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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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antwortete aber nicht darauf. Er wußte, daß Nemo seine Worte nicht ganz so ernst gemeint hatte, wie sie sich vielleicht anhörten – aber er konnte seine Gefühle auch sehr gut verstehen. Das Schiff und seine Besatzung schienen geradewegs einem schlechten Piratenroman entsprungen zu sein. Jedenfalls kam es ihm so vor.
    Die VAN HELSING verlor jetzt rasch an Geschwindigkeit, schwenkte schließlich in einem weiten Bogen herum und kam – mit einer Präzision, die bei einem solchen Schiff schlechterdings unmöglich war – dicht neben der NAUTILUS zum Halten. Unter die Männer hinter der Reling kam plötzlich Bewegung, dann drängte sich ein fettleibiger Glatzenzwerg an die Bordwand, beugte sich zur Nautilus herab – wozu er sich auf die Zehenspitzen stellen mußte – und brüllte aus Leibeskräften:
    »Ahoi, NAUTILUS! Ich komme an Bord!«
    Nemo blieb nicht einmal Zeit, seine Überraschung zu überwinden, da begann der Gnom auch schon geschickt wie ein Affe an der Bordwand hinabzuklettern, ließ sich auf dem letzten Stück schlichtweg fallen – und kraulte wie eine fettleibige Qualle auf das Unterseeboot zu!
    Howard ächzte. »Ich verstehe ja nicht viel von Seefahrt«, sagte er, »aber das scheint mir nicht die übliche Art, von einem Schiff aufs andere überzuwechseln.«
    Nemo schüttelte ernst den Kopf. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, schien er den Vorgang nicht halb so komisch zu finden wie Howard. Im Gegenteil. Sein Mißtrauen war noch gestiegen. »Komm mit«, sagte er wortkarg. Er drehte sich herum, stieg die Schräge zum Mitteldeck herab und winkte Howard ungeduldig, ihm zu folgen.
    Als Howard hinter Nemo auf das Deck der NAUTILUS hinaustrat, spürte er ein leises Zittern unter den Füßen; die Maschinen des Unterseebootes waren angelaufen.
    Weder er noch Nemo machten Anstalten, dem Zwerg zu helfen, als er auf die glatten Stahlplanken der NAUTILUS hinaufzuklettern versuchte. Howard betrachtete sich den sonderbaren Besucher genauer. Der Mann war wirklich ein Zwerg, wenig mehr als anderthalb Meter groß, aber beinahe ebenso breit. Sein Gesicht schien eine Masse aus wabbeligem Fett zu sein, in die jemand mit wenig Geschick so etwas wie menschliche Züge hineinzudrücken versucht hatte. Seine Finger waren so dick, daß sie wie ungelenke Stummel wirkten.
    »Willkommen an Bord der NAUTILUS«, sagte Nemo, nachdem sich der Zwerg aufgerichtet und wie eine naß gewordene Katze geschüttelt hatte. »Dürfte ich nach dem Grund Ihres so unkonventionellen Erscheinens fragen, Monsieur?«
    Der Zwerg trippelte auf Nemo zu, blieb einen halben Schritt vor ihm stehen und legte den Kopf in den Nacken, um ihm ins Gesicht blicken zu können.
    »Sie sind Kapitän Nemo, nehme ich an«, sagte er.
    Nemo nickte. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
    »Mein Name ist De Cruyk«, antwortete der Zwerg. »Wir sind gewissermaßen Kollegen, wissen Sie?«
    »Ach?« fragte Howard.
    De Cruyk bedachte ihn mit einem Blick, mit dem man ein lästiges Insekt zu betrachten pflegte, richtete sich zu seiner vollen Größe von ungefähr einhundertdreiundvierzig Zentimetern auf und sagte: »Ich bin Kapitän De Cruyk, Besitzer und Kapitän der VAN HELSING. Gestatten Sie, daß ich an Bord komme?«
    Nemo zwang sich ein pflichtschuldiges Lächeln ab, rührte sich aber nicht von der Stelle, als De Cruyk auf das offenstehende Turmschott zugehen wollte. »Was soll dieser Auftritt?« fragte er ungehalten. »Haben Sie auf Ihrem Seelenverkäufer keine Boote, oder schwimmen Sie einfach gerne?«
    De Cruyk schürzte beleidigt die Lippen. »Weder, noch, Kapitän«, antwortete er. »Mir schien nur jede Sekunde kostbar, und ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen, nicht? Ich bin hier, um Ihnen meine Hilfe anzubieten.«
    »Ihre Hilfe?« fragte Howard. »Wobei?«
    De Cruyk seufzte. »Ich bitte Sie! Sie müssen diese Insel evakuieren, oder etwa nicht? Mir scheint, da können Sie ein zweites Schiff gut gebrauchen.«
    »Evaku...« Howard brach ab, tauschte einen verstörten Blick mit Nemo und wandte sich wieder an De Cruyk. »Woher wissen Sie das?« fragte er scharf.
    »Das spielt doch jetzt wohl keine Rolle, oder?« sagte De Cruyk patzig. »Ich bin im Besitz recht zuverlässiger Informationen, daß diese Insel in weniger als achtundvierzig Stunden untergehen wird, und es sind drei...« Er stockte, blinzelte einen Moment aus zusammengekniffenen Augen zum Ufer hinüber und verbesserte sich: »Zwei größere und ein Dutzend kleinerer Ortschaften

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