Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen
Riesenpflanze, deren pulsierendes Zentrum wie ein gigantisches Herz etwa in der Mitte der Lichtung lag.
Ich ergriff den Stockdegen mit zwei Fingern und schleuderte ihn wie einen Speer. In steilem Winkel stieg er in die Höhe, erreichte seinen höchsten Punkt und senkte sich trudelnd wieder herab. Mit mentalen Fühlern packte ich zu, beeinflußte seine Richtung und lenkte ihn in Richtung der strahlenden Helligkeit.
Im gleichen Moment wurde die Welt um mich herum wieder normal. Ich besaß nicht mehr genügend Kraft, sie auf magische Art wahrzunehmen. Alles begann sich vor meinen Augen zu drehen. Ich taumelte vor Schwäche und wäre gestürzt, wenn Madur nicht noch rechtzeitig zugegriffen und mich aufgefangen hätte.
Ein dumpfes Beben lief durch die Masse der Pflanzen. Im Todeskampf peitschten sie noch einmal auf uns ein. Madur und Uscham hieben wild um sich.
Dann, von einem Augenblick zum anderen, war es vorbei. Die Ranken erstarrten in der Bewegung und zerfielen in Sekundenschnelle. Nur noch graue Asche bedeckte die Lichtung und wurde vom Wind fortgewirbelt.
Das war das letzte, was ich wahrnahm, bevor ich endgültig ohnmächtig zusammenbrach.
* * *
Auf den ersten Blick sah es aus, als ob die Menschen schliefen. Reglos, mit geschlossenen Augen saßen sie zusammen. Die einzige Bewegung in dem großen Saal ging von den ruhig pulsierenden Assyr-Kristallen aus.
Doch die acht Männer und Frauen schliefen nicht. Aneh hatte erneut das Lied der Macht angestimmt, um den Magierkreis zu einer geistigen Einheit zu verschmelzen. Allein war sie zu schwach, den Ruf des Befreiers zu hören, und sie wußte nicht einmal, ob es so gelingen würde. Die Anstrengungen der letzten Tage waren zuviel gewesen für die weitgehend ungeschulten Adepten, und selbst dieser Versuch stellte fast schon eine geistige Vergewaltigung dar. Für Tage, wenn nicht gar Wochen würde dies das letzte Mal sein, daß sie den Kreis zusammenrufen konnte.
Aber die Entscheidung über das weitere Schicksal Condens würde ohnehin in den nächsten Stunden fallen. Nichts würde danach mehr wie zuvor sein, wie auch immer die Entscheidung aussehen mochte.
Aneh wartete und konzentrierte sich mit aller Macht, bis sie endlich den Ruf wahrnahm. Es war nicht mehr als ein schwaches Wispern, das sich zu ihrem Namen formte.
Gleichzeitig griff sie mit magischer Kraft nach den Gehirnen der Adepten und sammelte ihre Energie, sog sie wie ein Schwamm in sich auf und sandte sie weiter. Einen Herzschlag lang glaubte sie, einen grell leuchtenden Speer zu sehen, der sich in der Unendlichkeit verlor.
Ein leises Summen kam über ihre Lippen und wurde zu einer Melodie.
Einer der Adepten neben ihr stöhnte auf. Wie in Krämpfen preßte er die Arme um seinen Leib, dann brach er ohnmächtig zusammen.
Erschrocken verringerte Aneh den geistigen Druck auf die anderen ein wenig und sandte beruhigende Impulse an sie aus. Sie durfte den Kreis nicht überbelasten, wenn sie eine Katastrophe vermeiden wollte.
Vier Stunden mußte die magische Sphäre mindestens halten. Sie mußte die ihr zur Verfügung stehende Kraft sorgsamer einteilen.
Ein Geräusch schreckte sie auf. Für Sekunden drohte sie die Kontrolle über die magischen Energien zu verlieren. Ein lautloser Aufschrei ging durch die Gedanken der Adepten, und sie spürte die aufkommende Panik. Instinktiv kapselte sie sich ab.
Ein glühendes Schwert schien durch Anehs Geist zu schneiden, als sie die magische Sphäre plötzlich allein kontrollieren mußte. Blitze von ungeheurer Intensität drohten ihr Bewußtsein zu verbrennen. Sie wand sich vor Schmerzen, bis es ihr gelang, die Kontrolle über das magische Feld zurückzugewinnen.
»Bist du von Sinnen?« herrschte sie den Mann an, der in den Saal gestürmt war.
»Die Sree!« keuchte der Mann. »Sie greifen den Turm an!«
Es dauerte einige Sekunden, bis Aneh die Nachricht richtig verstand. Jähes Entsetzen verzerrte ihr Gesicht, und wieder drohte ihr die Kontrolle über das magische Feld zu entgleiten.
»Haltet sie auf!« befahl sie. »Sie dürfen den Beschwörungssaal unter keinen Umständen erreichen.«
»Wir haben keine Chance, sie ohne die Hilfe des Kreises zu besiegen. Die Revolte muß gründlich vorbereitet gewesen sein. Bevor wir überhaupt gemerkt haben, was geschah, hatten sie schon die Außenbastionen erobert. Sie kämpfen wie die Berserker. Nichts kann sie aufhalten. Ihr müßt uns helfen, oder Conden wird fallen!«
»Es... es geht nicht. Ich kann die Beschwörung
Weitere Kostenlose Bücher