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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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noch ehe er sie aussprach.
    »Doch wie soll Tod aus Tod entstehen? Was nie gelebt, kann niemals sterben. Ist der Golem erst geschaffen, so kann nur eine Macht ihn noch bezwingen, die stärker ist als die des Körpers...«
    Er klappte das Buch zu und sah mich an.
    »Dein magisches Erbe, Robert«, sagte er. »Du allein kannst ihn vernichten...«

    * * *

    Als ich die Treppe zu meinen Zimmern hochstieg, um mich dort noch einige Stunden auszuruhen – es war jetzt elf Uhr, und wir würden am späten Nachmittag aufbrechen – fühlte ich Wut und Hilflosigkeit in mir. Damals hatte ich mir geschworen, die gewaltigen magischen Kräfte, die einer schlafenden Bestie gleich tief in mir lauerten und anderen Menschen nur Unglück und Leid brachten, aus meinem Geist zu verbannen, doch schien es, als wolle das Schicksal mich immer und immer wieder daran erinnern, daß ich ein Hexer war, der Sohn Roderick Andaras, des Magiers von Salem. Daß ich anders war, auf ewig mit dem Fluch belegt, niemals Ruhe zu finden vor den bösen Mächten, die mich verfolgten und meine Geschichte bestimmten.
    Wieder sollte ich die Macht aus meiner Seele heraufbeschwören, um Menschenleben zu retten, und wieder wußte ich nicht, ob ich damit nicht gerade das Gegenteil bewirken und Menschen ins Verderben stürzen würde.
    Ich war so in Gedanken versunken, daß ich nicht bemerkte, wie die Stangen, die den Teppich auf der Treppe hielten, sich lösten. Nicht eine allein, sondern die ganze Reihe bis hinauf zur obersten Stufe!
    Als ich den Halt verlor, war es bereits zu spät, um noch zu reagieren. Ich verlor den Boden unter den Füßen, schlug mit dem Oberkörper auf die Stufen, konnte den Sturz gerade noch mit den Händen mildern und rutschte in grotesken Bewegungen die Treppe in ihrer gesamten Länge wieder hinunter.
    Als ich fluchend an ihrem Ende anlangte, wurde eine Tür neben mir aufgerissen, und Howard stürzte aus der Bibliothek.
    »Was ist –« Er blieb überrascht stehen; ein rasches Grinsen huschte über sein Gesicht. Dann trat er mit einem raschen Schritt auf mich und half mir wieder auf die Beine. »Wie hast du das fertiggebracht?« fragte er und deutete auf den Teppich, der die Treppe nun straff überspannte und fast wie eine Rutsche vom Erdgeschoß herabführte.
    Ich versuchte es noch einmal. »Howard, irgend etwas will mir nicht aus dem Kopf gehen: Warum habe ich heute nur so viel Pech?« Es war hoffnungslos. Ich konnte nicht über den geheimnisvollen Bann sprechen, der mich auch jetzt wieder überfallen und aus meiner Warnung eine Farce gemacht hatte.
    »Du bist wahrscheinlich übermüdet«, gab Howard zurück und klopfte mir väterlich auf die Schulter. »Nun lege dich erst einmal für ein paar Stunden aufs Ohr. Heute abend muß deine Pechsträhne zu Ende sein, sonst...«
    Er ließ die letzten Worte offen, aber mich durchzuckte allein bei dem Gedanken an die Folgen ein eisiger Schrecken. Die Pechsträhne, wie Howard es genannt hatte, würde heute abend nicht zu Ende sein, das fühlte ich mit jeder Faser meines Körpers. Ganz im Gegenteil!
    »Bestimmt hast du recht«, hörte ich meine Stimme sagen. Meine Füße setzten sich gegen meinen Willen in Bewegung und stiegen auf einem der schmalen Treppenstücke, die beiderseits des Teppichs freigelassen worden waren, die Stufen wieder hinauf. Und kaum war Howard in der Bibliothek verschwunden, fiel der unheimliche Bann von mir ab.
    Für einen Moment blieb ich stehen und suchte zum tausendsten Male nach einem Ausweg aus meiner mißlichen Lage. Es gab keinen. So ballte ich nur die Fäuste in ohnmächtiger Wut und ging weiter.
    Ich schlug die Tür meines Schlafgemachs mit lautem Knall ins Schloß und ließ mich auf das Bett sinken. Viel hätte ich dafür gegeben, jetzt sofort einschlafen zu können, aber die Geschehnisse der letzten Nacht standen noch zu deutlich vor meinem inneren Auge. Wann hatte es begonnen, daß ich das Pech anzog wie ein Magnet? Alles war glatt gegangen – mehr oder weniger – bis ich in dieses dunkle Kellerloch herabgestiegen war. Und von da ab begann sich meine Erinnerung zu verwischen, legte sich ein trüber, undurchdringlicher Nebel über meine Gedanken. Was war geschehen? Wie hatte dieser fremde, böse Geist Gewalt über mich erlangt?
    »Fremder böser Geist – pah!« sagte eine Stimme.
    Ich fuhr zu Tode erschrocken hoch und herum. Das Zimmer war leer!
    »Immer dasselbe mit euch Menschen«, fuhr die Stimme fort. Sie klang rauh und hoch, aber nicht unangenehm. Fast wie die

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