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Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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entglitten und in der Dunkelheit verschwunden...
    Vor Jahren, wie es ihr schien, hatte Shadow ihren Geist vom Körper getrennt und war auf die Suche gegangen. Und jede Bewegung des gestaltlosen Ichs war ihr zum Martyrium geworden.
    Eine endlose Zeitspanne hatte sie sich von unsichtbaren Strömungen treiben lassen. Dann – plötzlich und so unerwartet, daß sie sich im ersten Moment voller Panik hatte zurückziehen wollen – war sie auf ein fernes Licht gestoßen. Und wieder hatte es Jahrtausende gedauert, bis sie sich bewußt geworden war, daß Licht Leben bedeutete.
    Sie hatte sich gegen die Strömung, die mit einem Male ihren Geistkörper ergriff und ihn mit aller Macht in die ewige Nacht zurückschleudern wollte, auf den winzigen Punkt zubewegt –
    – und gewußt!
    Im gleichen Moment, als ihr Geist das helle Gleißen berührte und sich mit ihm vereinte, hatte sie erkannt, daß es ein Geist ähnlich dem ihren war – ein magischer Geist, der eben im Begriff war, in diese Schreckenswelt überzuwechseln.
    Für Sekunden hatte sie durch die Augen des Anderen gesehen –
    ... eine Welt, in der Hell und Dunkel umgekehrt waren... rasche Bewegung von großen, schlanken Körpern... Krallen, die auf Gesicht und Brust niederfuhren... SCHMERZ!
    – und sie hatte gehandelt. Sie wußte: Wenn der fremde Geist erst einmal den Sprung vollzogen hatte, gab es auch für ihn kein Zurück mehr. So hatte sie ihm alle Macht gegeben, über die sie noch gebieten konnte.
    Und dann – sie hatte kaum mehr Kraft zurückbehalten, um sich selbst in dieser Unendlichkeit zu behaupten – war der fremde Geist neu erstarkt und hatte seinerseits eine Brücke zu ihrem körperlosen Ich geschlagen.
    Und wieder war es wie ein Erwachen gewesen. Plötzlich war die Erinnerung zurückgekehrt, mit einem Schlag, der sie fast betäubte. Hastig hatte sie Robert Craven eine Nachricht übermittelt, die das Gehirn in ihrem fernen Körper formulierte; dann war sie, kraftlos und am Rande einer Ohnmacht, zurückgerissen worden und wieder mit sich selbst verschmolzen.
    Dann war die Rache über sie gekommen.
    Zum erstenmal hatte das Wesen, das verantwortlich war für all dieses Leid und den Wahnsinn, Kontakt mit ihr aufgenommen. Und bei all den Schmerzen, die es ihr bereitet hatte, war Shadow doch froh gewesen, endlich mehr zu erfahren über ihr Schicksal.
    Es war die Stimme einer Frau, die mit einem Male Shadows Geist erfüllte und wie mit glühenden Hämmern Wort für Wort in ihren Verstand meißelte. Und sie sprach von Haß und Tod und blutiger Vergeltung.
    Die Stimme redete lange Zeit, immer lauter und zorniger, und als Shadows Bewußtsein sich endgültig weigerte, auch nur noch ein Wort aufzunehmen, griff eine unsichtbare Hand nach dem schlanken Körper der El-o-hym, entriß ihn dem zähflüssigen Nichts und schleuderte ihn durch einen rasenden Strudel von Farben und Licht.
    Und dann durchbrach Shadow die Barriere zum Reich der ewigen Nacht und wurde ausgespien in die Wirklichkeit...

    * * *

    Wir alle sahen mit der übernatürlichen Klarheit, die Momenten höchster Gefahr wohl eigen ist, was vor unseren Augen geschah.
    Und trotzdem finde ich kaum Worte, es zu beschreiben.
    Etwa sieben Yards vor und zwei Yards über dem Wüstenboden riß die Nacht auseinander, stülpte sich für den Bruchteil eines Herzschlages um wie ein Vorhang, hinter dem ein grelles Licht lodert.
    Und heraus fiel eine schlanke, weißhäutige Gestalt, stürzte schwer in den Sand und blieb reglos liegen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich sie erkannte.
    »Shadow!«
    Annie Oakley hatte den Schrei ausgestoßen; ich selbst war viel zu geschockt, um auch nur einen Ton hervorzubringen. Shadow sah schrecklich aus. Ihr Haar war wild zerzaust, die Kleidung hing in Fetzen und irgendwie naß von ihrem Körper, und überall zeigte ihre Haut braune und blaue Flecken. Und vor allen Dingen – sie rührte sich nicht!
    Ich keuchte vor Schrecken und vergaß die Gefahr um uns herum. Mit einer heftigen Bewegung riß ich mich von dem Untoten los – was mich die Schulterstücke meiner Jacke kostete – und war mit einem Satz bei Shadow. Daß mir der Indianer nicht folgte, registrierte ich kaum. Ich kniete neben Shadow nieder und drehte sie vorsichtig auf den Rücken.
    Ihr Körper war kalt, so schrecklich kalt. Und in ihrem engelsgleichen Antlitz regte sich kein Muskel, als ich ihr das wirre Haar aus der Stirn strich.
    Langsam drang die furchtbare Erkenntnis in meinen Verstand vor, aber ich weigerte mich

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