Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen
flüchtiges Grinsen über mein Gesicht, als ich Jeff so respektlos von Necron sprechen hörte, aber ich wurde rasch wieder ernst.
Plötzlich war die Treppe zu ende. Ich wollte wie zuvor den Fuß tiefer setzen, verlor das Gleichgewicht und wurde nach vorn gerissen. Jeff Conroy fing meinen Sturz im letzten Moment auf. Wir gingen einige Schritte über ebenen Boden, drehten uns dabei zur Seite und erreichten wieder Stufen.
»Bredshaw ist tot«, preßte ich hervor. »Ich war dabei, als er starb.«
»Das ist jetzt egal. Er lebt, und wir müssen uns verdammt beeilen, wenn wir ebenfalls am Leben bleiben wollen!«
Ich verkniff mir weitere Fragen, da ich erkannte, daß er nicht mehr antworten würde, nicht jetzt.
Nach zwei weiteren Treppenabsätzen erreichten wir wieder einen Gang. Schweigend hetzten wir ihn entlang. Nach einigen Dutzend Yards schlug mir plötzlich kühle, frische Luft entgegen. Es roch nach Wald, und unter meinen Füßen befand sich kein Felsboden mehr, sondern nachgiebiges, lockeres Erdreich.
»Wir sind im Freien«, erklärte Jeff überflüssigerweise.
»Vielleicht würdest du mir jetzt endlich einige Fragen beantworten«, verlangte ich.
»Noch nicht. Wir müssen so weit wie möglich weg.«
Er griff wieder nach meiner Hand und zerrte mich vorwärts. Wir bewegten uns auf einem schmalen Pfad, der von Unkraut überwuchert war. Immer wieder peitschten mir Zweige ins Gesicht und hinterließen brennende Striemen, und mehr als einmal blieb ich mit dem Fuß irgendwo hängen und entging nur um Haaresbreite einem Sturz.
Ich hatte jedes Gefühl für die Zeit verloren. Irgendwann ließ mich etwas zusammenzucken. Es war wie der Aufschrei eines gequälten Lebewesens, aber ich hatte den Schrei nicht gehört, sondern er war in meinem Gehirn aufgeklungen. Es war weder der Schrei eines Menschen, noch der eines Tieres.
Jeff brüllte mir irgend etwas zu, das ich nicht verstand. Der schmerzerfüllte Schrei überdeckte alles. Um so deutlicher nahm ich dafür wahr, wie der Junge mich derb mit sich zu Boden riß. Eine Dornenranke riß mir die Haut am Arm auf.
Etwas glühte in grellem weißem Licht auf. Das Leuchten drang aus der Richtung, aus der wir gekommen waren, biß sich durch meine geschlossenen Augenlider und ließ mich wie unter einem Schlag aufstöhnen. Neben mir begann Jeff Conroy zu schreien. Ich spürte, wie er sich zusammenkrümmte und das Gesicht in den Armen barg. Einem Reflex gehorchend riß auch ich die Hände hoch.
Ich weiß im Nachhinein nicht mehr, ob es nur eine Einbildung war, aber für die Dauer eines Herzschlages hatte ich das Gefühl, als würde das grelle Licht schwächer. Gleichzeitig wußte ich, wieso ich das Licht sah, und ich wußte auch, was die silbernen Blitze und die bunten Funken gewesen waren.
Magische Entladungen.
Mein Gehirn hatte sie wahrgenommen und sie zu erkennbaren Bildern zusammengesetzt. Es handelte sich also keineswegs um erste Anzeichen einer Genesung.
Das Leuchten wurde schwächer, und gleichzeitig begann der Ball flammender Helligkeit zusammenzuschrumpfen. Ich erkannte die Umrisse von Bredshaws Anwesen inmitten des Strahlens, aber die Silhouette zerfloß wie unter einer unglaublichen Hitzeeinwirkung, die selbst das Gestein zum Schmelzen brachte. Noch bis hierhin spürte ich die Hitze wie die Berührung durch eine unsichtbare heiße Hand.
Ganz langsam sackte das Herrenhaus in sich zusammen. Es war kein Einsturz, eher neigte es sich einem Mittelpunkt zu, um den es sich immer schneller zusammenzog. Wie eine Faust, die sich zusammenballte.
Und Necron befand sich noch im Inneren des Gebäudes!
Zumindest vermutete ich es. Bredshaw hatte das Haus zu einer Todesfalle werden lassen und es zerstört. Er verfügte über eine Magie, die ihn vor zweihundert Jahren immerhin in die Lage versetzt hatte, mit ES Kontakt aufzunehmen, auch wenn er der Kreatur der GROSSEN ALTEN letztlich unterlegen gewesen war.
Wie stark diese Magie war, erlebte ich jetzt Aber war sie auch den Kräften eines Hexenmeisters gewachsen? Ich bezweifelte es. Zu oft hatte ich schon erleben müssen, wie mächtig Necron war. Ich würde nicht eher an seinen Tod glauben, bis ich nicht den endgültigen Beweis dafür hatte.
Mit einem Schlag verschwand das Leuchten, und Dunkelheit senkte sich wieder über mich. Mühsam rappelte ich mich auf. Jeder Knochen im Leib tat mir weh.
»Mein Gott«, keuchte Jeff und stand ebenfalls auf. Ich bildete mir ein, sein entsetztes Gesicht vor mir zu sehen. »Was war das?« fragte
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