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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Hinhaltetechnik, die er nicht abgelegt hatte, seit ich ihn vor nunmehr drei Jahren kennenlernte, ging mir gehörig auf die Nerven. Eines aber konnte ich bereits aus seinen Worten herauslesen: Wenn Howard Phillips Lovecraft zu fluchen begann, war die Lage mehr als ernst. »Hast du eine Idee, was das hier darstellen könnte?« fügte ich hinzu, als er noch immer nicht antwortete.
    »Ich hoffe, daß ich mich irre«, bequemte er sich endlich zu sagen. Seine Stimme gefiel mir nicht; da war ein leises Beben, das ich bislang selten bei ihm gehört hatte – es klang irgendwie nach Weltuntergang. »Das alles hier sieht mir nach einem Versuchsaufbau aus, der im Mystericum Humanum beschrieben wurde... ein Buch deines Vaters«, fügte er überflüssigerweise hinzu. »Und wenn der Versuch tatsächlich geglückt ist, dann...«
    Ich seufzte übertrieben laut. »Was dann, Howard? Bitte!«
    »Der Golem«, sagte er nur.
    Mir war, als hätte eine eiskalte Hand meine Seele berührt. Für Sekunden war ich fassungslos. »Aber Howard«, warf ich dann ein, »der... der Golem ist eine Legende. Ein jüdisches Märchen. Ein reines Hirngespinst!«
    »Meinen Glückwunsch!« entgegnete er sarkastisch und ließ seine schwarze Zigarre in den anderen Mundwinkel rollen. »Dann bist du gestern nacht einem Hirngespinst begegnet.« Er ging langsam um den Zylinder herum, eine dichte Rauchwolke hinter sich zurücklassend, bückte sich kurz, um die bizarr anmutenden Meßinstrumente einer kurzen Überprüfung zu unterziehen und wandte sich schließlich einer deckenhohen Apparatur an einer der Wände zu.
    »Ein Transformator«, quetschte er hervor und legte sein Ohr an den matt glänzenden Stahl. »Ich frage mich, wie sie es geschafft haben, eine derart hohe Spannung zu erzeugen. Na ja, die hat dieser Roman auch dringend nötig...« Er ignorierte meinen verdutzten Gesichtsausdruck und ließ sich neben einer der Leichen auf die Knie herabsinken. Es war der junge Mann mit dem zerbrochenen Glaskranz über dem Herzen.
    »Der hier geht jedenfalls nicht auf das Konto des Golems«, sagte er an mich gewandt. »Nach allem, was du uns über den Kerl erzählt hast, ist er ein wandelnder Säurekessel. So etwas hinterläßt Spuren.«
    In diesem Punkt konnte ich ihm nur beipflichten. Ich hatte meine Jacke eingehend untersucht, nachdem ich zuhause angelangt war. Die Seite, an der mich der Golem getroffen hatte, bestand nur noch aus einigen Gewebefäden. Ich hatte trotz allem ein unglaubliches Glück gehabt, daß der Stoff die Säure ausgehalten hatte. Meine Haut war nur leicht gerötet und juckte unangenehm.
    Ich trat näher an Howard heran und beugte mich über seine Schulter – als mich plötzlich irgend etwas von hinten anstieß! Ich verlor das Gleichgewicht, prallte gegen Howard und riß ihn mit mir zu Boden. Noch im Fallen ruckte mein Kopf herum. Hinter mir war nichts!
    »Bist du verrückt geworden?« fuhr Howard auf. »So paß doch auf, wohin du trittst!«
    »Aber ich –«
    »Du benimmst dich überhaupt sehr ungeschickt heute morgen«, fiel er mir ins Wort. »Mir scheint, dies alles hier« – er vollführte eine Bewegung mit dem Arm, die den ganzen Raum einschloß – »hat dich doch mehr mitgenommen, als du es dir eingestehen willst.«
    Ich nickte automatisch und sah mich weiter um. Es war mir selbst ein Rätsel. Dies hier war nicht das erste Mißgeschick, das mir widerfahren war, seit ich dieses Kellerloch im Morgengrauen verlassen hatte. Erst einmal hatte ich vergeblich versucht, eine Droschke anzuhalten; die Kutscher hatten mich schlichtweg übersehen! So hatte ich den ganzen Weg zu Fuß – noch dazu mit einem verstauchten Bein – zurücklegen müssen. Und dabei hatte ich mehr Pech gehabt als im ganzen vergangenen Jahr zusammen.
    Ich mochte gar nicht an alle Zwischenfälle zurückdenken. Daß ich gegen mindestens drei Laternenpfähle gelaufen war und mich mit dem Fuß in einem Kanaldeckel verfangen hatte, waren noch die harmlosesten Übel.
    Und dabei hatte ich stets das Gefühl gehabt, als wäre irgend etwas dicht auf meinen Fersen. Ich hatte es auf die verständliche Verwirrung nach dem Erlebnis der letzten Nacht zurückgeführt und mit einem Achselzucken beiseitegeschoben, aber allmählich geschah des Schlechten zuviel. Und jetzt dieser Zwischenfall...
    »Aber ich bin mir sicher, daß... mich jemand von hinten angestoßen hat«, wollte ich sagen.
    Wollte!
    Statt dessen kamen ganz andere Worte über meine Lippen: »– daß wir hier nichts mehr finden

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