Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans
schützen, durchbrach er meine Deckung und nahm mir meine Lebensenergie.
Schließlich griff ich zu einem letzten, verzweifelten Mittel: ich lenkte meine Energien wieder auf mich zurück und machte aus meinen Gedanken ein verwobenes Knäuel an Fäden, die immer wieder in sich selbst endeten. Die Chancen, aus diesem selbstgeschaffenen Labyrinth wieder herauszukommen, waren sehr gering, das wußte ich. Aber die Alternative war der Tod. Noch Sekunden, und Nizar würde mich aussaugen wie eine Spinne ihr wehrlos gefangenes Opfer.
Wie lange der magische Kampf dauerte, weiß ich nicht. Irgendwann zog sich ein sehr enttäuschter Nizar aus mir zurück, und sehr viel später gelang es mir, den selbstgeschaffenen Vorhang aus Wahnsinn um meine Gedanken zu zerreißen und mühsam in die Wirklichkeit zurückzufinden.
Ich lag auf dem Boden, und der Raum drehte sich beständig um mich herum. Ein Geschmack wie nach Blut war in meinem Mund, und ich fühlte mich schwach wie ein neugeborenes Kind.
Aber auch mein Kontrahent hatte Federn gelassen – Nizar lag schnaufend auf seinem Thron, alle viere von sich gestreckt, soweit dies bei seinem Körperbau möglich war, das Gesicht glänzend vor Schweiß. Sein Atem ging schnell und stoßweise. Er blickte mich mit einer Mischung aus Wut und Furcht an. Als könne er noch nicht so recht begreifen, was überhaupt geschehen war, hielt er seinen Rubin vor das Auge und ließ ihn wieder sinken, ohne einen weiteren Angriff auf mich zu wagen. Er sah erschöpft aus, noch viel mehr aber verärgert.
Schnaubend richtete er sich auf und schnippte mit den Fingern. Zwei seiner halb mumifizierten Wächter traten aus dem roten Licht heraus und zerrten mich roh auf die Füße. Ich versuchte mich zu wehren, aber gegen die beiden Kreaturen hatte ich keine Chance.
»Du bist stark«, sagte Nizar. »Du bist wie ich ein Träger der Kraft, Fremder. Doch du hast ihre Quelle gut verborgen, denn ich kann sie nicht erkennen.«
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was Nizar überhaupt meinte. Er glaubte wohl, daß ich zur Manifestierung meiner Kräfte ein Medium benötigte, wie es sein eigenartiger Rubin darstellte, der sich mit magischen Energien vollgesogen hatte. Ich schwieg.
Nizar ärgerte sich sichtlich, daß ich nicht antwortete. »Wie du willst, Ungläubiger!« fauchte er. Er hob die Hand. »Zieht ihn aus!«
Abermals versuchte ich mich zu wehren, aber ich hatte keine Chance – die beiden Mumienkrieger rissen mir das, was von meinen Kleidern noch übrig geblieben war, vom Leib, und trugen alles zu Nizar hin. Der Magier untersuchte jedes Teil aufs genaueste, ehe er mir meine Kleider mit einer wütenden Bewegung wieder vor die Füße schleuderte. Ich wollte mich danach bücken, bekam aber einen Schlag in den Nacken, der mich halb besinnungslos zu Boden fallen ließ.
Als die roten Schleier vor meinen Augen allmählich aufrissen, hob Nizar die Hände und klatschte einmal kurz. Eine Frau trat aus einer Tür in den nur schemenhaft sichtbaren Wänden, blieb vor Nizars Thron stehen und verbeugte sich tief, aber nicht sehr demütig. »Herr?«
Sie war groß und stattlich und fast ebenso üppig gebaut wie Letitia. Obwohl ich mehr für zierliche Frauen schwärme, mußte ich zugeben, daß sie schön war. Nur die gelben Augen mit den seltsam schrägen Pupillen störten diese Schönheit ein wenig. Sie verneigte sich vor Nizar und berührte mit der Hand ihr Halsband, das mit einem wertvollen Rubin geschmückt war.
»Wie du siehst, Rubin«, sagte Nizar kalt, »habe ich einen Gast. Begleite ihn in das Gastgemach und sorge dafür, daß er sich wohlfühlt!« Dann wandte sich Nizar mit betont freundlicher Stimme an mich.
»Willkommen, Bruder in der Magie. Ich freue mich, dich bei mir zu haben. Sei mein Gast und fühle dich wohl!«
Ich starrte ihn an, suchte vergeblich nach Worten und wurde mir plötzlich der Tatsache bewußt, daß ich keinen Faden am Leibe hatte. Hastig bückte ich mich nach meinen Kleidern und bedeckte meine edelsten Körperteile. Rubin musterte mich mit ausdruckslosem Gesicht. Aber in ihren Augen blitzte es amüsiert. Ich konnte direkt spüren, wie sich die Farbe meines Gesichtes der dieses Raumes anglich.
* * *
Der Weg war nicht sehr weit, und er führte durch finstere, vollkommen lichtlose Gänge, in denen ich mich schon nach wenigen Schritten hoffnungslos verirrt hätte, wäre ich allein gewesen.
Aber das war ich nicht – in meiner Begleitung befanden sich mindestens zwei von Nizars Kriegern
Weitere Kostenlose Bücher