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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Brettern, die sich nicht bewegten, und auch nicht unbedingt mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen.
    Mein Fuß stieß ins Leere. Ich traf den Indianer nicht, aber dafür drehte er sich mitten im Schritt herum und knallte mir seine Axt gegen den Schädel.
    Immerhin riß ich ihn mit mir zu Boden.
    Aber während ich, halb betäubt vor Schmerz, liegenblieb, federte er mit einer kraftvollen Bewegung in die Höhe, schwang sein Beil und zielte noch einmal nach meinem Scheitel – aber diesmal nicht mit der Breitseite der Waffe, sondern der scharfgeschliffenen Klinge. Wie durch einen blutigen Nebel sah ich seine Gestalt über mir aufwachsen. Ich versuchte, nach ihm zu treten, aber er schlug mein Bein einfach beiseite und hob mit einem gellenden Kriegsruf seine Axt.
    Ich tat das einzige, was mir in dieser Situation noch vernünftig erschien. Ich schloß die Augen und wartete auf das Ende.
    In diesem Moment stieß Sitting Bull einen schrillen, sonderbar klingenden Laut aus.
    Und der Indianer erstarrte.
    Selten zuvor im Leben hatte ich auf dem Gesicht eines Menschen einen Ausdruck solcher Fassungslosigkeit gesehen wie jetzt auf dem des Indianers. Für drei, vier Sekunden schien er zur Salzsäule zu erstarren, dann drehte er sich ganz langsam zu Sitting Bull um, senkte seine Axt und starrte den alten Indianer an.
    Sitting Bull sprach weiter, noch immer in der gleichen, sonderbaren Sprache, und plötzlich antwortete der Indianer im gleichen Idiom. Ich verstand die Worte nicht, aber seine Stimme klang eindeutig unterwürfig!
    Sitting Bull sprach weiter, und mit jedem Wort schien der Indianer mehr in sich zusammenzuschrumpfen. Die mit Respekt gemischte Überraschung auf seinen Zügen machte eindeutig Furcht Platz – und mit einem Male fuhr er herum, riß beide Arme in die Höhe und stieß einen trällernden, an einen Vogelruf erinnernden Schrei aus.
    Beinahe im gleichen Moment hörte der Angriff der Eingeborenen auf.

    * * *

    Die Bestie näherte sich dem Berg. In ihrem dumpfen, nur aus Instinkten und brodelnder Gier bestehenden Intellekt war dies der einzige Weg, den sie sich eingeprägt hatte. Der Berg und das Tor, hinter dem wohliges Vergessen und tiefer Schlaf warteten. Ein Schlaf, aus dem sie nur erwachte, um zu fressen. Sie hatte auch eine schwache Erinnerung an etwas Helles, ungemein Heißes, das mit diesem Berg zu tun hatte.
    Etwas mußte geschehen, damit sie das verschlossene Tor durchschreiten und ihren vollgefressenen Wanst zu wohliger Ruhe niederlegen konnte.
    Aber es geschah nicht.
    Lange, sehr lange stand das Ungeheuer da und wartete, bis es schließlich – unendlich langsam – zu begreifen begann, daß heute irgend etwas anders war als sonst. Daß das Helle nicht kommen und es somit nicht ausruhen konnte.
    Das Ungeheuer reagierte auf die einzige Weise, auf die es überhaupt auf irgendeine Störung seines normalen Lebensablaufes reagieren konnte.
    Mit Wut.

    * * *

    Teagarden war blaß geworden. Er versuchte etwas zu sagen, aber es gelang ihm nicht. In seinem Hals schien ein Kloß zu sitzen, der ihn nachhaltig am Sprechen hinderte. Aber ich konnte ihn gut verstehen. Die Situation hatte sich so grundlegend geändert, wie sie sich nur ändern konnte.
    Die Indianer waren fort, wie ein böser Spuk verschwunden, kaum daß Sitting Bull die ersten Worte in jener sonderbaren Sprache gesprochen hatte, und für wenige kurze Augenblicke hatte sich die schmale Schlucht in ein heilloses Chaos verwandelt, ein Durcheinander aus verwundeten oder einfach aus Angst schreienden Männern, durchgehenden Pferden und Staub.
    Annie und Buffalo Bill hatten diese wenigen Momente genutzt; auf genau die Art, die ich von ihnen erwartet hatte – und jetzt starrten Teagarden und die Handvoll Männer, die ihm geblieben waren, in die Läufe ihrer eigenen Waffen.
    »Nun, Ralph?« Cody hatte alle Mühe, den Triumph nicht zu deutlich in seiner Stimme mitklingen zu lassen. »So schnell kann sich das Blatt wenden, siehst du?« Er grinste, hob das Gewehr ein wenig höher und tat so, als spiele er am Abzug herum. Teagarden erbleichte noch mehr – was ich ihm nicht einmal verdenken konnte, denn die Mündung der Waffe deutete dabei weiterhin genau auf einen Punkt zwischen seinen Augen.
    »Was... was willst du?« würgte er. »Ich habe keinen Streit mit dir. Ich war hinter Craven her.«
    Cody starrte ihn aus aufgerissenen Augen an, offensichtlich sprachlos über so viel Unverschämtheit auf einmal. Aber nur für einen Moment. Dann grinste

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