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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Voller Entsetzen begriff ich, daß die Schlinge ihn erwürgen würde!
    Aber es kam anders. Eine halbe Minute lang ließen die Gunmen Sitting Bull hängen, dann hoben sie ihn an und setzten ihn wieder in den Sattel. Sitting Bull rang keuchend nach Luft.
    »Sprich!« brüllte der Bursche, den Teagarden Matt genannt hatte. »Gib’s zu, und ich gebe dir eine Kugel. Sonst hängst du!«
    »Ich habe Custer nicht getötet«, sagte Sitting Bull ruhig. »Er fiel im Kampf, aber nicht von meiner Hand. Das ist die Wahrheit!«
    Matt brüllte vor Zorn. »Du lügst!« kreischte er. »Gib es zu, oder wir hängen dich auf!«
    Aber Sitting Bull schwieg beharrlich.
    Und ich spürte, daß er log.
    Das heißt, nicht ganz. Es war das erste Mal, daß mich mein Talent, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden, im Stich ließ. Ich fühlte genau, daß Sitting Bull nicht die Wahrheit sprach, aber er log auch nicht völlig. Es war ein verwirrendes Gefühl.
    »Na gut!« brüllte Matt. »Zieht ihn hoch, Jungs!«
    Und zum zweiten Mal wurde das Pferd behutsam unter Sitting Bull hinweggeführt.
    »Das... das ist bestialisch, Teagarden!« stöhnte ich. »Wie lange wollen Sie ihn noch quälen?«
    Teagarden lachte böse. »Solange es meinen Leuten Spaß macht«, sagte er.
    »Aber das ist unmenschlich!«
    Teagarden kicherte. »Und? Schließlich ist er ja nur ein Indianer, oder?«
    Was mich bei diesen Worten wirklich erschreckte, war die Tatsache, daß ich spürte, daß Teagarden sie ganz genau so meinte, wie er sie aussprach. Für ihn war Sitting Bull – und überhaupt alle Indianer – wirklich kein Mensch.
    »Sie verdammtes Ungeheuer!« keuchte ich.
    Und Teagarden lachte.

    * * *

    Ixmal war verwirrt. Sie hatten gewartet, bis sich die beiden Gruppen der weißen Götter vereinigten, dann waren sie näher herangeschlichen und hatten sie eingekreist. Die weißen Götter hatten Wachen aufgestellt, aber sie waren sehr ungeschickt gewesen; zwei von Ixmals Spähern hatten ihnen die Kehlen durchgeschnitten, ohne daß die anderen es auch nur merkten, und nun war alles für den Angriff bereit.
    Trotzdem zögerte Ixmal noch, das Signal zu geben.
    Er verstand nicht, was die fremden Götter dort taten: einige von ihnen hatten einen alten, ledergesichtigen Mann ergriffen und auf den Rücken eines jener schrecklichen vierbeinigen Ungeheuer gesetzt, auf denen sie reisten, und andere waren dabei, ihn mit Hilfe eines Seiles immer wieder in die Höhe zu ziehen.
    Welche Bedeutung, überlegte Ixmal, mochte dieser Ritus haben? Eine Art Anbetung? Oder ein Zauber? Gleich, was es war, der alte Mann schien so etwas wie ihr Führer zu sein, denn die anderen, jüngeren mit hellen Gesichtern drangen immer wieder auf ihn ein und hingen wie gebannt an seinen Lippen. Aber der Alte sprach kaum. Vielleicht versuchte er auf diese Weise ein Orakel zu befragen – was einleuchtend schien, denn jedesmal, wenn er die erwartete Antwort schuldig blieb, wiederholten sie die Prozedur.
    C’ol’eric kam lautlos an seine Seite gekrochen und sah eine Weile zu, was die Fremden taten. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, begriff er den Sinn dieses Rituals so wenig wie Ixmal.
    »Wie lange willst du noch warten?« fragte er.
    Ixmal überlegte sich seine Antwort sehr wohl. C’ol’eric war kein geduldiger Mann, und seine Wutausbrüche waren im ganzen Stamm gefürchtet.
    Und vielleicht hatte er sogar recht.
    »Nicht länger«, antwortete Ixmal. »Wir greifen an. Der Moment ist günstig. Solange sie ihr Orakel befragen, sind sie abgelenkt.«
    Er legte mit geübten Bewegungen einen Pfeil auf die Sehne seines armlangen Bogens, zielte kurz und schoß.
    Der Pfeil sirrte davon, bohrte sich zwischen die Schulterblätter eines der weißen Dämonen und tötete ihn auf der Stelle. Und er war gleichzeitig das Signal für alle anderen, zu schießen.
    Ein wahrer Hagel von Geschossen ging auf die weißen Götter nieder, und die allermeisten trafen ihre Ziele. Die Weißen begannen zu schreien und wild durcheinanderzulaufen, und auch eines ihrer Ungeheuertiere brach getroffen zusammen, wobei es fürchterliche, schrille Laute ausstieß.
    Plötzlich hob einer der weißen Götter sein Donnerrohr und zielte damit in Ixmals Richtung. Ixmal duckte sich, einen Herzschlag, bevor das fürchterliche Ding Feuer und Rauch spie und dabei brüllte wie der große Drachen selbst. Das Höllenfeuer verfehlte Ixmal und traf statt dessen den Stein über seinem Kopf, und selbst der Fels schrie vor Schmerz: ein hoher, jaulender Ton,

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