Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Sie mir eine logische Erklärung, wie man ein Wesen lieben kann, das nicht einmal ein Mensch ist.«
    Und plötzlich geschah etwas Sonderbares. Etwas, dessen wahre Bedeutung ich erst sehr, sehr viel später begreifen sollte. Statt – wie ich erwartete – aufzufahren, blickte mich Jennifer mit sonderbarem Ernst an, schüttelte ganz leise den Kopf und sagte:
    »Das wissen Sie besser als ich, Robert.« Es war, als hole mich die Vergangenheit ein; mit einem einzigen, brutalen Hieb.
    Es war noch nicht einmal sehr lange her, da hatte ich neben einem anderen Menschen – einer anderen Frau! – gesessen, in einer Situation, die meiner jetzigen sehr ähnlich gewesen war...
    »Sie... Sie wissen von... von Shadow?« stammelte ich.
    Jennifer nickte. »Ich weiß alles über dich, Robert«, sagte sie, sehr sanft, und plötzlich völlig ohne Zorn und die Wut, die noch vor Augenblicken ihre Stimme hatte zittern lassen. Irgend etwas geschah mit ihr, eine Veränderung, die ich nicht greifen, nicht in Worte fassen konnte, die aber überdeutlich war. Plötzlich war in ihrem Blick eine sonderbare Wärme, etwas, das...
    Ja – das ich kannte. Aber nicht von ihr. Jennifer stand mit einem Ruck auf und deutete zur Küste. »Gehen wir weiter«, sagte sie. Sie wollte sich umwenden, aber diesmal war ich schneller, holte sie ein und riß sie so heftig an der Schulter herum, daß ihre Lippen vor Schmerz zuckten.
    »Wer sind Sie?« fragte ich. »Sie sind doch nicht Jennifer! Sie sind –«
    Das Mädchen hob die Hand, packte mein Gelenk und bog meinen Arm zurück. In ihren Händen lag eine Kraft, die mich erschauern ließ.
    »Doch«, sagte sie ruhig. »Das bin ich. Aber ich bin auch noch mehr. Jemand, der auf deiner Seite steht, Robert, und das solltest du endlich begreifen.«
    »Zum Teufel, wer bist du?« brüllte ich.
    Aber die einzige Antwort, die ich bekam, war das Rauschen des Meeres.

    * * *

    Mit einem verzweifelten Aufschrei ließ sich Howard nach hinten fallen, rollte zur Seite und versuchte gleichzeitig, De Cruyk mit den Knien von sich zu stoßen. Aber der kleinwüchsige Mann entwickelte eine Kraft, die schier unglaublich war. Ohne das mindeste Anzeichen von Schmerz oder irgendeiner anderen Regung nahm er Howards Tritt hin, warf sich mit einem zornigen Knurren auf ihn und schnappte nach seiner Kehle.
    Howard bog im letzten Moment den Kopf zurück, schleuderte De Cruyk mit der Kraft der Verzweiflung von sich und versetzte ihm einen Hieb vor die Schläfe.
    Der einzige, der vor Schmerz aufschrie, war er selbst.
    De Cruyk wankte nicht einmal. Seine Augen flammten wie die eines Wahnsinnigen. Geifer troff aus seinen Mundwinkeln, und seine Hände hatten sich zu Krallen verkrümmt. Die Haut über seiner rechten Schläfe war aufgeplatzt, wo ihn Howards Faust getroffen hatte. Die Wunde blutete nicht.
    Endlich erwachte auch Nemo aus seiner Erstarrung. Blitzschnell trat er von hinten an De Cruyk heran und versetzte ihm einen Hieb in den Nacken.
    De Cruyk fuhr mit einem ärgerlichen Zischen herum, schleuderte Nemo mit einer zornigen Bewegung zu Boden und begann mit fast komisch anmutenden Hüpfern auf das offenstehende Schott zuzurennen.
    Aus dem Inneren der NAUTILUS erscholl ein peitschender Knall. Eine meterlange, orangerote Feuerzunge stach De Cruyk entgegen, und auf seinem Rücken war plötzlich ein faustgroßer, dunkler Fleck. Er wankte, durch die pure Wucht der Gewehrkugel aus dem Gleichgewicht gebracht, und fing sich mit wild rudernden Armen wieder.
    Ein zweiter Schuß peitschte, dann ein dritter. De Cruyk taumelte zurück. Sein Hemd hing in Fetzen, und sein Gesicht verzerrte sich vor irrsinniger Wut. Aber er fiel nicht.
    »Das... das ist unmöglich!« flüsterte Nemo. Er hatte sich wieder erhoben, war aber mitten in der Bewegung erstarrt und starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen auf den Kapitän der VAN HELSING – oder das, was einmal De Cruyk gewesen war.
    »Das ist unmöglich! Unmöglich!« stammelte er immer und immer wieder.
    Unmöglich oder nicht – De Cruyk begann bereits wieder auf das Turmluk zuzuwanken, unentwegt kleine, krächzende Laute ausstoßend, die irgend etwas in Howard zum Erstarren brachten.
    Unter der Lukenöffnung erschien die Gestalt eines Matrosen. Der Lauf des Gewehres in seiner Hand war noch immer auf De Cruyks Gestalt gerichtet. Eine dünne Rauchfahne kräuselte sich aus der Mündung, aber der Mann schoß nicht mehr. Seine Augen waren vor Entsetzen halb aus den Höhlen gequollen. Und De Cruyk kam

Weitere Kostenlose Bücher