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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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bedeuten hatte. Dies war die Welt der GROSSEN ALTEN, die hinter den Toren lag. Meine Berührung mit dem SIEGEL hatte mich hierhergeschleudert. Ein neuer, erschreckender Gedanke durchzuckte mich: Standen die SIEGEL mit den Toren in irgendeiner Verbindung?
    Ich spürte eine gräßliche Leere in mir, als ich an Jeff Conroy dachte. Sein Tod war so sinnlos gewesen. Ich hätte wissen müssen, daß sein Verstand all die Schrecken, die auf ihn eingeströmt waren, nicht so schnell würde verarbeiten können, auch wenn es eine Zeitlang so ausgesehen hatte. Allein schon die Gleichgültigkeit, mit der er alles über sich hatte ergehen lassen, die Tatsache, daß er nicht einmal durch Fragen versucht hatte, zu ergründen, was mit ihm geschah, hätte mich warnen müssen.
    Wieder einer auf der Liste derjenigen, die durch meine Mitschuld ums Leben gekommen sind, durchzuckte es mich. Wie lang wird sie noch werden?
    Ich verdrängte die selbstzerstörerischen Gedanken. Jeffs Tod hatte tief in mir eine Wunde gerissen, und es würde lange dauern, bis ich darüber hinwegkam, aber ich durfte mich nicht selbst zerfleischen und auch noch mein ganzes Leben wegwerfen. Ich erhob mich.
    Die Schmerzen in meinem Arm waren verschwunden, und es hatte den Anschein, als hätte der Sturz durch das Tor auch meine Augen gesunden lassen. Zumindest sah ich wieder so gut wie früher. Der schmutzige Schleier, der meinen Blick auch zuletzt noch getrübt hatte, war verschwunden.
    Eines der Dinge vor mir erweckte meine Aufmerksamkeit. Es unterschied sich von den anderen dadurch, daß es der normalen Geometrie gehorchte. Die Konturen verschwammen nicht bei dem Versuch, sie zu betrachten, aber das war es nicht einmal, was mich darauf aufmerksam machte. Vielmehr war es die Form des Felsbrockens.
    Er war die genaue Kopie Shudde-Tuurs, allerdings nicht einmal einen Yard hoch.
    Bei jedem Schritt hatte ich das Gefühl, durch zähflüssigen Morast zu waten, der an meinen Beinen zerrte. Mühsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. In einiger Entfernung vor mir bewegte sich der Sand, warf Wellen, als bewege sich etwas unter der Erdoberfläche. Ich schritt schneller. Was auch immer sich da bewegte, ich hatte nicht das Verlangen, herauszufinden, was es war.
    Mein Herz schlug wie rasend, als ich den wie eine Spinne geformten Felsbrocken umrundete und einen Blick auf den steinernen Schädel warf. Selbst er war naturgetreu modelliert worden. Einschließlich des faustgroßen Auges.
    Aber es bestand nicht aus totem Gestein, sondern schien auch hier zu leben. Die Spirale rotierte und erfüllte mich beim bloßen Zusehen mit einem dumpfen Schwindelgefühl.
    Wie von einem fremden Willen geleitet, streckte ich den Arm aus. Das SIEGEL glitt wie von selbst aus dem Felsbrocken in meine Hand. Es fühlte sich warm an, schien sogar unmerklich zu pulsieren wie ein lebendiges Wesen.
    Ich zuckte erschrocken zusammen, als ein Knacken an mein Ohr drang. Im nächsten Moment barst der Felsblock, wie von der Faust eines Riesen getroffen, auseinander. Nur einige wenige Gesteinsbrocken blieben von der Spinnenstatue übrig.
    Ich wandte meinen Blick wieder dem SIEGEL zu. Unschlüssig drehte ich es in der Hand. Endlich war es in meinem Besitz, aber es nutzte mir nichts, solange ich in dieser bizarren Alptraumwelt festsaß. Es hatte mich hergebracht, und irgendwie würde es mich auch zurückbringen können. Aber wie konnte ich es aktivieren?
    Ich fand die Lösung, als ich es hochhob und genau in die Spirale starrte.
    Die gleiche Kraft, die mich hierher befördert hatte, riß mich wieder aus der Welt der GROSSEN ALTEN heraus.

    * * *

    Das SIEGEL trug mich an den Ausgangspunkt der Dimensionsreise zurück.
    Meine erste Empfindung, als ich wieder auf dem Marktplatz stand, war Erleichterung darüber, daß die Gesundung meiner Augen nicht rückgängig gemacht worden war. Immerhin wäre denkbar gewesen, daß sie nur für den Aufenthalt in der fremden Welt galt. Aber ich sah auch hier ohne Beschwerden – doch was ich sah, war nicht eben dazu angetan, meine Erleichterung weiter währen zu lassen.
    Shudde-Tuur war spurlos verschwunden, und auch das Netz hatte sich aufgelöst. Lediglich einige wie verdorrt anmutende, unansehnlich graue Fäden lagen noch auf dem Pflaster. Arcenborough konnte wieder aufatmen. Die Gefahr, die von Shudde-Tuur ausgegangen war, war endgültig gebannt.
    Nicht gebannt aber war eine andere Gefahr.
    Eine Gruppe Menschen stand ein paar Yards entfernt reglos auf dem Platz. Unter ihnen

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