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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ich ausgerechnet meinem größten Todfeind nicht einmal den Tod wünschen konnte.
    »Woraus mögen diese... Fäden bestehen?« drang Jeff Conroys Stimme in meine Gedanken und lenkte sie wieder auf unsere Umgebung. Erneut gewann ich meine Sehkraft für ein paar Sekunden – Augenblicke wäre vielleicht das passendere Wort gewesen – zurück. Ich sah, wie er sich zu einem Faden herabbeugte und wollte einen Warnruf ausstoßen, als ich erkannte, daß er nicht nach dem Faden, sondern nach einem Kleidungsstück griff, das daran hing. Er zerrte mit aller Kraft daran, konnte es jedoch nicht lösen. Dann verschwamm das Bild wieder vor meinen Augen. Ich ärgerte mich, daß ich noch nicht selbst auf diese Art die Festigkeit des Netzes untersucht hatte – bis mir plötzlich die Gefahr bewußt wurde, die mit diesem Vorgehen verbunden war. Shudde-Tuur reagierte auf jede Erschütterung des Netzes!
    »Loslassen«, brüllte ich.
    Erschrocken drehte Jeff sich um, aber er ließ den Stoffetzen aus den Fingern gleiten. »Was ist denn los?« fragte er verblüfft.
    »Wir müssen weg!« rief ich. »Oder möchtest du das Wesen, das dieses Netz gesponnen hat, unbedingt aus der Nähe kennenlernen?«
    Erst jetzt schien ihm richtig bewußt zu werden, daß das Gebilde nicht einfach so durch das Wirken magischer Kräfte entstanden war, sondern daß es jemanden gab, der es gesponnen hatte. Und er begriff, daß er dieses Wesen durch sein Zerren herbeilocken konnte. Wir liefen die Straße entlang, bis mich meine magischen Sinne warnten. Wir kauerten uns in eine Türnische.
    Erneut flackerte die Dunkelheit um mich herum, wurde heller und nahm eine verwaschene Optik an, als blickte ich durch eine völlig verschmutzte Scheibe.
    Es reichte, um mich die gigantische Gestalt manifestierten Schreckens erkennen zu lassen, zu der Shudde-Tuur geworden war. Die Kreatur war bereits am Vormittag groß gewesen, aber jetzt hatte sie ihren Umfang noch mindestens verdreifacht. Sie überragte die meisten der niedrigen Häuser, dennoch glitt sie mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit auf den Fäden dahin.
    Jeff Conroy gab ein ersticktes Gurgeln von sich. Ich sah, wie er den Mund zu einem Schrei öffnete, und es gelang mir gerade noch, ihm meine Hand auf die Lippen zu pressen. Einen Augenblick lang stemmte er sich gegen meinen Griff, aber ich preßte ihm den Mund nur noch fester zu. Dann erschlaffte seine Gegenwehr. Im gleichen Moment hüllte mich wieder Dunkelheit ein.
    Ich ließ ihn los; bereit, jederzeit neu zuzugreifen. »Was... was ist das?« keuchte er, einer Hysterie nahe, die ich ihm nicht einmal verdenken konnte.
    »Das, was aus ES geworden ist«, antwortete ich leise. Ich konzentrierte mich so sehr, daß sich ein dumpfer Schmerz in meinem Kopf ausbreitete, aber ich ignorierte ihn und verstärkte meine Anstrengungen noch, bis ich endlich wieder sehen konnte.
    Shudde-Tuur hatte die Stelle erreicht, an der das Hemd hing, und tastete in einer Art ungläubigen Staunens mit einem Bein nach dem Stoff, als könne es nicht glauben, daß ihm sein Opfer entronnen war.
    Alles an der Kreatur hatte sich ins Gigantische vergrößert. Ich biß die Zähne so fest zusammen, daß mein Kiefer zu schmerzen begann, als ich daran dachte, wieviele Menschen Shudde-Tuur in sich aufgesogen haben mochte, um diese Größe zu erreichen.
    Mein Blick war immer noch stark getrübt, aber ich mußte mein Urteil widerrufen. Nicht alles hatte sich vergrößert; es gab ein Organ, das immer noch die gleiche Größe wie am Vormittag besaß und auch die Größe, die es schon besessen hatte, als es noch Bestandteil von ES gewesen war.
    Das Auge.
    Die irisierende rote Spirale, die sich in die Ewigkeit erstreckte. Das SIEGEL!
    Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hatte, daß es sich bei dem Organ wirklich um das gesuchte Objekt handelte, dann hatte ich ihn jetzt vor mir.
    Es mußte mir gelingen, das SIEGEL in die Hände zu bekommen und möglichst zu zerstören. Selbst wenn Necron tot sein sollte, so würden andere kommen, um nach den SIEBEN SIEGELN DER MACHT zu suchen, mit deren Hilfe man die GROSSEN ALTEN von den Fesseln befreien konnte, die sie jetzt noch daran hinderten, sich diese Welt Untertan zu machen. Aber dazu mußten alle sieben SIEGEL aktiviert werden. Solange nur ein einziges ausfiel, waren die anderen nutzlos. Aber ich fürchtete, daß Shudde-Tuur der Sinn für derartige Überlegungen abging und es sich nicht freiwillig von seinem Auge trennen würde.
    Wie aber konnte man einen

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