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Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Schmerz war vollends aus meiner Brust verschwunden, und nun wußte ich, daß es Shadows Macht war, die mich ausfüllte und belebte. Irgendwie hatte sie es geschafft, eine mentale Brücke zu errichten, aber mit dem Verblassen ihrer Stimme war auch diese Verbindung abgerissen.
    Doch ich hatte genügend von ihrer Kraft abbekommen, um zu spüren, daß es hier ganz gehörig stank – bildlich gesehen. Es roch durchdringend nach der fremden, bösartigen Magie, die schon die Geistermeute erfüllt hatte. Fast glaubte ich, einen feinen Nebel zu sehen, der in einiger Entfernung vom Wasserloch aus dem Boden stieg und das Lager zu umkreisen begann.
    Das Grauen war noch nicht vorüber, das fühlte ich in diesen Sekunden mit aller Deutlichkeit. Im Gegenteil: Es begann erst...
    »Sind Sie verrückt, Craven?« Lancelot Postlethwaites energische Stimme riß mich aus meinen Gedanken. »Danken Sie Gott, daß Sie noch leben, und fordern Sie ihn nicht heraus!«
    Er kam mit langen Schritten heran und blieb dicht vor mir stehen. »Die Spritze war wohl nicht genug, wie?« polterte er. »Muß ich Sie mit Chloroform zur Ruhe zwingen? Denn genau die brauchen Sie, sonst – Er fuhr sich mit der Rechten waagerecht über den Hals. »Exitus.«
    »Es geht mir gut«, beruhigte ich ihn. »Ich weiß, was ich mir zutrauen darf.« Diesmal fiel es mir leicht, ihn von meinen Worten zu überzeugen. Zugegeben, ich half ihnen etwas nach.
    Er nickte gehorsam und vergaß seine Argumente.
    »Wann können wir aufbrechen?« fuhr ich fort. »Ist der verletzte Indianer transportfähig?«
    »Sind Sie von Sinnen? Es wäre sein Tod!«
    Einen Moment war ich unschlüssig. Wenn mich mein Gefühl nicht trog, mußten wir von hier weg; so schnell wie möglich. Vielleicht konnte ich dem Verletzten irgendwie helfen. »Ich werde gleich nach ihm schauen«, wies ich Lancelot an. »Gehen Sie zurück zu ihm; ich komme sofort nach.«
    Er wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging zu seinem Zelt hinüber, in dem der Indianer wohl untergebracht war. Ich selbst hielt nach Sitting Bull Ausschau und entdeckte ihn nahe des Tümpels. Bill und Annie waren bei ihm.
    Er lächelte schwach, als ich an sein Lager herantrat. »Ich bin glücklich, daß du lebst, Blitzhaar«, flüsterte er. »Ich fürchtete schon, der Zauber käme zu spät.«
    Ich ließ mich neben ihm auf die Knie sinken. »Wir alle verdanken Euch unser Leben«, sagte ich. »Ihr seid ein mächtiger Zauberer, Häuptling.«
    Er lächelte wieder. »Nur ein schwacher Abglanz meiner alten Kraft, Blitzhaar. Ich werde alt, und Wakan Tanka liebt die jungen, starken Krieger.« Seine müden Augen schienen in eine weite Ferne zu starren. »Bald aber werde ich bei ihm sein...«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und schluckte den Kloß hinunter, der sich in meiner Kehle gebildet hatte. »Wir müssen bald aufbrechen, Häuptling«, begann ich. »Seid Ihr stark genug –
    »Was soll das heißen?« fuhr Annie auf. »Sehen Sie nicht, daß er zu schwach ist, Robert? Wir können jetzt unmöglich von hier weg –
    »Wir müssen, Annie«, unterbrach ich sie. »Ich fürchte, diese Hundemeute war nur die Vorhut. Es ist noch nicht vorüber.«
    »Er hat recht«, stimmte mir Sitting Bull zu und versuchte, seinen Oberkörper aufzurichten. Bill stützte ihn. »Auch ich fühle neue Gefahr. Es wäre unser Tod, hierzubleiben. Ich bin bereit.«
    Wir wollten ihm gerade mit vereinten Kräften auf die Beine helfen, als ein Schrei die Stille durchbrach. Nach einer Sekunde, in der wir alle wie erstarrt innehielten, sprang ich auf und wirbelte herum.
    Der Schrei war aus Postlethwaites Zelt gekommen. Bill und ich sahen uns einen Moment lang an, dann stürmten wir gemeinsam los.
    Wir hatten gerade die halbe Strecke zurückgelegt, als die Zeltplane zur Seite gerissen wurde und die hochgeschossene Gestalt des Cambridger Wissenschaftlers im Eingang erschien. Sein Gesicht war totenblaß, und seine runde Nickelbrille war ihm von der Nase gerutscht und baumelte an einem Ohr hin und her. Er bemerkte es nicht einmal, als er wie von Furien gehetzt ins Freie stürzte.
    Hinter ihm tauchte eine zweite Gestalt auf und taumelte hinter ihm her. Es war der verletzte Indianer! Unter dem Vordach des Zeltes hielt er für einen Moment inne, sah sich suchend um und trat dann ins Freie.
    Das helle Mondlicht fiel auf seinen Körper, und der Anblick ließ mich schaudern. Seine Wunden waren unter den Verbänden aufgebrochen, und das Blut färbte den Stoff rot. Ein dünnes Rinnsal

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