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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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flehe Sie an.«
    »Es ist vorbei«, sagte ich. »Keine Angst mehr, Letitia. Wir sind in Sicherheit. Der Sturm ist vorüber.« Behutsam löste ich ihre Arme von meinem Hals, schob sie ein Stück weit von mir fort und drehte mich herum.
    Ich erschrak, als ich Alis Blick begegnete.
    Die Augen des jungen Wüstenprinzen flammten vor Zorn – jedenfalls dachte ich, daß es Zorn wäre, im allerersten Moment.
    Dann erkannte ich, was es wirklich war: Eifersucht.
    »Ist es bei euch in Inglistan üblich, Frauen zu schlagen?« zischte er.
    Ich sah ihn kühl an. »Wenn sie hysterisch werden, schon«, antwortete ich. »Männer übrigens auch.«
    Ali ignorierte den letzten Teil meiner Antwort geflissentlich. »Du hast ihr geholfen, Giaur«, sagte er. »Dafür danke ich dir. Und trotzdem – merke es dir gut, denn ich werde es kein zweites Mal sagen: rührst du sie noch einmal an, dann töte ich dich.«
    Ich setzte zu einer geharnischten Antwort an, beließ es aber dann bei einem stummen Kopfschütteln. Ich hatte wahrlich keine Lust, mich jetzt auch noch mit Ali zu streiten – um einer Frau willen, die mich nicht die Bohne interessierte.
    Den Felsspalt zu betreten, war weitaus leichter gewesen, als ihn wieder zu verlassen, denn der Sturm hatte tonnenweise Sand gegen unser Versteck geschleudert, so daß ich mich gezwungen sah, das letzte Stück auf Händen und Knien zu kriechen, um die jäh ansteigende, neugeschaffene Düne zu überwinden; ebenso wie Letitia übrigens. Nur Ali schien es unter seiner Würde zu finden, sich auf allen vieren fortzubewegen, und schritt mit stolz erhobener Nase hinter uns her – mit dem Ergebnis, daß er in dem feinen Flugsand ausglitt und auf selbige fiel. Als er sich hochrappelte, warf er mir einen derart zornigen Blick zu, als hätte ich ihm ein Bein gestellt.
    Von unseren Kamelen – oder gar unserer Ausrüstung – war keine Spur mehr zu sehen. Die Wüste war glatt und leer, leergefegt im wahrsten Sinne des Wortes. Vor uns erstreckte sich gelbbrauner Sand, so weit das Auge auch nur reichte.
    Ali stieß einen verblüfften Laut aus. Seine Augen waren ungläubig geweitet. »Was beim Schejtan...«, murmelte er, brach ab, fuhr sich verwirrt mit den Händen über die Augen und blickte nach rechts und links.
    »Was hast du?« fragte ich.
    Ali antwortete erst nach einigen Sekunden. Seine Lippen preßten sich zu schmalen, blutleeren Strichen zusammen. »Das ist Zauberei!« behauptete er. »Das ist... das ist nicht der Teil der Wüste, in dem wir waren, als der Sturm losbrach, Giaur! Das ist...« Er brach mitten im Wort ab, fuhr auf der Stelle herum und begann, an der Flanke des gewaltigen Granitblockes entlangzulaufen, der uns das Leben gerettet hatte.
    Einen Moment lang starrte ich ihn an, blickte dann wieder auf die Wüste hinaus und fragte mich, woher zum Teufel er wissen wollte, in welchem Teil der Wüste wir waren? Hier sah doch eine Düne aus wie die andere! Dann aber wandte ich mich ebenfalls um, gab Letitia ein Zeichen, mir zu folgen, und lief durch den knöcheltiefen Sand hinter Ali her.
    Um ein Haar hätte ich ihn über den Haufen gerannt, denn Ali war so abrupt stehengeblieben, als wäre er vor eine unsichtbare Wand geprallt.
    Und als ich an ihm vorbeisah, verstand ich auch, warum.
    Plötzlich wußte ich, daß er recht hatte. Mir selbst war es sonderbar vorgekommen, daß wir den gewaltigen Felsen zuvor nicht gesehen haben sollten, in dessen Schutz wir uns verkrochen hatten. Aber bei unserer Erschöpfung und Aufregung wäre dies immerhin noch möglich, wenn auch schwer vorstellbar gewesen.
    Aber die gewaltige schwarzbraune Festung, die sich auf der anderen Seite des Felsens erhob, zu übersehen – das war schlichtweg unmöglich.

    * * *

    »Sie kommen, Herr«, sagte Dschakid.
    Nizar nickte. Sein feistes Gesicht zeigte keine Regung, während er den Worten seines Heerführers lauschte. Dschakid sagte ihm nichts, was er nicht bereits durch die Macht des Auges gewußt hätte. Nur seine rechte Hand, die den Nacken des riesigen Leopardenweibchens streichelte, das neben seinem Thron lag, hielt einen Moment in ihrer Bewegung inne.
    »Dann geh hinaus und begrüße unsere Gäste, wie es Ihnen zukommt«, sagte er schließlich. »Und sei vorsichtig, Dschakid. Ich möchte nicht, daß ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wird. Sie sind meine Gäste, und ich will, daß sie so behandelt werden, wie es die Regeln der Gastfreundschaft verlangen.«
    Dschakid entfernte sich demütig. Die Leopardin auf Nizars Schoß

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