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Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Titel: Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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hatte, fror er mit einem Male.
    »Wahrscheinlich ist es nichts«, antwortete de la Croix. »Wahrscheinlich macht mich nur diese verfluchte Burg nervös.«
    Van Velden nickte. »Laß uns anfangen«, sagte er. Eine Sekunde lang blickten die beiden ungleichen Männer sich noch an, dann wandten sie sich um und sahen in die Wüste hinaus, dem allmählich näherrückenden Heer der lebenden Toten entgegen.
    Ganz langsam hoben Nies van Velden und André de la Croix die Hände, bis sie in einer fast absurden Haltung dastanden, mit ausgestreckten Armen, weit gespreizten Händen, die Augen geschlossen und jeden Muskel im Körper verkrampft. Ein Ausdruck höchster Konzentration erschien auf ihren Gesichtern. Ihre Lippen begannen Worte zu murmeln, die nur sie kannten und nur sie kennen durften, und ihrer beider Geist tat Dinge dazu, die unaussprechlich waren.
    Nichts geschah.
    Der Wind heulte weiter, die Sonne brannte unverändert vom Himmel, und das Heer der lebendigen Toten kam näher. Vielleicht nahm der Wind ein bißchen zu, aber wenn, dann bemerkten es die Kreaturen nicht einmal, denn das, was anstelle eines Bewußtseins in ihren Schädeln war, hatte nur Platz für wenige, grausame Gedanken. Sie waren tot, und sie waren gerufen worden, um ihrerseits zu töten.
    Keinem von ihnen fiel auf, daß sich das Heulen des Windes ein wenig änderte. Daß die Wüste mit einem Male auf schwer in Worte zu fassende Weise anders war.
    Dann stolperte der Mann an der Spitze.
    Sein Fuß, zu einem mühsamen schleppenden Schritt erhoben, senkte sich wieder auf den Sand, aber er fand plötzlich keinen Widerstand mehr, sondern sank weiter ein, versank wie in körnig geronnenem Wasser bis über die Knöchel, die Wade, schließlich bis ans Knie. Der Templer fiel nach vorne, mit beiden Händen Halt suchend, aber auch seine Arme versanken. Der Sand teilte sich unter ihm, brodelte und kochte einen Moment – und verschlang ihn.
    Unbeeindruckt marschierten die hinter ihm Gehenden weiter. Ein zweiter Mann begann zu versinken, dann ein dritter, vierter. Aber sie marschierten weiter, unbeeindruckt, wie seelenlose Maschinen, stiegen über die versinkenden Körper der anderen hinweg und marschierten weiter. Und die, die bereits eingesunken waren, versuchten sich wieder auszugraben, wühlten mit rissigen Händen wie große bizarre Tiere im Sand, plumpe Schwimmbewegungen vollführend, tot, nicht mehr in der Lage, noch einmal zu sterben, immun gegen den erstickenden Sand.
    Der Vormarsch der Alptraumarmee kam ein wenig ins Stocken, aber bald war die Grube mit Treibsand, die sich so jäh gebildet hatte, gefüllt, und der höllische Marsch ging weiter. Die Kette aus Leibern war jetzt zerbrochen, aber das änderte nichts.
    Die beiden Master sahen den Ungeheuern ruhig entgegen. Keiner von ihnen war überrascht von dem, was geschehen war. Sie hatten gewußt, daß es schwer werden würde; die Wesen, gegen die sie kämpften, waren keine sterblichen Gegner. Aber die Kraft der beiden Tempelherren war noch lange nicht erschöpft.
    Wieder war es beinahe unmerklich; zuerst.
    Eine große, auf sonderbare Weise schwerfällige Bewegung lief durch die Wüste, ein mühsames Zucken wie von einem ungeheuerlichen Körper, der sich in Krämpfen wand. Sehr weit von dem Berg und der Totenarmee entfernt rutschte eine Düne zusammen, eine andere explodierte, wie von einer lautlosen Gewalt auseinandergerissen, dann ging ein sanftes, aber lang anhaltendes Beben durch die Wüste. Sand begann zu rascheln, und zwischen den Dünen bildete sich ein Spalt, wie ein gefrorener gezackter Blitz. Zuerst war es nur eine dünne, kaum wahrnehmbare Linie, die von nachstürzendem Sand fast rascher wieder gefüllt wurde, als sie entstehen konnte.
    Aber eben nur fast.
    Ganz allmählich wurde die Linie breiter, wuchs zu einem fingerbreiten Spalt, schließlich einem klaffenden, bodenlosen Riß, der die Wüste spaltete, unendlich tief bis hinein in ihr steinernes Herz. Und der Riß wuchs auch in der Länge. Sein Ende raste in einem irrsinnigen Zickzack auf den düsteren Berg am Horizont zu, zerfetzte Dünen, verschlang Sand und Staub und Erde und wurde immer schneller und schneller.
    Gleichzeitig begann der Sturm.
    Binnen Sekunden wuchs der Wind zu einem heulenden Höllenchor heran, der Tonnen von Sand in die Höhe riß und die Luft über der Wüste erst braun, dann schwarz färbte. Wie ein Heer unsichtbarer apokalyptischer Reiter schloß sich der Sturmwind dem dahinrasenden Riß an, Sand und Felsbrocken wie

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