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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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kurzen Moment erkannte ich eine hochgewachsene, in einen bunten Mantel gehüllte Gestalt zwischen den flüchtenden Majunde, deren Gesicht hinter einer hölzernen Maske verborgen war. Eine Hitzewelle folgte uns. Die Luft stank so nach Rauch und brennender Erde, daß ich kaum mehr zu atmen vermochte.
    Mit letzter Kraft stolperte ich den geröllübersäten Hang hinauf, kämpfte mich mit Händen und Ellbogen zwischen den Majunde hindurch und taumelte ins Wasser. Mein Rücken schien in Flammen zu stehen; ich bildete mir ein, meine Haare in der Hitze knistern zu hören, und der Himmel über dem Dorf strahlte im Widerschein der Lava, als hätte das Firmament selbst Feuer gefangen. Erst, als ich fast bis zur Hüfte ins Wasser gewatet war, wagte ich es, stehenzubleiben und mich umzudrehen.
    Der gesamte Ort stand in Flammen. Und längst nicht alle Eingeborenen waren in den See geflohen. Es mußten noch Dutzende sein, die in kopfloser Panik zwischen den brennenden Hütten umherliefen, verzweifelt auf der Flucht vor den riesigen brennenden Wurmungeheuern und den Rissen, die in der Erde klafften. Ein ganzer Teil des Ortes war abgeschnitten, an allen Seiten umgeben von breiten Schluchten voller rotglühender Lava, und überall zwischen den brennenden Gebäuden war der Boden aufgebrochen, Ssaddit in allen nur denkbaren Größen ausspeiend.
    »Das ist der Fluch der Weißen Teufel!« gellte eine Stimme hinter mir. »Ich habe es euch gesagt! Sie haben den Tod gebracht! Sie sprachen von Hilfe, und jetzt seht, was sie euch getan haben!«
    Mit einem Fluch fuhr ich herum. Die Gestalt des Magiers stand hoch aufgerichtet auf der Uferböschung, vom Widerschein des brennenden Dorfes in ein unheimliches Licht getaucht. Seine Stimme überschlug sich beinahe, als er nacheinander auf Shannon und mich deutete.
    »Es ist ihre Schuld!« kreischte er. »Sie waren es, die die fremden Dämonen zu uns geführt haben! Vernichtet sie!«
    Ein wütender Aufschrei ging durch die Menge der Eingeborenen. Fäuste wurden geschüttelt, und mit einem Male blitzten Messer und Pfeilspitzen in der Nacht. Sieben, acht Majunde-Krieger drangen auf Shannon und mich ein.
    Ich duckte mich unter einem Messerstich hinweg, packte den Burschen am Arm und tauchte ihn so kräftig unter, daß er seine Waffe fallen ließ; beinahe gleichzeitig stieß ich einem zweiten die flache Hand vor die Brust, daß er mit wild rudernden Armen nach hinten kippte und ins Wasser klatschte.
    Aber es war ein Kampf ohne die geringste Chance. Das hüfthohe Wasser behinderte mich, und selbst wenn es anders gewesen wäre – Shannon und ich standen einer fast fünfzigfachen Übermacht gegenüber. Selbst für zwei so hochtrainierte Kämpfer wie uns ein wenig zu viel. Binnen weniger Augenblicke waren wir von Dutzenden von Männern und Frauen umringt, die mit Keulen, Messern und bloßen Fäusten auf uns eindrangen.
    Ich wehrte mich, so gut es ging; boxte, schlug und trat um mich, aber für jeden Majunde, den ich wegstieß, drängten zehn andere heran, und der Zauberer peitschte die Menge mit gellenden Schreien zu immer größerer Wut an. Die Situation war geradezu absurd – nicht einmal zwanzig Yards hinter diesen Männern und Frauen starben ihre Brüder, und sie hatten nichts anderes zu tun, als uns umzubringen!
    Plötzlich schrie Shannon auf und riß die Arme in die Höhe. Ich war vollkommen sicher, daß er die Männer vor sich dabei nicht berührt hatte; trotzdem wurden zwei von ihnen wie von Faustschlägen getroffen zurückgeschleudert, und auch die anderen prallten zurück. Mehr als einer verlor das Gleichgewicht und versank gurgelnd im Wässer.
    Und dann spürte ich es auch.
    Es war wie eine körperlose Woge der Furcht, die aus dem Nichts heranraste und meine Gedanken wie ein Tornado traf. Ich schrie auf, taumelte zur Seite und fiel. Für Sekunden geriet ich unter Wasser.
    Als ich wieder auftauchte, bot sich mir ein vollkommen verändertes Bild. Der aufgepeitschte Mob, der uns noch vor Sekunden nach dem Leben getrachtet hatte, hatte sich in einen Haufen panikerfüllter Menschen verwandelt, die schreiend vor Shannon und mir zurückwichen, gepackt von einem Entsetzen, das mit Worten nicht zu beschreiben war.
    Und auch ich spürte die Furcht. Ich ahnte, daß das, was ich empfand, nur ein schwaches Echo dessen sein konnte, was Shannon in die Gehirne der Majunde projizierte, und trotzdem krümmte ich mich vor Furcht und Grauen.
    Das Gefühl war unbeschreiblich. Es war Angst, bloße, vollkommen
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