Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen
sich postiert hatten, würde es dennoch schwer sein, sie zu besiegen. Aus ihrer Deckung heraus konnten sie den Vormarsch einer ganzen Armee zum Stocken bringen. Die Halle war fast hundert Yards lang, und auf dem ganzen Stück gab es so gut wie keine Deckung.
Zengsu wandte sich um, als hinter ihm Unruhe entstand. Die Sree wichen zur Seite und bildeten eine Gasse, durch die Mereda, Madur und Uscham herankamen. Irritiert starrte er dem Sree-Häuptling und den beiden Inguré entgegen. Was hatte Mereda mit dem Kriegsherrn von Conden zu schaffen? Wieso waren er und Uscham überhaupt noch am Leben?
Madurs Gesicht zeigte ein hochmütiges Grinsen, das Zengsu überhaupt nicht gefiel. Es schien einiges nicht so zu laufen, wie er es geplant hatte. Wenn Madur und Mereda zusammenarbeiteten, konnte das seine Pläne empfindlich stören. Der Kriegsherr war ein Meister im Schmieden von Intrigen. Dadurch wurde er zu einem Gegner, den er keinesfalls unterschätzen durfte.
»Du hast den Turm immer noch nicht genommen?« erkundigte sich Mereda spöttisch. »Wie viele Stunden willst du denn noch vertrödeln?«
»Aber Herrin... bis auf die Halle und den Beschwörungssaal ist Conden fest in unserer Hand. Es wird nicht mehr lange dauern, bis...«
»Es wird überhaupt nicht mehr dauern«, unterbrach ihn Mereda kalt. »Befiehl sofort einen Großangriff. Wir haben keine Zeit mehr.«
»Aber dann würde es Hunderte Tote geben.«
»Na und? Jeder muß für unser Ziel Opfer bringen. Oder hast du etwa Angst? Soll Madur den Angriff leiten?«
In ohnmächtiger Wut ballte Zengsu die Fäuste hinter dem Rücken. Ein Befehl von ihm hätte gereicht, und die Hexe wäre auf der Stelle gestorben. Die Sree haßten sie ebenso wie alle anderen Inguré, und nicht einmal ihre Magie hätte sie gegen eine solche Übermacht schützen können. Aber er brauchte sie noch, wenn er seinen Traum eines vereinten Reiches von Conden- und Ancen-Sree verwirklichen wollte.
Meredas Befehl diente ganz bewußt dazu, die Sree in den Tod zu treiben, um ihn zu schwächen, wenn es zur letzten Auseinandersetzung zwischen ihnen beiden kommen würde.
Mit offenem Haß starrte er sie an. Dann drehte er sich abrupt um und stieß sein Schwert in die Höhe. Augenblicklich breitete sich Ruhe aus.
»Sree von Conden. Ihr seid mir gefolgt, um die Ketten eurer tausendjährigen Knechtschaft endgültig abzustreifen. Hinter dieser Tür dort vorne verbergen sich die letzten unserer Unterdrücker. Der Magierkreis ist schwach und hilflos geworden. Er kann uns nicht mehr aufhalten. Zögern wir nicht länger. Stürmen wir auch diesen letzten Unterschlupf unserer Feinde!«
Er hielt für einen Moment inne und straffte seinen schlanken Echsenkörper. Hatte er die ersten Worte noch stockend und haspelnd ausgesprochen, fiel er nun zurück in die Rolle eines Mannes, dessen zweites Handwerk neben dem Kampf das Reden und Überzeugen war. Selbst die fanatischsten Kämpfer würden zurückweichen, wenn er einfach nur von ihnen verlangte, in den sicheren Tod zu laufen, ohne ihnen etwas dafür zu bieten und sie in die richtige Stimmung zu bringen.
»Hunderttausende von uns sind im Laufe der Jahrhunderte unter der Knechtschaft der verfluchten Inguré gestorben. Aber es liegt an uns, all diesen Opfern einen Sinn zu geben. Die meisten von euch haben Familien und wünschen nichts anderes, als in Frieden zu leben. Ich kenne das Leid, das der Krieg gegen den Ancen-Turm euch gebracht hat. Ich habe die Trauer in den Gesichtern unserer Frauen, Mütter und Kinder gesehen, wenn einer der Unseren in diesem Krieg fiel, der niemals der unsere war.«
Zengsu machte eine kurze, genau berechnete Pause, um seinen Worten den größtmöglichen Nachdruck zu verleihen. Dann fuhr er mit erhobener Stimme fort.
»Auch der heutige Tag wird noch weitere Opfer von uns fordern. Aber diesmal kämpfen wir erstmals für eine gerechte Sache. Jeder Tote, den wir in diesem Kampf zu beklagen haben, ist ein Märtyrer und wird unsterblichen Ruhm erlangen. Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern auch für die Freiheit unserer Kinder und der nach uns folgenden Generationen. Dieser Tag wird in die Geschichte unseres Volkes eingehen. Niemand kann jetzt noch zurückweichen. Sagt, werdet ihr mir folgen, und wenn uns unser Weg durch die Hölle führt? Werdet ihr alle zusammen mit mir die Ketten unserer Knechtschaft endgültig abstreifen?«
Erste laute Ja-Rufe wurden laut. Die unerschrockensten seiner Männer rissen andere mit, bis ein
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