Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Erde.
    Ich wußte nicht, wie lange ich schon hier war: eine Stunde, zwei, vielleicht länger. Ich hatte tausend Fluchtpläne ersonnen und ebenso schnell wieder verworfen, Shannon und Dagon und vor allem mich selbst immer und immer wieder verflucht, daß ich so dumm gewesen war, hierher zu kommen. Jetzt war ich der Verzweiflung nahe.
    Das Geräusch von schleifenden Schritten drang in meine Gedanken und ließ mich aufsehen. Ich hob den Kopf und gewahrte einen finsteren, irgendwie verzerrt wirkenden Schatten, den ich erst als Dagon erkannte, als er den Kopf bewegte und sich das rote Licht in seinen riesigen Fischaugen brach.
    Er sagte kein Wort, sondern hob nur die Hand unter seinem Umhang hervor und machte eine knappe, befehlende Geste. Wie schon einmal fühlte ich mich von einer unsichtbaren Kraft ergriffen und sanft in die Höhe gehoben.
    Shannon war bei ihm, stand aber in einiger Entfernung und so, daß er Dagon und mich gleichzeitig im Blick behalten konnte. Seine Augen waren kalt, und wie Dagon kam er mir irgendwie verändert vor, ohne daß ich das Gefühl im Moment in Worte zu kleiden vermochte.
    »Es ist soweit«, sagte er kalt. »Komm.«
    Der Griff von Dagons unsichtbarer Hand war erloschen, aber ich machte trotzdem keinen Versuch, mich zu widersetzen. Es wäre ziemlich sinnlos gewesen. Sowohl Dagon als auch Shannon waren mir haushoch überlegen.
    Schweigend folgte ich ihnen bis in eine große, wie alles hier unten von blutigrotem Lavalicht erhellte Höhle. Eine ihrer Wände war durch einen schillernden Wall aus Wasser ersetzt worden – der Zugang zum Ozean, durch magische Kräfte gebändigt und zurückgedrängt.
    Aber ich achtete nicht sonderlich darauf, sondern blickte wie gebannt auf einen gewaltigen Block aus schwarzem Basalt, der genau im Zentrum des steinernen Domes aufgestellt worden war.
    Genauer gesagt, auf die schimmernde Kugel aus rauchfarbenem Kristall, die wenige Inches über seiner glattpolierten Oberfläche schwebte...
    Und im gleichen Moment, in dem ich sie sah, wußte ich, was ich vor mir hatte.
    Shannon fuhr zusammen wie unter einem Peitschenhieb, blickte mich einen Herzschlag lang aus schreckgeweiteten Augen an und verzog die Lippen zu einem stummen Flehen, und ich begriff, daß er meine Gedanken gelesen hatte.
    Nicht, flüsterte eine Stimme in meinen Gedanken. Sag es nicht, Robert!
    Verwirrt blickte ich zwischen ihm und Dagon hin und her. Ein plötzlicher, furchtbarer Verdacht begann in meinen Gedanken Gestalt anzunehmen, aber er war einfach zu bizarr, um wahr zu sein.
    Und trotzdem sagte mir Shannons Blick, daß es ganz genau so war. Die raucherfüllte Kristallkugel, das Zentrum und der Quell von Dagons Macht, war nichts anderes als das zweite der SIEBEN SIEGEL DER MACHT, und wie auf der DAGON, dem bizarren Dimensionsschiff, auf dem ich Shannon zum ersten Male wiederbegegnet war, war er auch jetzt nur hier, um es in seinen Besitz zu bringen!
    Mit einem Ruck blieb ich stehen, drehte mich zu Dagon um und deutete anklagend auf Shannon.
    »Er betrügt dich, Dagon«, sagte ich.
    Dagon erstarrte. In seinen riesigen Fischaugen entstand ein mißtrauisches Glitzern. »Wie meinst du das?« fragte er.
    »Er steht nicht auf deiner Seite«, sagte ich, Shannons verzweifelte Blicke ignorierend. »Er ist hier, um das SIEGEL zu stehlen. Necron hat ihn geschickt.«
    Dagon atmete hörbar ein, blickte kurz zu Shannon zurück und sah dann lange und sehr nachdenklich auf den gewaltigen Basaltblock und die schwebende Kugel herab. Aber seine Reaktion war ganz anders, als ich mir erhofft hatte.
    »Ich weiß«, sagte er. »Aber es erstaunt mich ein wenig, daß du ihn verrätst, wo du doch damit rechnen mußt, daß ich ihn töte. Dieser Mann und du, ihr seid doch Freunde.«
    »Außerdem hast du nur zum Teil recht, du Narr«, sagte Shannon kalt
    Der Klang seiner Stimme ließ etwas in mir erstarren.
    Es war nicht mehr seine Stimme, sondern die Stimme eines alten, böse und hart gewordenen Mannes.
    So, wie das Gesicht unter dem schwarzen Turban nicht mehr länger Shannons Gesicht war, sondern das Gesicht eines Greises, eingefallen und faltig, mit einer scharfen Adlernase, dünnen, grausamen Lippen und Augen, die so tief in ihre Höhlen zurückgekrochen waren, daß sie wie finstere Löcher in dem pergamenthäutigen Totenschädel wirkten.
    »Necron!« flüsterte ich entsetzt.
    »Es ehrt mich, daß du mich wiedererkennst, nach all der Zeit«, sagte Necron. »Vor allem, wo wir uns nur einmal begegnet sind. Aber ich nehme

Weitere Kostenlose Bücher