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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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gekritzelt waren. Nemo blickte kurz darauf, nickte dann und erhob sich.
    »Was ist los?« fragte Howard.
    »Ein Schiff«, antwortete Nemo. »Es kommt näher. Sehr schnell.«
    »Krakatau ist eine Insel«, erinnerte Howard. »Da kommt es schon einmal vor, daß ein Schiff auftaucht.«
    Nemo starrte ihn böse an, und Howard beeilte sich plötzlich, aufzustehen und hinter ihm den Kartenraum zu verlassen, um in den Turm der NAUTILUS hinaufzugehen.
    Durch die beiden großen, kreisrunden Kristallfenster fiel heller Sonnenschein in den kleinen Raum. Einer von Nemos Männern stand, einen Feldstecher in der Hand, vor dem leeseitigen Fenster, trat bei ihrem Eintreten zurück und reichte Nemo schweigend das Glas.
    Der Kapitän der NAUTILUS blickte eine Weile stirnrunzelnd hindurch und gab es an Howard weiter.
    Der Horizont schien mit einem gewaltigen Satz näherzukommen, als Howard den Feldstecher ansetzte. Er mußte einen Moment suchen, um das Schiff zu entdecken, von dem Nemo gesprochen hatte, aber als er es sah, zog auch er verwirrt die Brauen zusammen.
    Das Schiff war kein Schiff, sondern ein schwimmendes Wrack. Das Segel hing in Fetzen und war so schmutzig, daß sich Howard fragte, wieso es nicht beim ersten Windstoß wie Glas zerbrach; Rumpf und Masten waren von Tang und Algen überwachsen und an zahllosen Stellen geflickt. Eine goldfarbene Monstrosität prangte als Gallionsfigur am Bug des Seelenverkäufers. Für einen Moment war Howard fast sicher, eine Piratenflagge zu finden, wenn er nur lange genug danach suchte.
    Und das Schiff war schnell. Ungefähr dreimal so schnell, wie es hätte sein dürfen...
    »Kannst du den Namen entziffern?« fragte Nemo.
    Howard richtete den Feldstecher erneut auf den Bug des Schiffes.
    »V-a-n-H-e-l-s-i-n-g«, buchstabierte er, stockte, setzte das Glas ab, sah Nemo stirnrunzelnd an und sagte noch einmal: »Van Helsing?«
    »Der Kapitän muß entweder ein Idiot oder ein Witzbold sein«, knurrte Nemo. Er schüttelte den Kopf, nahm Howard das Glas ab und sah noch einige Sekunden auf das Meer hinaus, ehe er mit einer Kopfbewegung nach oben deutete, auf das offenstehende Turmluk.
    »Gehen wir hinauf, um unsere Besucher zu empfangen«, sagte er.
    Ein kalter, nach Salzwasser riechender Wind schlug ihnen entgegen, als sie die schmale Eisenleiter hinaufstiegen. Die VAN HELSING kam so rasch näher, daß sie schon bald ohne Glas deutlich zu erkennen war.
    »Wieso ist es so schnell?« wunderte sich Howard. »Wir haben beinahe Windstille.«
    Nemo antwortete nicht, aber Howard sah deutlich, daß ihm das Tempo ebensowenig gefiel. Der scheinbar geradewegs von einem Schiffsfriedhof stammende Segler schoß mit der Geschwindigkeit eines Schaufelraddampfers heran. Unter seinem Bug spritzte das Meer auf. Das Segel war so straff gespannt, daß Howard glaubte, die Taue singen zu hören.
    »Ich verstehe das auch nicht«, murmelte Nemo. »Aber wir können den Kapitän ja fragen.« Er zögerte, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und beugte sich plötzlich zum Luk hinunter. »Rufen Sie die Besatzung zusammen, Jacques«, rief er zu dem wartenden Matrosen hinab. »Und geben Sie Befehl, die Maschinen anlaufen zu lassen. Halbe Gefechtsbereitschaft.«
    Howard erschrak.
    »Dieses schwimmende Wrack gefällt mir nicht«, sagte Nemo, mehr zu sich selbst als an Howard gewandt. »Kein Schiff dürfte so schnell sein.« Sein Blick löste sich für einen Moment von der VAN HELSING und tastete über die gewaltige Flanke der ZUIDERMAAR, die wie ein schwimmender Berg neben der NAUTILUS ruhte. Auch dort war die VAN HELSING bemerkt worden: Matrosen drängelten sich an der Reling, einige kletterten auch in die Wanten hinauf, und schließlich erschien die hochgewachsene, in dunkles Marineblau gekleidete Gestalt Kapitän Harmfelds.
    »Ahoi, ZUIDERMAAR!« rief Nemo in bester Seefahrermanier. »Kennen Sie dieses Schiff, Kapitän?«
    Harmfeld nickte und rief etwas, aber seine Antwort ging im Rauschen der Wellen und dem Wind unter, und Nemo wandte sich enttäuscht ab.
    Die VAN HELSING hatte ihren Abstand inzwischen stetig verkürzt, so daß auch mit bloßem Auge Einzelheiten zu erkennen waren. Wie auf der ZUIDERMAAR drängelten sich auch hinter ihrer Reling Männer; allerdings keine Marinesoldaten, sondern ein zusammengewürfelter Haufen der abenteuerlichsten Typen.
    »Mir ist nicht wohl dabei«, murmelte Nemo. »Am liebsten würde ich tauchen und diesem Wrack meinen Rammsporn zu schmecken geben.«
    Howard schüttelte den Kopf,

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