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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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leise. »Irgendwas ist passiert.«
    Der Mann neben ihm sah auf. Seine Augen waren schmal und rot vom langen angestrengten Starren, und die Anstrengungen einer Nacht ohne Schlaf hatten auch in seinem Gesicht tiefe Spuren hinterlassen. »Glaubst du, daß Joe etwas zugestoßen ist?« fragte er.
    Teagarden zuckte mit den Achseln. »Etwas oder jemand«, knurrte er. »Ich fürchte eher, jemand.« Er atmete hörbar ein, richtete sich im Sattel auf und drehte sich halb herum, um mit der Hand nach Norden zu deuten. »Nimm dir fünf Mann und reite in diese Richtung los«, sagte er. »Die anderen kommen mit mir.«
    Sein Begleiter nickte, ritt aber noch nicht an, sondern runzelte demonstrativ die Stirn. »Glaubst du wirklich, das hätte Sinn?« fragte er.
    Teagarden fuhr auf. »Was soll das heißen?«
    Der Mann neben ihm schrumpfte ein Stück in sich zusammen, und in die Müdigkeit auf seinen Zügen mischte sich Furcht. Trotzdem fuhr er fort: »Dieses verdammte Tal gefällt mir nicht. Wenn Craven und die anderen sich hier irgendwo versteckt haben, können wir ewig nach ihnen suchen. In diesem Labyrinth kann sich eine ganze Armee verbergen.«
    »Wir finden sie«, beharrte Teagarden. »So groß kann dieses Tal gar nicht sein, daß ich Craven nicht erwischen würde.«
    Der andere antwortete nicht, aber sein Blick sprach Bande. Und fast konnte Teagarden ihn verstehen. Das Tal, das sie nach einer stundenlangen halsbrecherischen Kletterei – die zwei Mann das Leben gekostet hatte – endlich erreichten, war ein reines Labyrinth aus Spalten, Felsen und jäh abklaffenden Schlünden. Es gab einen kargen, kaum anderthalb Meilen breiten Streifen relativ freien Sandbodens direkt am Fuße der Klippe, auf dem auch die Spuren von Postlethwaites Lager zu sehen waren. Aber dort drüben, in dem Gebiet, in dem Craven und seine Begleiter verschwunden waren, erhob sich ein wahres Labyrinth von Felsen. Eine tödliche Falle für jeden, der den Fehler beging, hineinzulaufen. Und vielleicht war sie für Joe und Knife schon zugeschnappt.
    »Ich kriege ihn«, murmelte er noch einmal. »Das schwöre ich. Und wenn es das letzte ist, was ich tue.«
    »Überleg es dir noch einmal«, sagte der andere. Seine Stimme zitterte, und Teagarden hörte genau, welche Überwindung es ihn kostete, die wenigen Worte auszusprechen. Trotzdem fuhr er fort: »Dieses Tal gefällt mir nicht. Es ist...«
    »Ja?« fragte Teagarden lauernd, als der Gunman nicht weitersprach.
    »Es ist einfach nicht gut«, murmelte der andere. »Ich fühle es.«
    Teagarden drehte sich zu ihm herum, hob in einer fast ruhigen Bewegung die Hand und schlug ihm über den Mund.
    »Warum kehrst du nicht einfach um, wenn du Angst hast?« fragte er kalt.
    Der andere antwortete nicht. Seine Lippe war aufgeplatzt. Ein dünner Blutfaden lief durch den Schmutz und eingetrockneten Schweiß auf seinem Gesicht, aber das schien er nicht einmal zu bemerken. Plötzlich tat Teagarden sein sinnloser Wutausbruch leid. Es konnte sein, daß er auf jeden einzelnen seiner Männer angewiesen war, wenn sie Craven und die anderen durch diese Hölle aus Felsen und Sonnenglut jagen mußten.
    Und er verstand die Unsicherheit des Mannes sogar. Auch er spürte, daß dieses Tal mehr war als ein Riß in der Erde, der mit Felsen und Geröll gefüllt war. Irgend etwas schien zwischen den zerborstenen Granittrümmern zu lauern, etwas Unsichtbares, Böses.
    Mit aller Macht schüttelte er den Gedanken ab. »Craven hat meinen Bruder umgebracht«, sagte er. »Und er wird dafür bezahlen.«
    »Es war Bodine, der den Lüster heruntergeschossen hat«, sagte der Gunman. »Und der ist tot.«
    »Aber es war Cravens Schuld«, beharrte Teagarden. Plötzlich fühlte er wieder den alten Zorn. »Außerdem geht dich das nichts an«, fauchte er. »Ich sage es noch einmal: verschwinde, wenn du Angst hast. Und das gilt auch für alle anderen«, fügte er mit deutlich erhobener Stimme hinzu. »Wer von euch Schiß hat, der kann verschwinden, auf der Stelle. Und zwar endgültig. Ich will keinen von euch mehr in Frisco sehen, wenn ihr jetzt kneift.«
    Natürlich rührte sich keiner der Männer von der Stelle. Teagarden sah die Angst auf ihren Gesichtern, als sie seine Worte hörten, und für einen kurzen Moment überkam ihn ein Gefühl berauschender Macht. Jeder einzelne dieser zwanzig abenteuerlich anmutenden Gestalten war ihm körperlich überlegen, und die allermeisten wohl auch schneller mit dem Revolver oder Messer als er. Und trotzdem kuschten sie vor

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