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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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»Sie leben«, flüsterte er. Niemand war umgekommen. Damit war zwar noch nicht sicher, daß sie meinen Angriff wirklich ohne Schaden überstanden hatten, aber ich hatte wenigstens keinen Mord begangen.
    Mit einem Stöhnen erwachte einer der Männer, gleich darauf vernahm ich ein weiteres Stöhnen aus einer anderen Richtung.
    »Sie kommen wieder zu sich!« rief Jeff und kam zu mir zurückgerannt. »Wohin?«
    Ich brauchte nur einen Sekundenbruchteil zu überlegen. »Erst einmal in den Ort. Dort können wir uns am leichtesten verstecken. Woanders würden sie uns sofort finden.«
    Er ergriff wieder meine Hand und führte mich. Bei schnellem Tempo konnte ich mich durch Tasten mit dem Stock nicht mehr orientieren. Gemeinsam liefen wir los, bückten uns unter den ersten, noch vereinzelt gespannten Spinnenfäden hindurch und verschwanden im Gewirr der engen Gassen Arcenboroughs.

    * * *

    Der Ort war zu einer Totenstadt geworden, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Scheinbar überall spannten sich die Fäden; sie gingen sogar durch Häuser durch, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie Shudde-Tuur sie dort gesponnen haben sollte.
    Jeff berichtete mir alles, was er sah, und es waren schreckliche Schilderungen. Vereinzelt entdeckte er Kleidungsstücke, die an den Fäden hingen. Von den Besitzern war nichts zu entdecken. Ich hoffte, daß es ihnen gelungen war, rechtzeitig aus ihrer Kleidung zu schlüpfen, aber ich wußte, daß ich meine Augen damit vor der Wirklichkeit verschloß. Erbittert preßte ich die Lippen zusammen, als mir auffiel, wie unpassend der Vergleich war.
    Jeff hatte mich wieder losgelassen. Momentan drohte uns keine Gefahr. Ich war ihm dankbar, daß er keine Fragen stellte, wie ich befürchtet hatte. Nicht einmal das, was er gerade miterlebt hatte, trieb einen Keil in die seltsame Art von Freundschaft, die uns verband.
    Ich spürte es irgendwie. Jeff war über den Punkt hinaus, an dem ihn etwas, das mit mir zu tun hatte, noch wirklich entsetzen konnte. Er mußte die ganze Zeit über geahnt haben, daß ich mehr war als jemand, der nur zufällig mit dem zu tun hatte, was in sein Leben eingebrochen war. Aber er schwieg, und ich war ihm dankbar dafür.
    Doch auch die allumfassende Stille, die uns umgab, hatte etwas Gespenstisches an sich. Das einzige Geräusch, das ich hörte, waren unsere Atemzüge und das Hallen unserer Schritte auf dem Kopfsteinpflaster.
    Was war mit den Einwohnern geschehen? Sie konnten nicht alle tot sein bis auf das Dutzend Gestalten, das Carringham begleitet hatte. Wahrscheinlich waren sie geflohen, aber über kurz oder lang würden sie zurückkehren müssen. Arcenborough lag fast vierzig Meilen von der nächsten Ortschaft entfernt, und das einzige Verkehrsmittel, das es gab, war der einmal am Tag verkehrende Zug. Und wenn Shudde-Tuur auch die Bahnstation eingewoben hatte...
    Ich sah die Silberfäden deutlich vor mir. Nur auf Jeff angewiesen, hätte ich niemals allen ausweichen können. Mehr als einmal war ich versucht gewesen, sie zu berühren, nur aus Neugier, was geschehen würde, aber es gelang mir stets, mich der gefährlichen Faszination zu entziehen.
    Es gab einen Hoffnungsschimmer für mich. Immer häufiger sah ich sekundenlang graue Ausschnitte unserer Umwelt. Es gelang mir nicht, das Bild zu halten, immer wieder verblaßte es in Dunkelheit, aber es war ein gutes Zeichen. Lange würde es nicht mehr dauern, bis ich wieder einigermaßen würde sehen können. Diese Zeit mußten wir gewinnen, und wenn wir uns irgendwo in einem Keller verkrochen.
    Meine Gedanken irrten zu Necron. Je länger ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es mir, daß Bredshaw ihn getötet hatte. Ich hatte den Herrn der Drachenburg als verbrannte Mumie gesehen, durchsiebt von Schüssen, zerfetzt von einer Schimäre, und es hatte ihn nicht mehr als eine müde Handbewegung gekostet, sich zu regenerieren.
    Und was war mit Shannon geschehen? Ich hatte die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, eines Tages dem Shannon wiederzubegegnen, als den ich ihn bei unserer ersten Begegnung kennengelernt hatte. Bevor Necron ihn in eine gefühllose Mordmaschine verwandelt hatte. Was würde mit ihm geschehen, wenn Necron tatsächlich tot war?
    Und – was für mich noch wichtiger war – was war mit Priscylla? Nach Shannons Aussage hatte Necron sie in einen todesähnlichen Tiefschlaf versetzt – und er war der einzige, der sie wieder daraus erwecken konnte. Es war eine bittere Ironie des Schicksals, daß

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