Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer
umgeben.
Sie hatten das Versteck gefunden!
Sarim fluchte ungehemmt, fuhr auf der Stelle herum und ließ sich wieder auf die Couch sinken, auf der er die Nacht verbracht hatte. Zitternd vor Aufregung schloß er die Augen, faltete die Hände auf der Brust und versuchte, sich mit Gewalt zur Ruhe zu zwingen. Er brauchte all seine Konzentration, um seine Geschöpfe über die große Entfernung hinweg zum Leben zu erwecken.
Ohne die neue Macht in seinem Schädel wäre ihm dies sicherlich nicht gelungen. Aber wie schon so oft zuvor meldete sich auch jetzt das finstere Tier in seinem Bewußtsein, stellte ihm seine Kraft und Energie zur Verfügung, und Sarim de Laurecs geistige Fühler griffen hinaus ans andere Ende der Stadt und berührten das geheimnisvolle Etwas in den Metallschädeln seiner Geschöpfe, das aus seelenlosem Eisen und Kupfer lebende, denkende Kreaturen werden ließ.
Dann...
Sarim de Laurec spürte es, ehe es wirklich geschah.
Irgend etwas, das sich seinem Begreifen entzog, griff nach seinem Gehirn und tat irgend etwas mit jenem geheimnisvollen Teil, der für seine übersinnlichen Kräfte verantwortlich war. Aus den Strömen pulsierender, lebenerschaffender Energie wurde...
Sarim schrie auf und versuchte die Verbindung zu unterbrechen.
Aber es war zu spät.
* * *
Frankenstein warf sich zurück, verlor auf dem schlüpfrigen Boden den Halt und stürzte. Aber er fiel nicht, denn die stählerne Hand der Cohen-Puppe hielt ihn noch immer fest und preßte seinen Arm mit erbarmungsloser Gewalt zusammen. In den Augen des Maschinenmenschen war ein düsteres, unheimliches Lohen erschienen. Sein gespaltenes Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse der Wut.
Und er war nicht der einzige, der zum Leben erwachte!
Eine nach der anderen begannen sich sämtliche Puppen zu regen. Hände hoben sich, noch zitternd und ungelenk, Beine begannen zu strampeln, in gläsernen Augen glomm ein satanisches Feuer auf. Eine der Kreaturen griff nach oben, klammerte sich mit beiden Händen an den Haken, an dem sie baumelte, und hängte sich selbst ab.
»Halt aus, Viktor!« brüllte Rowlf. »Ich komme!«
Aber er erreichte Frankenstein nicht. Der nachgemachte Lord Darender, an dem er vorüberstürmte, griff blitzschnell mit beiden Händen zu, packte Rowlfs Kopf und hielt ihn fest. Rowlf stieß einen sonderbar keuchenden Laut aus, verlor die Balance und wäre fast gestürzt. Mit aller Kraft begann er sich zu wehren und auf den Maschinenmenschen einzuschlagen, aber ebensogut hätte er versuchen können, Big Ben mit bloßen Händen einzureißen.
Was folgte, war der reine Irrsinn.
Die beiden Maschinen, die Rowlf und Frankenstein hielten, regten sich nicht – aber die anderen begannen der Reihe nach von ihren Haken herunter zu steigen und sich den beiden hilflosen Männern zu nähern. Eiserne Hände streckten sich nach Frankenstein aus; kalte, mit dünnem Kautschuk überzogene stählerne Finger tasteten nach seinem Gesicht, glitten über seinen Körper...
Und dann ertönte ein heller, peitschender Knall. Ein grellweißer Blitz blendete Frankenstein. Die Luft stank plötzlich nach verschmortem Gummi und heiß gewordenem Metall, und mit einem Male war der entsetzliche Druck auf seinem Arm verschwunden. Frankenstein taumelte, fiel hilflos zu Boden und sah, wie Rowlf ebenfalls zur Seite wankte und stürzte, als die Hände, die ihn gehalten hatten, mit einem Male erschlafften.
Wie durch einen Schleier hindurch sah Frankenstein eine der entsetzlichen Maschinenkreaturen auf sich zutaumeln, die Hände gierig nach ihm ausgestreckt, ein mörderisches Glühen in den Augen.
Aber ihre Bewegungen waren seltsam ungelenk, beinahe ziellos. Und plötzlich nahm das Glühen in ihren Augen zu, wurde zu einem grellweißen Feuer, das lodernd aus ihren geschwärzten Augenhöhlen hervorbrach, grellglühende Finger aus Glut über den Schädel schickte, Metall und Gummi und falsches Haar in Brand setzte und sich weiterfraß, bis Kopf und Oberkörper des schrecklichen Geschöpfes zu einem flammenspeienden Vulkan zu werden schienen.
Und nicht nur diese eine Puppe brannte!
Die Vernichtung raste wie eine unsichtbare Sense durch den Raum. Eine nach der anderen begannen Sarim de Laurecs Puppen zu wanken. Grelles Feuer brach aus ihren metallenen Schädeln, erfüllte den Raum mit gleißendem Licht und schier unerträglicher Hitze. Frankenstein stöhnte, wälzte sich instinktiv auf den Bauch und verbarg das Gesicht in der Armbeuge, während die Maschinenmenschen
Weitere Kostenlose Bücher