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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Jennifers linke Augenbraue rutschte ein Stück weit nach oben. »Machen Sie sich nicht lächerlich, Lovecraft«, sagte sie kalt.
    »Was wollen Sie dann?« fragte Howard.
    »Sie«, antwortete Jennifer. »Sie und dieses Schiff, Lovecraft.«
    Rowlf stieß ein drohendes Knurren aus, schob Howard kurzerhand zur Seite und trat mit kampflustig gesenkten Schultern auf sie zu.
    »Rufen Sie ihn zurück, Lovecraft«, sagte Jennifer leise, »oder ich töte ihn.« Ihre Stimme klang ganz ruhig, beinahe unbeteiligt. Aber Howard wußte, daß sie es ernst meinte. Und daß sie es konnte.
    »Laß es, Rowlf«, sagte er. »Ich werde tun, was sie verlangt. Wenigstens zum Teil.«
    »Zum Teil?«
    »Mich können Sie haben«, murmelte Howard. »Machen Sie mit mir, was Sie wollen. Aber die NAUTILUS gehört mir nicht.«
    Jennifer starrte ihn an. In ihren Augen blitzte ein Zorn, der nicht mehr menschlich war. Sie trat auf Howard zu, packte ihn grob bei der Schulter und deutete mit der anderen Hand zum Fenster und dem gewaltigen Oktopus.
    »Er könnte dieses Schiff vernichten«, sagte Jennifer kalt. »Ein einziges Wort von mir, und er zermalmt die NAUTILUS. Mit allen, die an Bord sind.«
    Lange, endlos lange starrte Howard sie an. Dann fragte er: »Was verlangen Sie?«
    Jennifer sagte es ihm.
    Howard wurde bleich. »Niemals«, antwortete er.

    * * *

    »Du hast dich verändert«, sagte ich leise.
    »Und du bist ein ebensolcher Narr geblieben, wie du warst«, antwortete Dagon abfällig. Seine riesigen Fischaugen musterten mich kalt, und was ich darin las, hätte mich eigentlich zum Erzittern bringen müssen. Aber ich empfand nichts. Gar nichts mehr. Vielleicht war das, was hier geschehen war, einfach zu schrecklich, als daß ich noch in irgendeiner Form darauf reagieren konnte. Alles, was ich fühlte, war eine tiefe, schmerzende Leere.
    »Du hättest nicht herkommen sollen«, fuhr er fort. »Du bist mir einmal entkommen, mit Glück und der Hilfe eines anderen. Ein zweites Mal wird dir das nicht gelingen.«
    »Was hast du mit mir vor?« fragte ich. »Brauchst du noch eine Fleischration für deine Bestien?« Ich versuchte, meine Stimme spöttisch klingen zu lassen, aber nicht einmal das gelang mir. Und selbst wenn, hätten die Worte ihre Wirkung auf Dagon verfehlt. Wenn jemals etwas Menschliches in ihm gewesen war, so war es nun verschwunden. Ausgelöscht. Der Dagon, den ich kennengelernt hatte, das Ungeheuer, in dem trotz allem noch ein winziger Funke seiner menschlichen Vorfahren steckte, war tot. Das Wesen, dem ich jetzt gegenüberstand, war eine Bestie.
    Dagon antwortete nicht, sondern streckte nur fordernd die Hand aus und deutete auf mein Gewehr. Ich reichte ihm die Waffe. Dagon packte sie, bog ihren Lauf wie ein Stück weiches Bleirohr zusammen und warf sie in die glühende Lava. Die Munition explodierte knallend, und für einen Moment sah ich etwas Riesiges, gleißend Helles unter dem verflüssigten Gestein dahingleiten.
    »Komm«, befahl Dagon. Er winkte noch einmal auffordernd mit der Hand, drehte sich herum und verließ die Höhle, ohne sich auch nur mit einem Blick davon zu überzeugen, ob ich ihm wirklich folgte.
    Aber ich tat es. Wohin hätte ich auch gehen sollen? Ein Fluchtversuch erschien mir unter den gegebenen Umständen das mit Abstand sinnloseste, was ich überhaupt unternehmen könnte.
    Nicht, daß es irgend etwas gab, was überhaupt noch Sinn gemacht hätte, jetzt und hier.
    Dagon führte mich durch ein wahres Labyrinth von Stollen und Gängen weiter in die Tiefe. Nicht alle davon waren auf natürlichem Wege entstanden; manche wirkten so glatt wie poliertes Glas, daß ich Mühe hatte, überhaupt auf den Beinen zu bleiben; gewaltige Röhren wie in den Fels hineingebrannt. Das mußten die Gänge sein, die Dagons schreckliche Feuerwürmer hinterlassen hatten.
    Nach einer Ewigkeit wurde es vor uns wieder hell, aber diesmal war es nicht das düstere Blutlicht der glühenden Lava, sondern ein grünlicher, fast milder Schein, der nicht aus einer bestimmten Quelle, sondern von überallher zugleich zu kommen schien, als leuchte die Luft selbst. Eine kurze, aus roh behauenen Steinstufen bestehende Treppe führte in die Tiefe – und endete im Nichts.
    Hätte Dagon mich nicht an der Schulter gepackt und aufgehalten, dann hätte ich es vielleicht nicht einmal bemerkt, so abrupt brach die Konstruktion aus verwitterter Lava ab. Unter der letzten Stufe gähnte ein gut fünfzig Fuß tiefer Abgrund, unter dem die Höllenglut eines Lavasees

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