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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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in mir wirkte wie ein gigantisches Prisma, das die Schwingungen zerlegte, sie gleichzeitig veränderte und sie um ein vielfaches verstärkt wieder zurückwarf.
    Dann erlosch das Gefühl ebenso plötzlich, wie es entstanden war. Ich riß die Augen auf.
    Winzige Flammen tanzten auf den Fäden, fraßen sich gierig wie an einer Zündschnur weiter, und wo sie über das Netz glitten, zerfiel es zu Staub. Obwohl die Flämmchen auch meine Haut berührten, spürte ich sie nicht einmal. Dafür konnte ich mich plötzlich wieder frei bewegen.
    Auch Jeff Conroy verlor seine Fesseln. Er stieß einen gellenden Schrei aus, in den sich ein weiterer, unmenschlicher Schrei mischte, der direkt in meinen Gedanken aufklang. Die Flammen hatten Shudde-Tuur erreicht und hüllten die Kreatur ein.
    Für die Dauer eines Herzschlags erfüllte mich die Hoffnung, sie würden das Monstrum töten, aber ich wußte selbst, daß ihre Kraft dazu nicht ausreichte. Sie verloschen, aber immerhin waren wir wieder frei. Allerdings war das eine Frage der Definition.
    Mit einem raschen Blick stellte ich fest, daß die Flammen das Netz lediglich um uns herum zerstört hatten. An den äußeren Stellen des Marktplatzes lag es immer noch wie ein Geflecht auf dem Boden und machte eine Flucht unmöglich. Natürlich hätten wir vorsichtig auf die freien Stellen zwischen den Maschen treten können, aber ich bezweifelte, daß Shudde-Tuur sich mit Rücksicht darauf langsamer bewegen würde. Eine Flucht war unmöglich.
    »Ich bringe dich um, du verdammtes Ding!« brüllte Jeff Conroy plötzlich neben mir. Er bückte sich schluchzend nach einem abgebrochenen, beinstarken Ast. Eine eisige Hand schien nach meinem Herzen zu greifen, als er mit dem Knüppel in der Hand auf Shudde-Tuur zurannte.
    »Bleib stehen!« schrie ich und stürmte hinter ihm her. Dabei riß ich den Stockdegen aus der Scheide. Shudde-Tuur war durch die Flammen angeschlagen worden, aber es war immer noch ein schier unbesiegbarer Gegner, und ein lächerliches Stück Holz war sicherlich nicht die richtige Waffe gegen die Kreatur.
    Der beginnende Wahnsinn steigerte Jeffs Tempo, und ich wußte, daß ich den Jungen nicht mehr einholen konnte, aber ich versuchte es trotzdem.
    Er erreichte Shudde-Tuur mit mehr als drei Längen Vorsprung. Mit einem irren Brüllen auf den Lippen riß er den Ast hoch, um ihn gegen das vorderste der Beine zu schmettern.
    Er führte die Bewegung nie zu Ende.
    Eine der überdimensionalen Scheren stieß herab – und fuhr in Jeffs Brust. Der Junge erstarrte mitten im Lauf, wankte, drehte sich halb zu mir um. Seine Lippen formten stumme Worte, und sein Arm reckte sich in einer letzten Bewegung mir entgegen.
    Dann brach Jeff zusammen.
    Mit einem erstickten Schrei sprang ich vorwärts, bekam eine der Scheren zu packen und klammerte mich mit dem Mut der Verzweiflung daran fest.
    Der Ruck, mit dem die Schere hochfuhr, schien mir den Arm aus dem Schultergelenk zu reißen. Glühende Dolche bohrten sich in meine Muskeln. Shudde-Tuur versuchte mich abzuschütteln. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm, mich weiterhin festzukrallen.
    Der gigantische Schädel der Bestie tauchte vor mir auf, und ich starrte genau in das blutrote Auge. Alles andere verschwamm, und ich wußte, daß ich in der nächsten Sekunde wieder blind werden würde, um in der darauffolgenden zu sterben.
    Ich stieß den Stockdegen vor, dorthin, wo das Auge mein Blickfeld ausfüllte. Die Klinge stieß nicht einmal auf einen spürbaren Widerstand, als sie sich in die rotierende Spirale bohrte, tiefer hineinglitt und mich dabei mitriß.
    Im nächsten Moment verschwand ich in der rotierenden Unendlichkeit.

    * * *

    Raum und Zeit ballten sich um mich und in mir zusammen und rissen mich aus dem bekannten Universum heraus. Ich trieb durch eine Welt, die von unergründlicher Schwärze erfüllt war, und trotzdem befand ich mich in einem Wirbel aus Licht und Farben.
    Irgendwann endete mein Sturz.
    Ich lag auf sandigem Untergrund. Eine gewaltige rote Sonne an einem wolkenlosen grauen Himmel tauchte die Umgebung in blutiges Licht. Dinge befanden sich um mich herum, die auf eine seltsame Art unwirklich zu sein schienen. Sie waren auf eine unmögliche Art ineinander verschlungen, schienen einer anderen, eigenen Symmetrie zu gehorchen, die der menschliche Verstand nicht wahrnehmen konnte. Sie entzogen sich jeder genaueren Betrachtung, geschweige denn einer Beschreibung. Ich wandte rasch den Blick von ihnen ab.
    Ich wußte, was das zu

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