm auf die Finger, sprang mit drei, vier raschen Schritten bis zur gegenüberliegenden Wand zurück und nutzte die Zeit, bis sich Roosfeld abermals erhoben hatte, um wenigstens einigermaßen zu Atem zu kommen. Für einen Moment schien sich der kleine Raum vor meinen Augen zu drehen. Ich konnte es mir nicht leisten, den Kampf auch nur noch eine Minute währen zu lassen.
Roosfeld stürmte heran, mit hoch erhobenen, geballten Fäusten, das Gesicht zu einer Fratze verzerrt. Ich sprang zur Seite, wich einem Fausthieb aus, packte seinen Arm und verdrehte ihn nach hinten.
Der Niederländer brüllte noch lauter, fiel auf den Rücken und wälzte sich herum, die Hand auf den verrenkten Arm gepreßt. Einen Moment lang lag er schreiend da, strampelte mit den Beinen und warf sich hin und her, dann stemmte er sich auf die Knie hoch. Ich sprang auf ihn zu, packte ihn mit der Linken beim Kragen und schmetterte ihm den Handballen der Rechten unter das Kinn. Roosfeld keuchte, verdrehte die Augen und erschlaffte unter meinen Händen.
Länger als eine Minute blieb ich über ihn gebeugt hocken, atmete keuchend und wartete, daß die Welt aufhörte, sich um mich herum zu drehen. Die Luft, die ich atmete, schien mit Glassplittern gespickt, und in der Übelkeit, die aus meinem Magen emporkroch, war der Geschmack von Blut. Meine Rippen schmerzten höllisch.
Langsam beruhigte sich mein hämmernder Pulsschlag, und die Welt verwandelte sich von einem Mosaik aus Schwärze und blutigroten Schlieren wieder halbwegs zur Normalität zurück. Vorsichtig richtete ich mich auf, massierte meine schmerzenden Rippen und wischte mir mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht. Dann kniete ich neben Roosfeld nieder, drehte ihn auf den Rücken und untersuchte ihn, so gut es mir möglich war.
Er war ohne Bewußtsein, aber er lebte. Seine Stirn fühlte sich heiß an, und über seinem rechten Ellbogen begann sich das Hemd dunkel zu färben. Für die nächsten Wochen, dachte ich mit grimmiger Befriedigung, würde er keine wehrlosen Männer mehr zusammenschlagen.
Ich stand wieder auf, blieb noch einen Moment mit geschlossenen Augen stehen und wandte mich dann zur Tür. Ich hörte nicht den geringsten Laut, als ich das Ohr gegen das morsche Holz preßte und lauschte. Aber ich war sicher, daß die beiden Soldaten noch draußen standen.
Entschlossen trat ich einen Schritt von der Tür zurück, hob den Arm und klopfte. Es vergingen nur Sekunden, bis ich Kies unter harten Stiefelsohlen knirschen hörte, dann klirrte ein Schlüssel im Schloß.
»Was treibst du da drinnen, Roosfeld?« fragte eine tiefe Stimme. »Du machst einen Lärm, als wäre ein ganzes Bataillon Kaffer bei dir. Du weißt doch, daß Tergard ihn lebendig zurückhaben –«
Die Tür schwang auf, und der Rest des Satzes blieb dem Soldaten im Halse stecken, als er mich erkannte.
Ich gab ihm genau eine halbe Sekunde Zeit, mit seinem Schrecken fertig zu werden. Dann schlug ich ihn nieder, sprang mit einem Satz aus dem Haus und versetzte auch seinem Kameraden einen Kinnhaken, der ihn
Weitere Kostenlose Bücher