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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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überflüssige Frage, aber sie war auch wohl rein rhetorischer Natur, denn Shannon sprach rasch weiter, ehe ich auch nur Zeit zu einem Kopfschütteln gefunden hatte: »Dieser Mann weiß jetzt alles über dich, Robert. Er weiß alles, was du über Dagon weißt, über die THUL SADUUN...« Er machte eine flatternde Handbewegung. »Du hast ihm die Augen geöffnet. Er weiß jetzt, daß Dagon alles andere als ein Gott ist, sondern nur ein kleiner Zauberer, der durch Zufall ein paar außergewöhnliche Tricks gelernt hat.«
    Das war die Untertreibung des Jahres, aber ich begriff, worauf Shannon hinaus wollte. Ich hatte weit mehr getan, als Tergard gegen meinen Willen ein paar Informationen zu geben. Trotz allem war der Templer ein intelligenter Mann; er würde aus dem, was er in meinen Gedanken gelesen hatte, die richtigen Schlüsse ziehen.
    »Du glaubst, er versucht Dagon aufs Kreuz zu legen?«
    Shannon lächelte. »Ich hätte es anders formuliert, aber es läuft darauf hinaus, ja. Du hast das Lager gesehen, in das er seine Gefangenen verschleppen läßt, um sie Dagon und seinen widerlichen Kreaturen zu opfern. Es existiert seit Jahren. Er hat schon Hunderte von Menschen auf diese Weise verschwinden lassen.«
    »Und jetzt –«
    »Tut er es nicht mehr«, führte Shannon den Satz mit einem grimmigen Nicken zu Ende. »Ganz recht. Mit dem Wissen, das er von dir hat, glaubt er sich Dagon überlegen.«
    Ich schauderte, als mir die Konsequenzen aus Shannons Worten klar wurden. Wenn Shannon mit seiner Vermutung recht hatte, dann machte der nächtliche Überfall der Ssaddit mit einem Male Sinn. Dagon hatte gar keine andere Wahl gehabt, als seine Höllenkreaturen auf die Eingeborenen loszulassen, wenn Tergard ihm den Nachschub an Opfern für seine gräßlichen Zeremonien entzog! Die Ssaddit verlangten ihre Opfer, lebende Opfer, und Dagon mußte sie ihnen geben, wollte er nicht Gefahr laufen, von den Ungeheuern vernichtet zu werden, die er gerufen hatte!
    »Mein Gott!« stöhnte ich. »Dann... dann werden sie wiederkommen.«
    Shannon nickte. »Ich fürchte es. Der Angriff heute nacht war nicht der letzte. Sie werden wiederkommen.«
    »Aber wir werden nicht mehr da sein.«
    Shannon und ich wandten uns gleichzeitig um und sahen Yo Mai an. Der Majunde war unserem Gespräch mit unbewegtem Gesicht gefolgt, aber der entschlossene, harte Ausdruck der in seinen Blick war hatte eher noch an Intensität gewonnen.
    »Natürlich werdet ihr nicht mehr da sein«, sagte Shannon unwillig, der Yo Mais Worte falsch deutete. »Ihr müßt fort. Das Beste wird sein, wenn ihr eure Frauen und Kinder an einen sicheren Ort bringt und –«
    »Du verstehst nicht, was er meint«, unterbrach ich ihn, ohne den Blick von Yo Mais Gesicht zu nehmen.
    Shannon starrte mich an. »Was soll das bedeuten?«
    »Das, was dein Freund richtig erkannt hat, weißer Mann«, entgegnete Yo Mai. »Wir werden zu unserem Gott gehen.« Er wies mit einer Kopfbewegung hinauf zum Gipfel des Krakatau. »Dort oben, in den heiligen Höhlen unseres Volkes, werden wir die Entscheidung der Götter abwarten, weißer Mann.«
    »Dort oben?« keuchte Shannon. »Aber das ist Wahnsinn! Ihr lauft Dagon ja geradezu in die Arme. Er wird euch alle umbringen.«
    »Wenn es der Wille der Götter ist, wird das geschehen. Wenn nicht, nicht«, antwortete Yo Mai. Shannon wollte abermals auffahren, aber der junge Majunde hob rasch die Hand, und Shannon schien zu begreifen, daß es sinnlos wäre, dem Eingeborenen widersprechen zu wollen.
    »Der Wille des mächtigen Gottes Krakatau wird geschehen«, sagte Yo Mai entschieden. »In den heiligen Höhlen wird sich entscheiden, ob das Volk der Majunde leben oder untergehen wird. Es liegt nicht in unserer Hand, irgend etwas daran zu ändern.«
    »Das ist Wahnsinn«, murmelte Shannon, aber es war kein echter Widerspruch mehr, sondern weitaus mehr Ausdruck seiner Hilflosigkeit.
    Und Wut.
    Einen Moment lang versuchte ich mir einzureden, daß ich mich täuschte, aber der Ausdruck aus Shannons Gesicht war zu deutlich. Shannon war wütend. Aber worüber? Etwa über die Tatsache, daß sich seine Hoffnung nicht erfüllte und die Majunde uns die Waffenhilfe verweigerten, die wir uns von ihnen erhofft hatten?
    Yo Mai hielt Shannons Blick noch einen Moment lang stand, dann drehte er sich mit einem sonderbar traurigen Lächeln um und ging zu seinen Leuten zurück.
    Shannon starrte ihm wütend nach. »Dieser Narr!« keuchte er. »Diese hirnverbrannten Idioten! Sie werden Dagons
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