Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode
hatte. Die Drachenburg ist nicht so unbezwingbar, wie Necron immer behauptet. Ohne das NECRONOMICON brauchten die Templer keine drei Stunden, sie zu erobern.«
»Erobern?« wiederholte ich verständnislos. »Die Drachenburg? Aber was ist mit Necrons Kriegern? Deinen...«
»Kameraden, wolltest du sagen?« sagte Shannon, als ich nicht weitersprach. »Sie würden ihm nichts nutzen. Es sind nicht viele, Robert. Necron hat niemals mehr als ein paar Dutzend Krieger gehabt, und er hat viele Männer verloren, in den letzten Monaten. Ich glaube nicht, daß alles in allem jetzt noch mehr als dreißig in der Burg sind. Nicht genug, es mit fünfhundert Templern aufzunehmen. Und die vier Master sind mehr als genug, Necrons Magie zu blockieren.« Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Nein, Robert – Necron ist sich seines Sieges nicht halb so sicher, wie er dir gegenüber tat. Er hat nur noch diese eine Chance – das NECRONOMICON. Und Priscylla ist sein Schlüssel dazu.«
»Dann sollten wir sie suchen, statt hier herumzustehen«, sagte ich erregt. »Vielleicht ist doch noch nicht alles zu spät.« Ich deutete wieder nach oben. »Du weißt, wo diese Kammer ist?«
»Necrons Sanktuarium?« Shannon nickte. »Ja. Aber wir kämen niemals auch nur in seine Nähe. Necron weiß genau, daß ich seine kleinen Geheimnisse kenne. Verlaß dich darauf, daß dieser Raum nur so gespickt ist mit Fallen.«
Ich dachte flüchtig an meinen eigenen Versuch, auf geistigem Wege Kontakt mit Priscylla aufzunehmen, und nickte. Um ein Haar hätte ich ihn mit dem Leben bezahlt. Was mich gerettet hatte, war wahrscheinlich nur mein Mangel an magischem Talent gewesen. Hätte ich sofort Kontakt mit ihr gefunden, statt wie ein Blinder herumzutasten, hätte mich die geistige Rückkoppelung wahrscheinlich auf der Stelle getötet.
»Wir müssen anders vorgehen, wenn wir Necron schlagen wollen«, fuhr Shannon fort. »Solange er mit Priscylla zusammen ist, kommen wir nicht an ihn heran. Wenn es uns gelingt, ihn aus seinem Allerheiligsten fortzulocken...« Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht haben wir dann eine Chance.« Er wandte sich um, trat einen Schritt auf den schwarzen See aus Protoplasma zu und ließ sich auf ein Knie herab.
»Vielleicht kommt er herunter, wenn wir es angreifen«, sagte ich, allerdings ohne sehr viel Überzeugung in der Stimme. Überdies hatte ich nicht die mindeste Vorstellung, wie wir dieser monströsen Masse aus brodelndem schwarzem Fleisch auch nur gefährlich werden wollten. Shannon hatte erwähnt, es zu verbrennen – aber wenn das wirklich möglich war, dann brauchten wir ein verdammt großes Feuerzeug dazu...
»Die Siegel«, sagte Shannon. »Weißt du, wo er sie hat?«
Ich nickte, lächelte verlegen und schüttelte gleich darauf den Kopf. »Ich weiß, wo sie waren«, sagte ich. »Aber ich glaube nicht, daß sie noch dort sind. Du hättest sie gesehen, als Shadow dich geweckt hat.«
»Aber du kannst sie finden«, sagte Shannon.
»Ich?« Ich starrte ihn an. »Was bringt dich auf diese Idee?«
»Vielleicht der Umstand, daß du bereits drei der SIEBEN SIEGEL DER MACHT gefunden hast, die über die ganze Welt verstreut waren«, antwortete Shannon ungeduldig. »Verdammt, Robert, bist du so dumm, oder willst du es nicht wahrhaben? Du kannst sie aufspüren, ganz egal, wo sie sind. Tu es! Wenn Necron sie nicht bei sich hat, ist das vielleicht die Chance, ihn aus seinem Rattenloch herauszulocken!«
Einen Moment lang sträubte ich mich noch, Shannons Worten auch nur zu glauben – aber nur einen Moment. In Wahrheit wußte ich es ja längst. Es gab irgendeine magische Verbindung zwischen mir und den SIEBEN SIEGELN DER MACHT, etwas, das ich nicht einmal in Ansätzen verstand, das es mir aber ermöglichte, sie immer und überall aufzuspüren.
Schließlich hatte ich es dreimal getan. Und diesmal wußte ich, daß drei der magischen Siegel in meiner unmittelbaren Nähe waren.
Ich seufzte, schloß die Augen – und konzentrierte mich.
Es war beinahe zu leicht.
Für einen ganz kurzen Augenblick spürte ich Verwirrung, gemischt mit einer dumpfen, gestaltlosen Angst, aber dann fühlte ich ihre Nähe – und kaum eine Sekunde später sah ich sie.
Alle drei.
Säuberlich aufgereiht auf dem kleinen Tischchen in Necrons Sanktuarium, auf dem auch das NECRONOMICON lag.
Mit einem enttäuschten Seufzen öffnete ich die Augen, blickte Shannon an und schüttelte den Kopf. »Er hat sie bei sich«, sagte ich niedergeschlagen. »Ein Punkt
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