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Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Unerträgliche gestiegen. Jeder einzelne Schritt war eine Qual. Ich versank bis über die Knöchel im Sand; Staub wirbelte in dichten Schwaden rings um mich in der Luft, und das erbarmungslos grelle Licht gaukelte meinen Augen Dinge vor, die nicht da waren. Ich hatte Durst. Gräßlichen Durst. Der Sand, durch den ich stolperte, schien sich an meine Beine zu klammern und mich festhalten zu wollen, und der Wind zerrte an meinem Haar und meinen Kleidern; ein heißer, böiger Wind, der meinem ohnehin ausgelaugten Körper auch noch das letzte bißchen Flüssigkeit zu entziehen trachtete.
    Ich wußte längst nicht mehr, wie lange ich schon unterwegs war. Die Sonne berührte als rot lodernder Flammenball den Horizont; es mußte Abend sein, aber nach meinem Gefühl taumelte ich seit einem Jahrhundert durch die Wüste. Ein Dutzend Male war ich daran gewesen, aufzugeben und umzukehren, und ebensooft hatte ich wieder Priscyllas Gesicht vor meinem geistigen Auge gesehen.
    Als ich endlich begriffen hatte, daß der Weg, den ich einschlug, allenfalls in den Tod führen konnte, war es zu spät. Selbst wenn ich es wollte, hätte ich nicht mehr umkehren können. Unser Kompaß war zusammen mit dem Rest unseres Lagers vom Winde verweht worden, und mein Orientierungssinn mußte mir irgendwo unterwegs abhanden gekommen sein. Ich hätte den Rückweg nicht einmal mehr gefunden.
    Alles, woran ich mich hatte orientieren können, war der Berg gewesen, an dessen Fuß unser Lager gelegen hatte. Aber auch der war irgendwo in der endlosen Weite der Mojave verschwunden, und jetzt stolperte ich durch eine gigantische Einöde aus glattgeschliffenen Felsen und Sand und Hitze und noch einmal Sand und noch mehr Hitze. Mein Herz schlug sonderbar schwer und langsam, und der ganze Durst, der auf den ersten Meilen nur störend gewesen war, hatte die Grenze echten körperlichen Schmerzes erreicht und überstiegen.
    Keuchend fiel ich auf die Knie. Ich versuchte den Sturz abzufangen, aber meine Hände versanken fast bis an die Ellbogen im lockeren, staubfeinen Sand.
    Wäre ich nicht zu schwach gewesen, hätte ich schallend gelacht, als mir klar wurde, welch jämmerliches Ende ich nehmen würde. Und dies alles nur, weil ich für einen kurzen Moment auf mein Gefühl gehört hatte statt auf das, was mir mein logisches Denken sagte. Es war zum Wahnsinnigwerden. Ich hatte gegen Gegner gekämpft – und sie besiegt! –, deren Macht der von Göttern gleichkam. Und jetzt würde ich hier jämmerlich verdursten, besiegt von einer Wüste, über deren Gefährlichkeit ich nur zu gut informiert worden war. Nun ja, dachte ich sarkastisch. Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er eben aufs Eis. Genauer gesagt, auf Sand.
    Irgend etwas bewegte sich vor mir. Vielleicht eine Windbö, die mit Sand und Staub spielte, um mich zu narren, vielleicht auch ein weiterer grausamer Scherz meines Unterbewußtseins, das mir – warum auch immer – ganz offensichtlich den Krieg erklärt hatte.
    Aber dann wiederholte sich die Bewegung, sehr viel deutlicher als beim erstenmal, und diesmal war ich sicher, daß es mehr als das Spiel von Wind und Sand war.
    Mühsam stand ich auf – was sich als gar nicht so einfach erwies, denn der lockere Sand gab immer wieder unter meinen Fußen nach –, sah mich instinktiv nach allen Seiten um und näherte mich der Stelle, an der ich die Bewegung ausgemacht zu haben glaubte.
    Erst jetzt fiel mir auf, daß ich wieder an der Flanke eines der sonderbaren Geröllberge stand, die typisch für diesen Teil der Mojave waren. Offenbar hatte ich ganz instinktiv diese Richtung eingeschlagen, um überhaupt irgendein Ziel zu haben und nicht blind von einer Sanddüne zur anderen zu stolpern.
    Dicht vor mir fiel der Boden in sanftem Winkel ab, und erst jetzt sah ich, daß er eine regelrechte Senke bildete, einen flachen, absolut gleichförmigen Trichter, an dessen tiefster Stelle der Sand vollkommen eben war. Irgend etwas an diesem Anblick alarmierte mich, aber ich wußte nicht, was.
    Einen Moment lang blieb ich stehen und sah mich um. Die Bewegung wiederholte sich nicht. Trotzdem ging ich weiter, setzte behutsam einen Fuß auf die Trichterwand und prüfte die Festigkeit des Sandes. Sie war nicht gerade groß, aber wenn ich vorsichtig ging, würde er mich tragen.
    Trotzdem schlitterte ich mehr in den Trichter hinab, als daß ich ging.
    Der Boden unter meinen Füßen zitterte. Ganz sacht nur, aber doch spürbar. Abrupt blieb ich stehen, rutschte auf dem feinen Sand aber noch

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