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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Obdachlosenasylen so herzlos waren, vom ihm zu verlangen, Hund draußen in der Dunkelheit zurückzulassen, während er sich in einem Bett ausstreckte, so sollten sie auch auf seinen Penny verzichten. Die Nacht würde warm und sternenklar werden, und hier draußen fand er gewiß einen Platz, wo ihn kein Bobby aufstöbern und verjagen konnte.
    Für einen Moment hatte er Hund aus den Augen verloren. Als er aufblickte, war sein kleiner Begleiter nirgends mehr zu sehen. Er blieb stehen und fuhr sich mit der Hand über den wilden Bart. Dann schob er den gewaltigen Schlapphut in die Stirn und sah sich suchend um.
    »Hund!« rief er. »Wo steckst du denn, Kleiner? Komm her!«
    Von rechts, aus dem Wäldchen, kam aufgeregtes Bellen. Der Alte grinste und schritt weit aus. Auf Hund war Verlaß. Gewiß hatte er einen guten Platz gefunden, wo sie beide den Kanten Brot essen konnten, den er an einer Haustür erbettelt hatte, und die Flasche Wein trinken, die er auf dem Markt hatte stibitzen können. Er fegte ein paar tief hängende Zweige zur Seite und tauchte in den Schatten der hohen Bäume ein. Hier war es beinahe dunkel; nur vereinzelt fielen dünne Sonnenstrahlen durch das dichte Laubwerk und spielten mit dem Staub, den der Alte aufwirbelte. Der Boden war weich, und seine Füße sanken fast vollständig in feuchtem Moos und Fichtennadeln ein.
    Dann sah er Hund. Der kleine Mischling saß vor dem Eingang einer natürlichen Höhle und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Über seinem Kopf tanzten ganze Schwärme von Mücken.
    Der Alte schüttelte lächelnd den Kopf. »Aber nicht doch, Freund«, sagte er sanft. »Bei diesem Wetter brauchen wir keinen Unterschlupf, da reicht uns ein weiches Lager im Freien. Außerdem«, er scheuchte das Ungeziefer beiseite, das sich aus dem Unterholz auf seine nackten Arme und sein Gesicht stürzte, »gibt es hier zuviele Mücken.«
    Hund blickte ihn mit schiefem Kopf an und jaulte leise. Der Alte merkte auf. Das tat sein Begleiter nur, wenn er Beute gewittert hatte. Er beugte sich, neugierig geworden, vor und versuchte das Dunkel der Höhle mit Blicken zu durchdringen. Vielleicht, wenn sie Glück hatten, konnten sie das Brot und den Wein mit einem saftigen Kaninchenbraten aufrunden.
    Als er weitersprach, hatte sich seine Stimme auf ein leises Flüstern gesenkt. »Wie immer, Freund. Du bleibst hier und paßt auf. Ich gehe ‘rein und scheuche das Vieh heraus.« Er tätschelte den Kopf seines Hundes. »Ich hoffe, du bist in Form heute, Kleiner.«
    Damit wandte er sich wieder dem dunklen Loch zu, legte Mantel und Bündel sorgfältig zu Boden und schlich näher an den Höhleneingang heran. Er war größer, als es auf den ersten Blick ausgesehen hatte; der Alte brauchte sich kaum zu bücken, als er in die nachtschwarze Dunkelheit eindrang. Er ging ein paar Schritte und blieb verblüfft wieder stehen. Die Decke der Höhle wurde nicht niedriger, wie er vermutet hatte, im Gegenteil. Er konnte sie mit ausgestrecktem Arm kaum noch erreichen!
    Jetzt kramte er doch den Kerzenstummel, den er für solcherlei Gelegenheiten stets bei sich trug, aus der Tasche, hantierte einen Moment lang ungeschickt mit seinen Zündhölzern herum und entflammte schließlich den Docht.
    »Heiliger Strohsack, Schutzpatron der Vagabunden!« entfuhr es ihm. »Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet!«
    Im flackernden Schein der Kerze eröffnete sich ihm eine gewaltige Höhle, so groß, daß das Licht nicht einmal mehr die gegenüberliegende Wand erreichte. Auch die Decke war nur als unwirklicher Schatten zu erkennen. Aus der Dunkelheit kam ein helles Plätschern; sogar fließend Wasser gab es hier!
    Der Alte kratzte sich den Bart. Das war ein idealer Unterschlupf bei Regentagen! Schade nur, daß er eigentlich nicht vorhatte, länger in London zu bleiben. Morgen schon wollte er weiterziehen. Auf jeden Fall würde er die Stelle markieren, falls es ihn noch einmal, vielleicht im Winter, hierher verschlug.
    Nach Minuten andächtigen Schweigens erst fiel ihm wieder ein, warum er eigentlich hergekommen war. Irgendwo dort in der Dunkelheit wartete ein saftiger Braten auf ihn und Hund. Er ging ein paar Schritte weiter in die Höhle hinein und streckte die Kerze hoch über seinen Kopf.
    »Heda, mein kleines Abendessen!« rief er laut, um das Tier aufzuschrecken. Seine Stimme brach sich in den Tiefen der Höhle und kam als verzerrtes Echo zurück. Himmel, wie groß war sie denn noch? Von außen hatte der Erdwall gar nicht so riesig

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