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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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helle Schleifen. Ganz in seiner Nähe polterten Steine, und abermals spürte er, wie der Boden unter seinen Füßen zu zittern begann.
    Joe sah auf –
    und erstarrte.
    Es war nicht nur Einbildung. Er spürte tatsächlich, wie sein Herz vor Schrecken aussetzte und dann wie ein Hammerwerk weiterraste. Eine eisige Hand schien seinen Rücken hinabzufahren, als er den Schatten sah, einen gigantischen schwarzen Umriß gegen das grell lodernde Auge der Sonne, riesig und böse.
    Joe begann zu schreien.
    Aber seine Schreie verhallten so ungehört wie die seines Kameraden. Und sie brachen ebenso abrupt ab, als sich die gewaltigen Kiefer der Bestie um ihn schlossen...

    * * *

    Postlethwaites »Lager« bestand nur aus einem einzigen Zelt, kaum groß genug, um aufrecht darin zu stehen, einer mit Steinen abgegrenzten Feuerstelle und zwei herumgedrehten Kisten, von denen eine als Tisch und die andere als Stuhl dienten. Und einem Maultier, in dessen Packtaschen sich eine Unmenge von Werkzeugen häuften.
    Wir hatten gut zwei Stunden gebraucht, das Lager am Fuße der Granitwand zu erreichen, denn das, was Postlethwaite in einem Anflug von britischem Humor als Weg bezeichnet hatte, war ein halsbrecherischer Saumpfad, auf dem wirklich nur eine Bergziege gemächlich hätte gehen können. Die Pferde hatten wir praktisch mit Gewalt dazu zwingen müssen, ihn hinunterzulaufen, und im nachhinein kam es nicht nur mir wie ein Wunder vor, daß keiner von uns abgestürzt war.
    Aber nicht nur Postlethwaites Lager befand sich am Fuße der Felswand. Wenige hundert Schritte daneben lag etwas, das mich den beschwerlichen Abstieg, unsere Verfolger und alles andere schlagartig vergessen ließ. Und nicht nur mich.
    Hätte ich nicht gewußt, worum es sich bei dem unförmigen Haufen schwarzen Stahles handelte, der kaum fünfhundert Yards von Postlethwaites Zelt heruntergekracht war und einen mannstiefen Krater in den hartgebackenen Wüstenboden geschlagen hatte, ich hätte es nicht erraten.
    Die Lok war so zertrümmert und gestaucht, als hätte einer der GROSSEN ALTEN sie in die Tentakeln bekommen. Nichts an ihr erinnerte mehr an das stolze Stahlroß, mit dem wir Frisco verlassen hatten. Es war nur noch ein Haufen Schrott, zertrümmert, zermalmt und immer wieder gestaucht und zerborsten, bis sie zu einem surrealistischen Etwas ohne bestimmte Form geworden war.
    Die Trümmer mußten im Umkreis von zwei Meilen niedergeregnet sein. Postlethwaite hatte mehr als nur Glück gehabt, nicht von einem der zentnerschweren Stahlgeschosse erschlagen zu werden, die den Boden wie schwarzer Granatenregen aufgewühlt hatten.
    Keiner von uns näherte sich der Lok mehr, als unbedingt nötig. Postlethwaite hatte darauf bestanden, sein Zelt abzubauen und seine Unterlagen zu holen – was immer das sein mochte –, außerdem den Vorrat an Lebensmitteln und Wasser, den er mitgebracht hatte. Wogegen niemand Einwände hatte, denn keiner von uns wußte, was vor uns lag und wie lange es dauern mochte, bis wir eine Quelle oder gar andere Menschen fanden.
    Ich sah, daß Annies Blick immer wieder wie gebannt zum zermalmten Wrack der Lok hinüberirrte. Ihr Gesicht war ausdruckslos wie eine Maske, aber es war nicht sehr schwer, ihre Gedanken zu erraten.
    Ich lenkte mein Pferd neben das ihre, legte die Hand auf ihren Unterarm und versuchte, ihr aufmunternd zuzulächeln. »Es... es tut mir leid«, sagte ich.
    Annie sah auf. Ihr Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos, aber in ihren Augen schimmerten Tränen. »Er hatte wohl keine andere Wahl«, murmelte sie. »Und wie ich diesen romantischen Narren kenne, hat er es sogar gerne getan.«
    »Wir alle wären tot ohne Bodine«, bestätigte ich.
    »Ja«, fügte Annie düster hinzu. »Und er ist es.«
    »Er hat uns allen das Leben gerettet«, sagte ich noch einmal. »Und gut hundert anderen Menschen dazu.«
    Annie antwortete nicht, und ich war närrisch genug, es nicht dabei bewenden zu lassen, sondern weiter in der offenen Wunde herumzubohren.
    »Sie haben ihn geliebt, nicht?« fragte ich. Für einen Moment glaubte ich das Gesicht des jungen Kunstschützen noch einmal vor mir zu sehen. Sein Lachen, das ihn mir vom ersten Augenblick an sympathisch gemacht hatte. Dann verzerrte sich das Bild, und ich sah noch einmal das Entsetzen in seinen Augen, als er begriffen haben mußte, daß er sterben würde; eine Sekunde, bevor er zusammen mit der Lok in den Abgrund stürzte.
    Ich hatte nicht übertrieben: Hätte Bodine die Lok nicht abgekoppelt, wären

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