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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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schien um ein Vielfaches besser zu funktionieren, als wolle es in begrenztem Maße die Aufgaben meiner Augen mit übernehmen. Wahrscheinlich lag es aber nur daran, daß ich mich jetzt mehr auf den sonst vernachlässigten Gehörsinn konzentrierte.
    Es bereitete mir keine Schwierigkeiten, Necrons Bewegungen anhand seiner Schritte nachzuvollziehen und durch Drehungen des Kopfes auszugleichen, so daß ich ihm auch weiterhin das Gesicht zuwandte. Natürlich vermutete ich nur, daß es mir gelang. Es gab keine Möglichkeit, es zu überprüfen, aber es war ein weiteres kleines Psycho-Spiel, das ich gegen ihn führte. Ich wollte nicht wie ein hilfloses Opfer ins Leere starren, sondern versuchte, ihn durch die Kenntnis seines Standorts zur irritieren, obwohl ich genau wußte, daß Necron sich nicht weiter darum kümmerte.
    »Dein Zustand ist ein weiterer Grund, hier nicht den Helden zu spielen«, richtete er wieder das Wort an mich. »Du hältst dich für unersetzbar und wichtig im Kampf gegen die GROSSEN ALTEN, aber willst du auch blind gegen sie weiterkämpfen? Willst du dich dem allmächtigen CTHULHU mit einem Blindenstock in der Hand entgegenstellen?«
    Seine Stimme troff vor Spott, und ich konnte es nicht ignorieren. Zu frisch war die Wunde, die er wieder aufriß. Von hilflosem Zorn innerlich zerrissen, biß ich mir die Lippe blutig. Meine Hände krampften sich um die Kante des Sessels, auf dem ich immer noch saß. Ich wollte Necron nicht den Triumph gönnen, mich zu beobachten, während ich mich mit vorgestreckten Armen durch das Zimmer tastete.
    »Du wirst zugeben, daß diese Vision nicht besonders überzeugend wirkt«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. »Jemand muß Shudde-Tuur stoppen, aber wenn ich ihn einfach nur vernichte, ist die Gefahr zu groß, daß das SIEGEL verlorengeht oder gar zerstört wird.«
    »Du redest zuviel«, unterbrach ich ihn grob. »Wann wirst du endlich einsehen, daß ich niemals mit dir zusammenarbeiten werde?«
    Necron nahm die Wanderung durch das Zimmer wieder auf, die er kurzzeitig unterbrochen hatte. Ich konnte die Nervosität, die ihn beherrschte, beinahe körperlich spüren.
    War es nur die Angst vor Shudde-Tuur? Immerhin mußte ihm eine Menge an meinem Wissen liegen, wenn er schon auf die günstige Gelegenheit, mich zu töten, verzichtete. Bitterer Speichel sammelte sich unter meiner Zunge, als ich daran dachte, daß bislang ja noch nicht einmal feststand, ob er wirklich darauf verzichten würde. Aber ich konnte mir kaum vorstellen, daß allein Shudde-Tuur ihn so nervös machte. Dahinter mußte etwas ganz anderes stecken. Etwas, wovon ich auch einen geringen Teil empfand.
    Es war eine unheilige Aura, die aus den Wänden selbst zu dringen schien und die ich jetzt deutlicher spürte, da ich erst einmal darauf aufmerksam geworden war. Etwas war an diesem Haus nicht geheuer, und ich hatte es instinktiv auf Necrons magische Ausstrahlung zurückgeführt, aber je mehr ich mich darauf konzentrierte, desto deutlicher wurde mir bewußt, daß ich eine Magie wie diese hier noch nie gespürt hatte. Necron stand diesem Phänomen selbst hilflos gegenüber, und seine Nervosität mußte daher rühren.
    »Davon hat auch Shannon mich zu überzeugen versucht, aber ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben«, drang seine Stimme in meine Gedanken, »Aber mir scheint, es gibt einen Weg, dich zu einer Hilfe zu zwingen. Immerhin hast du mir schon das NECRONOMICON ausgehändigt.«
    (Lang, lang ist’s her: Der Hexer 4, »Bote vom Ende der Nacht«)
    »Shannon«, murmelte ich dumpf. Als ich den jungen Magier kennengelernt hatte, hatte ich für die Dauer von ein paar Tagen geglaubt, in ihm einen Freund gewinnen zu können. Aber Necron hatte ihn auf seine Seite zurückgezogen. Trotzdem bedeutete er mir noch etwas, und es war mir nie gelungen, in ihm einen wirklichen Todfeind zu sehen, obwohl er keine Gelegenheit ausließ, mich davon zu überzeugen. »Wo ist er?«
    Necron stieß ein dumpfes Lachen aus. »Was interessiert es dich? Du solltest dich eher um deinen neuen Freund sorgen, diesen Conroy.«
    Im gleichen Moment wußte ich, was er vorhatte. Der Alte vom Berge besaß selbst keine Skrupel und keine menschlichen Gefühle, aber er kannte sie, und er wußte, wie man sie geschickt ausspielte. Er wußte, daß es meine schwache Seite war, und ich wußte es auch, weshalb ich mich bemühte, den Kreis der Leute, die mir etwas bedeuteten, möglichst gering zu halten. Aber manchmal war es unvermeidlich, mit

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