Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt
unseligen Allianz, die der Templerorden mit ihm eingegangen war, von den GROSSEN ALTEN und ihren schrecklichen Dienern, die hundertmal schlimmer waren als Satan und seine höllischen Heerscharen, vom Fluch des Labyrinths von Amsterdam und dem Kristallhirn, das es beherrschte. Dies und noch viel, sehr viel mehr.
Als Jean Balestrano mit seinem Bericht zu Ende gekommen war, wußte Reynaud de Maizieres, daß der Ausdruck in seinen Augen Angst war. Und er verstand ihn. Denn auch er spürte das gleiche, ungläubige Entsetzen, das er im Blick des alten Mannes gelesen hatte.
»Nun weißt du alles, Bruder Reynaud«, schloß Balestrano. »Du bist einer der wenigen, die die ganze Wahrheit erfahren haben.« Er lächelte bitter. »Unser finsteres Geheimnis. Ich muß dir den Schwur abverlangen, es niemandem anzuvertrauen, und sollte dein Leben davon abhängen.«
Reynaud de Maizieres nickte. »Meine Lippen werden versiegelt sein«, sagte er und schlug das Kreuzzeichen.
Balestrano beugte sich vor und hob mit zitternden Fingern das Weinglas, um seine vom langen Sprechen trocken gewordenen Lippen zu befeuchten. »Aber ich habe dich nicht nur zu mir gebeten, um dir all dies zu erzählen«, fuhr er fort.
Reynaud de Maizieres nickte abermals. »Auch das ist mir klar, Bruder Jean«, sagte er. »Ich habe Augen. Ich sehe.«
Balestrano lächelte milde. Dann wurde er wieder ernst. »Du kennst nun die Macht des Kristallhirnes«, fuhr er fort. »Und die Gefahr ist jetzt weit größer als damals, als es in unsere Hände fiel. Dieses unselige Gebilde des Teufels, zusammen mit der Macht Robert Cravens und dem Wissen Bruder de Laurecs, das ist kaum vorstellbar. Wir müssen alles in unseren Kräften Stehende tun, es wieder in unsere Hände zu bekommen.«
»Und Sarim de Laurec und Robert Craven zu töten«, fügte Reynaud de Maizieres hinzu.
Balestrano schwieg einen Moment. Das Nicken, mit dem er Reynaud schließlich zustimmte, wirkte sehr mühsam. »Ja«, sagte er. »Ich fürchte, es gibt keine andere Wahl mehr. Was gestern geschehen ist, beweist, daß nicht einmal die Mauern unserer Kerker fest genug sind, dem Ansturm übler Magie zu trotzen. Diese beiden müssen sterben, und das Kristallhirn muß wieder hierhergebracht werden. Diesmal wird niemand erfahren, wo ich es hinbringe. Und ich werde dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen.« Seine Augen wurden dunkel vor Sorge. »Ich habe gefehlt, Bruder Reynaud«, sagte er leise. »Was gestern hier geschehen ist, ist auch meine Schuld.«
»Unsinn«, protestierte Reynaud de Maizieres, aber Balestrano brachte ihn mit einer abrupten Geste zum Verstummen und sagte noch einmal:
»Ich bin schuld, Bruder Reynaud. Ich hätte das Kristallhirn zerstören sollen, gleich, wie hoch der Preis dafür gewesen wäre. Aber ich habe geglaubt, daß wir oder einer unserer Nachfolger sein Geheimnis ergründen und uns seine Kräfte nutzbar machen könnten. Ich wollte das Böse mit den Kräften des Bösen bekämpfen und habe Böses dabei bewirkt.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein«, sagte er. »Dieses unselige Ding muß vernichtet werden, ganz gleich, was es kostet.«
»Ich werde dir helfen, Bruder Jean«, sagte Reynaud de Maizieres impulsiv, aber wieder winkte Balestrano ab.
»Dir habe ich eine andere Aufgabe zugedacht«, sagte er. »Du hast gesehen, daß ich die meisten unserer Brüder zu mir habe rufen lassen, sie von der Gefahr zu unterrichten, doch damit allein ist es nicht getan. Es müssen Boten in die Welt geschickt werden, um auch alle unsere Verbündeten zu warnen. Du wirst einer dieser Boten sein.«
Reynaud de Maizieres nickte. Er hatte halbwegs mit diesen Worten gerechnet nach Balestranos komplizierter Einleitung. »Und wohin soll ich gehen?« fragte er.
Balestrano zögerte einen winzigen Moment. »Ich... habe dich auserwählt, einen der schwersten Gänge zu tun«, sagte er stockend. »Du wirst zusammen mit einigen unserer Brüder nach Amerika gehen, um dort Necron, den Herrn der Drachenburg, zu unterrichten.«
»Den – Reynaud de Maizieres fuhr auf, aber Balestrano brachte ihn zum drittenmal mit einer befehlenden Geste zum Schweigen.
»Ich weiß, daß es dir widerstrebt, dorthin zu gehen und mit einem Mann zu sprechen, der sich Mächten und Wesenheiten bedient, die unsere Feinde sind«, sagte er streng. »Und auch ich habe lange gezögert, den unseligen Pakt zu erneuern. Doch wie es scheint, bleibt uns keine andere Wahl. Craven und de Laurec werden das Kristallhirn erwecken, und wenn es ihnen
Weitere Kostenlose Bücher