Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen
tausendstimmiges »Ja« durch die Halle dröhnte.
»Dann müssen wir sofort handeln!« brüllte Zengsu. »Im Augenblick können die Magier uns nicht gefährlich werden, aber sie werden sich von ihrer Schwäche erholen und alle unsere bisherigen Erfolge zunichte machen. Wir müssen sie sofort angreifen. Folgt mir! Für die Freiheit!«
Erneut stieß er sein Schwert in die Höhe, wohlweislich darauf achtend, daß er durch eine Säule vor den Pfeilen der Inguré geschützt war. Ein Schlachtruf aus tausend Kehlen schallte ihm entgegen. Die ersten Angreifer stürmten an ihm vorbei, rissen auch die letzten noch Unentschlossenen mit.
»Folgt mir!« brüllte Zengsu noch einmal. Ich komme nach, fügte er in Gedanken hinzu.
Niemandem fiel auf, daß er selbst sich in sicherer Deckung hielt. Wie eine grüne Flut stürmten die Sree an ihm vorbei – genau in den Pfeilhagel der Inguré. Dutzende fielen schon auf den ersten Metern. Für einen Moment drohte der Angriff ins Stocken zu geraten.
»Für die Freiheit!« schrie Zengsu. Sein Ruf wurde aufgefangen und weitergetragen. Die gerade noch eingeschüchterten Sree sprangen über ihre toten Kameraden hinweg, schwärmten aus und drangen weiter vor. Ein wahrer Hagel von Pfeilen schlug ihnen entgegen, aber die ungestüme Gegenwehr schien ihren Kampfesmut nur noch mehr anzustacheln.
»Hattest du nicht etwas davon gesagt, daß die Männer dir folgen sollen?« schreckte Meredas Stimme Zengsu auf. Schwerfällig drehte er sich herum und kämpfte den Haß nieder, der ihm beim Anblick der toten Sree erneut zu überwältigen drohte.
»Hattet Ihr nicht gesagt, Ihr würdet den Kampf gegen den Magierkreis allein aufnehmen?« erkundigte er sich im gleichen hochmütigen Tonfall.
»Halte deine Zunge im Zaum, oder du verlierst sie«, warnte Madur und hob drohend sein Schwert.
Zengsu warf ihm einen verächtlichen Blick zu und beobachtete weiter, wie die Sree auf die Deckung der Verteidiger zustürmten, sie erreichten und überrannten.
Er verspürte keinerlei Triumph in sich.
Nur Leere.
* * *
Panische, kreatürliche Angst loderte wie eine Stichflamme in mir hoch und fegte meinen Verstand hinweg, als die magische Sphäre, mein einziger Schutz, blasser wurde und zu flackern begann.
Es sah aus, als würde das Meer um mich herum explodieren. Das Wasser begann unter unbändigen Gewalten zu schäumen und zu toben, als würde es kochen. Die Sphäre flackerte noch ein letztes Mal, dann brach sie endgültig zusammen.
Im gleichen Augenblick traf mich das niederstürzende Wasser wie der Faustschlag eines Riesen. Instinktiv öffnete ich den Mund zu einem Schrei und schluckte Wasser. Ich wurde von den Füßen gerissen und zu Boden geschleudert, sofort wieder hoch- und herumgewirbelt, um gleich darauf erneut zu Boden geschleudert zu werden.
Der Aufprall war entsetzlich.
Und doch...
Etwas war nicht so, wie es sein müßte. Ich befand mich auf dem Grund eines Ozeans, hundert Fuß unter der Wasseroberfläche. Der Wasserdruck hätte mich auf der Stelle töten müssen, und wenn nicht der Druck, so die Wucht des Wassers, das mit der Kraft eines Dampfhammers in das Vakuum strömte, das die Sphäre hinterlassen hatte.
Immer noch wurde ich wild herumgewirbelt. An zielgerichtete Schwimmbewegungen war gar nicht zu denken. Eine unsichtbare Kraft zerrte an meinen Beinen. Der Sog packte mich wie eine starke Hand und riß mich vorwärts. Konturlose Dinge tauchten vor mir auf. Ich unternahm gar nicht erst den Versuch, danach zu greifen, sondern ließ mich treiben.
Ein immer stärkerer Schmerz pochte in meiner Lunge. Mein Bewußtsein begann zu schwinden. Das Denken fiel mir von Sekunde zu Sekunde schwerer. Gewaltsam kämpfte ich gegen die Gier an, den Mund aufzureißen und nach Luft zu schnappen.
Ein weiterer Schlag traf mich. Ich schrammte an etwas Hartem vorbei und spürte, wie ich mir die Haut abschürfte, ohne den Schmerz zu empfinden.
Dann, als ich es nicht mehr aushalten konnte, war es vorbei. Ich riß den Mund auf und schnappte gierig nach Luft. Es dauerte einen Herzschlag lang, bis ich merkte, daß ich kein Wasser, sondern wirklich Luft in meine gequälte Lunge sog. Keuchend atmete ich den herrlichen Sauerstoff ein und spuckte Wasser. Die Luft schien mit Eiskristallen durchsetzt zu sein und stach wie Nadeln in meiner Lunge, aber ich beachtete es nicht. Langsam, ganz langsam, begriff ich, daß ich gerettet war.
Es dauerte mehrere Minuten, bis ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Meine Hände
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