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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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passiert?« fragte ich benommen.
    Statt einer Antwort hob sie den Arm und deutete nach Osten, in die Richtung, aus der wir gekommen waren. »Teagarden«, sagte sie leise.
    Es dauerte einen Moment, bis ich die Gestalt erkannte, denn sie stand gegen die Sonne und war nicht mehr als ein verschwimmender schwarzer Schatten, nicht viel größer als mein Daumennagel.
    Und dann dauerte es noch länger, bis ich glaubte, was ich sah.
    »Aber das ist... vollkommen unmöglich«, murmelte ich. Trotz der großen Entfernung erkannte ich Teagarden, jetzt, als mich Annie darauf aufmerksam gemacht hatte. Seine schwarze Kleidung und der sonderbar breitkrempige Hut machten ihn sogar als Schatten noch erkenntlich.
    Und trotzdem...
    »Das ist unmöglich!« murmelte ich. »Er... er ist mindestens anderthalb Meilen entfernt! Wie kann er auf uns schießen?«
    Statt einer direkten Antwort deutete Annie mit einer Kopfbewegung auf das Gewehr, das aus Codys Sattelholster gerutscht war. Es lag nur wenige Schritte vor mir im Sand. »Heben Sie es auf«, sagte sie leise.
    Zögernd gehorchte ich, bückte mich nach der Waffe und behielt dabei gleichzeitig Teagarden im Auge.
    Ein Schuß peitschte.
    Und der Schaft des Gewehres zersplitterte in meinen Händen.
    Ich versuchte kein zweites Mal, mich nach der Waffe zu bücken oder sonst eine Bewegung zu machen, die Teagarden irgendwie falsch verstehen konnte.

    * * *

    »Sie sind dort vorne. Hinter den brennenden Felsen.« Die Stimme des Läufers verriet die Erregung, die er von seinem Gesicht verbannt hatte, und er hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als sich auch unter den anderen Kriegern ein unwilliges Murren erhob. Hände griffen nach Bögen und Pfeilen, Beile und Messer wurden aus den Gürteln gezogen, und eine schwerfällige, aggressiv wirkende Bewegung ging durch die Reihen der Krieger.
    »Wartet«, sagte Ixmal. Er hatte nicht sehr laut gesprochen, aber in seiner Stimme war ein befehlender Unterton, und obwohl er offiziell noch nicht Nachfolger K’lee’shees war, gehorchten die Krieger ihm. Selbst die, die ihm an Jahren und Erfahrungen um vieles voraus waren. Alle Blicke richteten sich erwartungsvoll auf ihn, und plötzlich glaubte der junge Flötenmann zu spüren, wie schwer die Last war, die der alte Häuptling ihm mit seinem Weggang hinterlassen hatte.
    »Wir greifen noch nicht an«, sagte er.
    Einer der ältesten Krieger trat vor. Sein Gesichtsausdruck verriet Respekt, aber auch Verwunderung und ein bißchen Trotz. »Warum nicht?« fragte er. »Wir müssen es tun. Die Götter –«
    »Verlangen von uns, alle Feinde zu töten oder zu verjagen, ich weiß«, unterbrach ihn Ixmal kalt. »Du mußt mich nicht belehren, C’ol’eric.«
    »Worauf warten wir dann noch?« fragte der Krieger. Seine Hand schloß sich in einer zornigen, überaus kraftvollen Bewegung um den Stiel seiner Wurfaxt.
    »Es wäre nicht klug, sie jetzt anzugreifen«, antwortete Ixmal ruhig. »Ihr alle habt die Stimme ihrer Donnerrohre gehört, und viele von euch wissen aus eigener Erfahrung, wie tödlich diese Waffen sind. Und sie sind in zwei Gruppen geteilt und um so schwerer anzugreifen. Laßt uns warten, bis sie zusammen sind, und sie beobachten. Dann entscheiden wir.«
    Er sprach nicht weiter, sondern ließ seinen Blick über die Reihen seiner Krieger streifen. In manchen Gesichtern sah er Unmut oder auch Trotz.
    Aber niemand widersprach ihm.

    * * *

    Es verging beinahe eine Viertelstunde, bis die ersten Gunmen bei uns auftauchten, und dann noch einmal die gleiche Zeit, ehe auch Teagarden selbst in unserem improvisierten Lager erschien. Seine Männer hatten die Zeit genutzt, uns sämtliche Waffen abzunehmen (wozu auch Codys und meine Barschaft zählten – die Burschen schienen gehörigen Respekt vor barem Geld zu haben, denn dies war so ziemlich das erste, was sie uns aus den Taschen rissen), und zu fesseln; weitaus fester, als notwendig gewesen wäre. Auch Postlethwaite wurde wie ein Weihnachtspäckchen zusammengeschnürt, unbeschadet seiner schrillen Proteste und Versicherungen, daß er nichts mit uns und unserem Streit mit Teagarden zu schaffen habe.
    Schließlich erschien Teagarden selbst. Er ritt ein gewaltiges, schwarzgrau geschecktes Pferd, und in seiner rechten Armbeuge lag ein sonderbar geformtes Gewehr mit einem überdimensionalen Zielfernrohr. Beim Anblick dieser Waffe wunderte es mich nicht mehr, daß er uns so präzise hatte zusammenschießen können. Das einzige, was ich mich fragte, war, warum er

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