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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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unnatürlichen, gewaltsamen Todes, und ihr Sterben hatte Spuren hinterlassen, Unsichtbar, aber trotzdem zu fühlen für den, der die geheimen Zeichen der Natur zu deuten wußte.
    Tergard war bis zur Mitte des halberstarrten Sumpfes gegangen, der sich dort erstreckte, wo noch am Abend zuvor das Majunde-Dorf gestanden hatte. Er hatte den Kampf beobachtet, aus sicherer Entfernung heraus zwar, aber doch nahe genug, um sich ein Bild dessen machen zu können, was sich abgespielt hatte. Und trotzdem erschreckte ihn der furchtbare Anblick.
    Langsam drehte er sich um, machte einen Schritt auf einen gewaltigen, halb im Schlamm vergrabenen dunklen Körper zu und blieb abrupt wieder stehen, als er erkannte, was da vor ihm lag.
    Der Leib des Höllenwurmes war geborsten wie trockene Holzkohle, wie von einem Hammerschlag in drei Teile zersprengt und noch im Tode auf schier unmögliche Weise verdreht und verzerrt. Selbst jetzt, als es nichts mehr war als ein Stück verbrannter Schlacke, strahlte das Wesen etwas Unheimliches aus. Es war ein Geschöpf Satans, dessen war sich Tergard sicher, ganz gleich, mit welchen Namen die anderen Dagon und seine Kreaturen bedachten.
    Eine sonderbare Mischung aus Stolz und Furcht ergriff von Tergard Besitz, als er diesen Gedanken dachte, und plötzlich breitete sich eine fast hysterische Belustigung in ihm aus. Balestrano hatte ihn bisher auf diese Insel am Ende der Welt verbannt, damit er sich bewähren konnte, als Strafe für das, was Tergard als seine Pflicht und Balestrano als Fehler bezeichnet hatte.
    Und er, ausgerechnet er, Tergard, der verstoßene Master, der Mann, der in Ungnade gefallen war und dessen Name selbst der geringste Knappe mit Verachtung in der Stimme aussprach, ausgerechnet er würde es sein, der die entscheidende Schlacht schlug, der das Armageddon herbeiführte und zu Gunsten des wahren Herren entschied!
    Wäre er nicht so müde gewesen, hätte er lauthals gelacht, als ihm die hintergründige Ironie dieses Gedankens voll zu Bewußtsein kam. Wie sagte Balestrano immer: Die Wege des Herrn sind voller Rätsel.
    Ja, dachte er zufrieden. Das sind sie wirklich, Und voller Überraschungen, insbesondere und vor allem für einen senilen alten Trottel, der auf seinem Thron in Paris saß und sich für den Nabel der Welt hielt. Balestrano würde der erste sein, den er vernichtete, wenn er erst einmal die Macht ergriffen hatte.
    Tergard drehte sich um, um zum Waldrand zurückzugehen, verhielt aber dann plötzlich mitten im Schritt und blickte auf einen kleinen, halb im Schlamm versunkenen Gegenstand herab. Eine Sekunde lang zögerte er, dann ließ er sich in die Hocke sinken, hob seinen Fund auf und wischte mit einem Zipfel seines Mantels den gröbsten Schmutz ab.
    Ein überraschtes Stirnrunzeln zog seine Brauen zusammen, als er erkannte, was er da gefunden hatte. Aber dann lächelte er erneut. »Die Wege des Herrn sind wirklich rätselhaft«, sagte er, während er aufstand, seinen Fund sorgfältig in eine Tasche seines Mantels schob und mit schnellen Schritten zum Waldrand und den wartenden Soldaten zurückging.

    * * *

    Mit dem Tag war die Stille gekommen. Nichts hatte sich an der Höhle geändert: das rote, düstere Licht war wie immer, das Zischen der Lava erfüllte die labyrinthischen Gänge und Stollen wie ein Chor unheilvoll wispernder böser Stimmen, und von Zeit zu Zeit bebte der Berg unter seinen Füßen, als wolle der Geist des Krakatau Dagon daran erinnern, daß er keineswegs der unumschränkte Herrscher dieser Insel war. Und doch war es stiller geworden, wenngleich es eine Stille jenseits des Hörbaren war, ein Schweigen, das düster und schwer auf seiner Seele lastete und eine unausgesprochene Drohung mit sich führte.
    Dagon starrte mit einer Mischung aus Verzweiflung und hilfloser Wut auf das wimmelnde Rot unter sich herab. Hier und da war die Oberfläche des Lavasees zu schwarzen zerborstenen Eisschollen erstarrt, und die Hitze, die es normalerweise selbst ihm verbot, länger als wenige Augenblicke hier zu stehen, hatte merklich abgenommen. Nur manchmal bewegte sich etwas in der lodernden Glut tief unter ihm. Aus dem gewaltigen Heer flammengeborener Ssaddit war ein armseliger Haufen geworden, wenige Dutzend, wo am Abend zuvor noch Hunderte seiner Diener gewesen waren.
    Der zweite Fehler, dachte er. Es war das zweite Mal gewesen, daß er Robert Craven unterschätzt hatte, und wie beim ersten Mal hatte er um ein Haar mit dem Verlust all dessen, was er in Jahren geduldig
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