Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt
gelingt, sich seiner Kräfte zu versichern, werden wir jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können.«
»Auch die des Teufels?« entfuhr es Reynaud de Maizieres.
Balestrano starrte ihn erschrocken an, und auch Reynaud kam erst jetzt wirklich zu Bewußtsein, was er gerade gesagt hatte. Aber dann nickte Bruder Jean nur; der erwartete strenge Verweis blieb aus.
»Wenn es sein muß, auch die«, sagte er. »Aber keine Sorge. Necron mag unser Feind sein, aber er fürchtet Robert Craven und die Macht der GROSSEN ALTEN wie wir. Wir müssen einen Burgfrieden mit ihm schließen. Du wirst zu ihm gehen und ihm dies sagen.«
»Der... Weg ist sehr weit«, begann Reynaud de Maizieres.
Balestrano lächelte. »Nicht für dich. Ich werde dir ein weiteres Geheimnis unseres Ordens offenbaren, Bruder Reynaud. Vielleicht das größte überhaupt.« Er stützte die Hände auf die reich mit Schnitzereien verzierten Lehnen des Stuhles, stemmte sich mühsam in die Höhe und bedeutete Reynaud de Maizieres mit einer Geste, ihm zu folgen.
Sie verließen den Saal durch eine schmale, halb hinter einem Vorhang verborgene Tür, die in ein fensterloses Gelaß führte. Im ersten Moment sah Reynaud de Maizieres nichts. Aber dafür spürte er um so deutlicher, daß sie nicht allein waren. Jemand war mit ihnen im Raum; jemand oder etwas, dachte er schaudernd. Die Luft hier drinnen roch sonderbar, alt und verbraucht, aber auch nach irgend etwas Fremdem. Reynaud de Maizieres schauderte erneut. Obwohl es hier drinnen so warm wie drüben im Saal war, fror er plötzlich.
Dann entzündete Balestrano eine Fackel, und der rote Schein vertrieb die Gespenster der Furcht, die mit der Dunkelheit herangekrochen waren.
Mit klopfendem Herzen sah sich Reynaud de Maizieres um. Der Raum war sehr klein und vollends leer, sah man von einem halb in die gegenüberliegende Wand eingelassenen, mit schweren, goldbeschlagenen Türen verschlossenen Schrank ab. Bruder Balestrano trat jetzt auf diesen Schrank zu, wechselte die Fackel von der Rechten in die Linke und machte sich mit der freien Hand an der Tür zu schaffen. Reynaud de Maizieres konnte nicht erkennen, ob er einen Schlüssel drehte, oder was genau er tat, aber die beiden Türen schwangen plötzlich wie von Geisterhand bewegt auf, und dahinter lag...
Reynaud de Maizieres schrie gellend auf, als sein Blick auf das grünleuchtende, wabernde Etwas fiel, das hinter den Schranktüren zum Vorschein gekommen war.
Im ersten Moment glaubte er, in einen Tunnel zu blicken, einen Tunnel von unbestimmbarer Form und Länge, dessen Wände sich auf schier unmögliche Weise wanden und drehten und die wie unter einem inneren, unheimlichen grünen Feuer leuchteten. Aber dann bewegte sich der Höllenschlund; ein schweres, irgendwie schluckendes Zusammenziehen und Strecken, ein Teil des vermeintlichen Stollens kippte nach rechts und unten, wesenlose grüne Schatten trieben durch das Bild, und etwas Dünnes, Peitschendes griff aus der Decke, ringelte sich wie eine blind tastende Schlange hierhin und dorthin und verschmolz wieder mit dem grünleuchtenden Etwas.
»Es... es lebt!« keuchte Reynaud mit schriller, überkippender Stimme. »Bei Gott, es... es lebt!!!«
»Nein«, sagte Balestrano ruhig. »Aber es ist auch nicht tot.«
Entsetzt starrte Reynaud de Maizieres den Tempelherren an. »Was... was ist das?« keuchte er.
»Ein Tor«, sagte Balestrano leise. »Ein Überbleibsel jener Wesen, von denen ich dir berichtete, der GROSSEN ALTEN. Wir wissen nicht, wozu es wirklich gedient hat während der Zeit ihrer Herrschaft. Vielleicht ein Transportsystem, vielleicht auch etwas, das wir niemals begreifen können. Dir jedoch wird es helfen, in der Zeit eines Gedankens nach Amerika zu gelangen.«
Reynaud de Maizieres’ Herz machte einen schmerzhaften Sprung. »Ich... ich soll dort hineingehen?« keuchte er. Allein der Gedanke, auch nur einen Fuß auf diese widerlich grüne, pulsierende, lebende Masse setzen zu sollen, trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn.
»Es ist ungefährlich«, sagte Balestrano. »Zumindest so lange du nicht versuchst, vom vorgegebenen Weg abzuweichen. Und es dauert nicht lange. Du wirst gehen.« Diesmal war es keine Bitte mehr. Diesmal befahl er.
Und nach weiteren endlosen Sekunden des Zögerns nickte Reynaud de Maizieres. »Ich werde gehen«, bestätigte er. Mühsam löste er den Blick von der pumpenden grünen Masse jenseits der Schranktüren. »Wann?«
»Die Krieger, die dich begleiten werden, sind
Weitere Kostenlose Bücher