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Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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entgegenkommend. »Dr. Gray wird sicherlich sehr ungehalten sein, wenn ich ihn um diese Zeit wecke, und möglicherweise wird er sogar...«
    »Was ist denn hier los?« vernahm ich Grays Stimme hinter dem Butler.
    »Es tut mir leid, Sir, hier ist ein Mann, der Sie unbedingt sprechen möchte. Er sagt, er hieße Robert Craven und...«
    »Robert!« Es klang fast wie ein Schrei.
    Der Butler trat hastig zur Seite, und gleich darauf erschien Grays vor Aufregung gerötetes Gesicht im Türspalt.
    Seine Augen weiteten sich vor Ungläubigkeit, als er mich sah.
    Ich zog meinen Fuß zurück und wollte schon erleichtert aufatmen, als mich etwas in seinem Blick warnte.
    Gray mußte um seine Fassung ringen, aber was ich in seinem Gesicht las, war nicht die Wiedersehensfreude, sondern eher – ja, eher eine ungläubige, betrogene Hoffnung, hinter der eine immer stärkere Wut aufkeimte.
    »Dr. Gray, was ist mit...«
    »Das ist ein schlechter Scherz, den Sie sich da erlaubt haben, Mister«, unterbrach er mich eisig. »Ich weiß nicht, was Sie sich davon versprechen, aber ich rate Ihnen, sofort zu verschwinden und niemals wiederzukommen, wenn Sie nicht wollen, daß ich Ihnen die Polizei auf den Hals hetze.«
    »Aber...«
    Mit lautem Krachen fuhr die Tür ins Schloß. Fassungslos starrte ich das glatte Holz an.

    * * *

    Auch nachdem Sill mit ihrem Bericht geendet hatte, schwieg Howard noch und kaute gedankenverloren auf seiner Zigarre herum. Zu phantastisch war das, was er gehört hatte.
    Aber vielleicht war gerade das der Grund, aus dem er ihr letztendlich glaubte: Niemand würde sich eine so verrückte Geschichte ausdenken, es sei denn, man würde ihm ein fürstliches Autorenhonorar dafür bezahlen. Er konnte sich keinen Grund vorstellen, warum die junge Frau lügen sollte,
    »Dat heißt, dat se sich Robert geschnappt ham«, polterte Rowlf nach einer Weile. »Auf was wart’n wir noch? Soll’n wir nich langsam ma nach ihm suchen?«
    Howard schüttelte tadelnd den Kopf.
    »Du weißt selbst, wie sinnlos das wäre. Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo wir mit der Suche beginnen können. Genauso sinnlos wäre es, wenn wir uns an die Polizei wenden würden. Allem Anschein nach handelt es sich nicht um ein normales Verbrechen. Wir können nur abwarten.«
    »Abwart’n!« Rowlf schnaubte verächtlich und zog gleich darauf geräuschvoll die Nase hoch. »Un wenn se dem Kleinen inzwischen den Kopp einschlag’n?«
    »Das hätten die Kerle gleich an Ort und Stelle erledigen können, wenn sie es darauf abgesehen hätten.« Howard stand auf, ging ein paar Schritte im Zimmer auf und ab und blieb schließlich vor dem Fenster stehen. Einige Sekunden blickte er in die Dunkelheit hinaus. Das Gewitter war weitergezogen, nur am Horizont zeigte sich gelegentlich noch fernes Wetterleuchten. Seine scheinbare Ruhe war nichts als eine Maske, unter der er seine wahren Gefühle verbarg. Es war wichtig, daß er einen klaren Kopf behielt.
    »Nein, ich glaube nicht, daß sie ihn töten wollen«, sprach er nach einer kurzen Pause weiter und wandte sich wieder vom Fenster ab. »Die beiden Kerle waren doch angeblich unbesiegbar. Was also hätte sie davon abhalten sollen, es sofort zu tun!«
    »Sie bewegten sich schneller, als ich es jemals bei einem Menschen gesehen habe«, wiederholte Sill. »Ich habe sie mit dem Schwert angegriffen, aber ich konnte sie nicht treffen.« Sie kaute auf ihrer Lippe herum. »Ich hätte den Mann nicht vertreiben sollen, der mich geweckt hat. Er war keine dieser Kreaturen. Vielleicht war er nur ein Passant, der mir helfen wollte, aber etwas an ihm wirkte so seltsam fremd, daß es mir Angst einflößte. Es könnte sein, daß er etwas gesehen hat, das uns weiterhelfen könnte.«
    »Typisch. Erst ma haun, un dann erst denkn«, nuschelte Rowlf. Howard warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich mein ja nur«, fügte der Hüne hinzu.
    »Ich – ich war so überrascht, daß ich überhaupt nicht nachgedacht habe«, fuhr Sill fort. »Die fremde Umgebung, der plötzliche Angriff – ich bin es nicht gerade gewohnt, daß jemand mir zu helfen versucht.«
    Howard warf seine Zigarre in den Aschenbecher und zündete sich sofort eine neue an.
    »Das könnte eine Spur sein. Versuchen Sie, sich an den Mann zu erinnern. Die Chance, ihn zu finden, ist zwar minimal, aber«, ein kurzes, humorloses Lächeln glitt über Howards Gesicht, »vielleicht haben wir das Glück, daß er zur Polizei gelaufen ist, um Sie anzuzeigen.«
    Sill konzentrierte sich, dann

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